Kommentar
10:00 Uhr, 29.04.2008

Darauf sollten Sie achten

Grüße Sie, meine Damen und Herren.

Auf Veranstaltungen habe ich immer viele, wirklich viele Gespräche mit Anlegern unterschiedlichster Colour. Dabei fällt mir der oft außerordentlich hohe Wissensstand der Gesprächspartner auf. Sie machen das genau richtig. Informieren Sie sich zu Einzeltiteln, zu einzelnen Branchen, zu Trendthemen wie Rohstoffen, Klimaentwicklung, Asien. Informieren Sie sich fundamental, informationen Sie sich chattechnisch. Und entwickeln Sie ein Gespür dafür, welche Informationen relevant sind und welche nicht.

Auch dieser Artikel wurde am Wochenende im Rahmen der Weekend Edition auf GodmodeTrader.de veröffentlicht. Die Weekend Edition ist samstags und sonntags online. Sie sind gerne eingeladen, den GodmodeTrader.de auch am Wochenende zu besuchen.

Mein Rat in Sie: Bleiben Sie flexibel. Wenn Sie in einem Sektor oder einer Aktie investiert sind und die Kursentwícklung läuft gegen Sie, seien Sie in der Lage Ihre Meinung zu drehen. Im alltäglichen Leben ist eine solche Art von Flexibilität natürlich nicht gefragt. Heute "Mein Lieblingsauto ist der 911er von Porsche", morgen "Mein Lieblingsauto ist der SLK AMG von Mercedes". Heute "Ich höre am liebsten Heavy Metal" morgen "Ich höre am liebsten klassische Musik". Das geht nicht. Im normalen alltäglichen Leben würde man Ihnen bei solch schnellen und solch radikalen Meinungswechseln vorwerfen, wankelmütig zu sein. Ich hätte das jetzt auch drastrischer formulieren können. Aber an der Börse müssen Sie diese Fähigkeit des entschlossenen, manchmal auch schnellen Meinungswechselnkönnens mitbringen. Ansonsten wären Sie in den Jahren 2000 bis 2002 als Internetbulle untergegangen, ansonsten wären Sie in den vergangenen Monaten als China-Bulle untergegangen und ansonsten würden Sie als Goldbulle untergehen, - und davon gibt es derzeit noch sehr viele -, wenn der Goldpreis in den kommenden Monaten noch deutlich weiter nach unten wegkippen würde. Bestes Beispiel meine Einschätzung von der Aktie von J.P. Morgan. Die hatte ich als Shortsell gesehen und diese Woche werde ich eine Analyse veröffentlichen, in der ich Sie als Kauf sehe. Also genau das Gegenteil. Solche direkten Meinungswechsel sind allerdings selten, aber wenn die vorliegende Sachlage es hergibt, muß man so handeln.

Mein Rat an Sie: Entfernen Sie das Prinzip Hoffnung aus dem Werkzeugskasten, in dem Sie Ihre Instrumente für Ihre Anlageentscheidungen niedergelegt haben. Das kann schon einmal passieren, dass sich ein Werkzeug in Ihrem Kasten verirrt, das da nicht reingehört. Immer wieder gibt es Anleger, die mir berichten, dass Sie in eine Aktie eingestiegen sind, diese anschließend das Stoploss gerissen hat, sie die Aktie aber weiter halten würden und hoffen würden, dass der Kurs wieder kommen werde. Ich sage Ihnen, dass Sie damit auf Dauer keinen Erfolg an der Börse haben werden. Keine Chance! Hoffen, das ist ein ganz tiefgreifendes und inniges Prinzip, das Menschen oft am Leben hält, das Menschen oft auch Perspektiven bietet. Hoffen an der Börse, führt Sie allerdings auf die Verliererstraße.

Ich empfehle Ihnen also Ihre fundierte Meinung schnell wechseln zu können, etwas Liebgewonnenes im Extrem schon am Folgetag abstoßen zu können und ich empfehle Ihnen, keine Hoffnung zu haben. Ich empfehle Ihnen also "nicht normal" zu sein. Deshalb der Hinweis, dass Sie hier eine Gratwanderung begehen. Im alltäglichen Leben sind Konituietät in einer Meinungsführung und Einschätzung , Kontinuietät in der emotionalen Hingabe und das Prinzip Hoffnung essentiell, an der Börse nicht. Das kennt man aus anderen Berufen zugenüge, aber nur in wenigen in solch einer Härte wie an der Börse. Sprich, trennen Sie strikt Börse und Alltag.

Eingangs erwähnte ich, dass mich der hohe Wissensstand vieler Anleger erfreue. Mir fallen aber auch Anleger auf, die einen viel zu geringen Wissensstand mitbringen, um an der Börse bestehen zu können. Wenn Sie beispielsweise als vielbeschäftiger Mann in ein Geschäft gehen und schnell so nebenbei einen Anzug kaufen wollen, dann kaufen Sie diesen mit wenig Kenntnissen dazu, bezahlen den Preis und haben anschließend "trotzdem" Freude daran. Wenn Sie eine Aktie als Investor kaufen wollen und haben sich nicht eingehend informiert, dann bezahlen Sie einen Preis, der nicht selten zu hoch ist und haben anschließend keine große Freude dabei. Es sei denn, - das würde mir jetzt ein Anhänger der Random Walk Theorie entgegnen -, man hat soviel Geschick und Glück, wie der Affe, der seine Dartpfeile auf eine Aktienliste abfeuert, die an der Wand angebracht sind. Wobei, ich kann dieses Argument auch gerne umdrehen. Ich würde den Random Walker fragen, ob er bejahen würde, dass ein Anleger je geringer der Kenntnisstand desto besser performen würde. Zurück zur Botschaft, dieses Absatzes. Seien Sie gut informiert. Und auch wenn ich mich wiederhole, entwickeln Sie ein Gespür dafür, welche Informationen relevant sind und welche nicht.

Zur Finanzmarktanalyse.

Ich werde eine neue Euro und US-Dollaranalyse veröffentlichen, weil ich die Möglichkeit einer temporären US-Dollaraufwertung sehe. Im Euro gab es in der zurückliegenden Woche eine Art Umkehrkerze. Es ist also gut möglich, dass der Euro ein Stück zurückkommt. Die übergeordneten Ziele haben aber weiter Bestand.

Ich werde Anfang kommender Woche eine Shortselling Empfehlung für Gold veröffentlichen. Gold hat in der zurückliegenden Woche ein Verkaufssignal auf Sicht von ein paar Wochen ausgelöst. Wahrscheinlich wird jetzt ein Teil der "inflationsschutzkäufer" aus dem Edelmetall herausgekegelt.

Bei Öl werde ich, auch wenn es derzeit aus rein charttechnischer Sicht m.E. noch immer kein wirklich durchschlagendes Argument für eine Korrektur gibt, etwas defensiver formulieren. Die indikatorentechnischen bärischen Divergenzen laufen schon zulange, das Sentiment ist alles andere als exzessiv bullisch. Dennoch, die Schere zwischen Gold, US-Dollar und Öl kann nicht ewig auseinander gehen. Gold korrigiert bereits, der Euro könnte beginnen relevant zurückzukommen und Öl kann sich hier nicht einfach abkoppeln.

Bei den Banken tut sich was! Die US Bankindizes stabilsieren sich. Der Securities Dealers Index kann sogar keinen kleinen Boden ausbilden und daraus ansteigen. Insofern werde ich in den kommenden Handelstagen hierzu Analysen veröffentlichen.

Aber eines nach dem anderen ...

Herzliche Grüße,
Ihr Harald Weygand

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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