Kommentar
09:50 Uhr, 19.03.2018

Darum wird es keinen Handelskrieg geben!

Kaum sind die Strafzölle beschlossen, soll es schon wieder Ausnahmen geben. Das ist aber nicht der Grund, weshalb es einen Handelskrieg nicht geben wird.

Am Ende geht es immer nur ums Geld. So ist es auch im Handel. Die derzeitige Administration glaubt, dass ein Handelsbilanzdefizit die USA beraubt. Die Sache ist zwar etwas komplizierter, aber dies ist nicht einmal das Geld, um das es geht. Es geht vielmehr um die Schulden der USA.

Die USA leben seit Jahrzehnten über ihren Verhältnissen. Sie sparen zu wenig und geben zu viel aus. So entstehen die Defizite. Dies lässt sich eindrucksvoll auf das Ende des Bretton-Woods-Systems zurückführen. Vom Zweiten Weltkrieg abgesehen hielt sich das Schuldenwachstum in Grenzen. Nach Zusammenbruch der Währungsbindung schnellten die Schulden in die Höhe.

Der Dollar ersetzte Gold als Standard. Jeder brauchte Dollar. Dieser war und ist dadurch deutlich überbewertet. Ist eine Währung überbewertet, macht es wirtschaftlich Sinn, im Ausland einzukaufen. Es macht auch für heimische Unternehmen Sinn, im Ausland billiger zu produzieren und die Produkte in der Heimat zu verkaufen.

Am Ende hat sich ein System ergeben, in dem die USA eine zu starke Währung haben. Das ist ein Grund dafür, dass die USA einen starken Anreiz hatten, über ihre Verhältnisse zu leben und sich im Ausland zu verschulden. Davon hat das Ausland natürlich profitiert.

Jetzt sind die USA im Ausland hoch verschuldet. Ein Drittel der Schulden befindet sich im ausländischen Besitzt. Lässt man die Schulden außen vor, die von staatlichen Stellen selbst gehalten werden, hält das Ausland fast 50 % der US-Schulden.

Würden die USA nun flächendeckend Strafzölle einführen, können Länder wie China gehörig Druck ausüben. China hält über 1 Billion der US-Schulden (Grafik 2). Das ist nur die offizielle Zahl. Sehr wahrscheinlich kauft China über andere Länder ebenfalls Schulden, die dann aber z.B. Irland zugeordnet sind. Es ist unwahrscheinlich, dass Irland mehr US-Schulden hält als das Land selbst als BIP erwirtschaftet.

China hält vermutlich zwischen 1,4 und 1,6 Billion aller US-Schulden. Weigert sich China die USA weiter zu finanzieren oder gar die Schulden auf den Markt zu werfen, versinken die USA im Chaos. Die Regierung ist daher gut beraten, keinen handfesten Handelskrieg vom Zaun zu brechen. China ist da weniger zimperlich als Japan.

Die starke Verflechtung der USA mit Ländern wie China über die Schulden ist ein Anreiz, eine Eskalation zu vermeiden. Weder die USA noch China können sich das leisten. Die Schulden, also letztlich Geld, wird alle Seiten zur Vernunft bringen.

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6 Kommentare

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Der Focus schreibt dazu:

    Amerikanische Produkte müssen auf ihrem Weg nach Europa deutlich höhere Barrieren überwinden als anders herum. Die EU erhebt im Schnitt nicht nur höhere Einfuhrzölle, sie verlangt sie auch für deutlich mehr Waren als die Amerikaner. Das zeigt eine Untersuchung des Ifo-Instituts.

    https://www.focus.de/finanzen/...

    Laut Hans Werner Sinn benötigt die EU diese Abgaben dringend, um den eigenen Wasserkopf zu finanzieren.

    12:15 Uhr, 21.03.2018
  • Garten
    Garten

    Die Auslandschulden spielen überhaupt keine Rolle. Die Fed kann sie aufkaufen per QE. Macht höchstens den Dollar schwächer, was gut für die amerikanischen Exporte wäre.

    08:41 Uhr, 20.03.2018
    1 Antwort anzeigen
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Den Handelskrieg gibt es schon längst. Vermutlich wird Donald Trump der EU in Kürze reinen Wein einschenken bei deren Ersuchen in Richtung Washington, die angekündigten Strafzölle wieder abzublasen.

    In Wahrheit erhebt die EU schon heute deutlich höhere Abgaben auf US-Produkte als umgekehrt. Der Spitzenökonom Hans Werner Sinn hat die Situation kürzlich bei Markus Lanz im ZDF erläutert. Ab Minute 37:00 im folgenden Beitrag:

    www.zdf.de/gesellschaf...

    00:49 Uhr, 20.03.2018
  • peterschirl
    peterschirl

    Pleite gehen Lassen.

    19:43 Uhr, 19.03.2018
  • tourguide
    tourguide

    Geld hat noch die die Menschen zur Vernunft gebracht! Ehr versucht man sich mit anderen Mitteln aus der Schuld zu stehlen!

    10:18 Uhr, 19.03.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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