Creditreform: Unternehmensschließungen nehmen zu
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DJ ZEW/Creditreform: Unternehmensschließungen nehmen zu
BERLIN (Dow Jones) - Immer mehr Unternehmen schließen und scheiden aus dem Markt aus, so eine aktuelle Auswertung des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Es seien nicht nur Händler, konsumnahe Dienstleister und Gastronomen, die aufgeben müssten - auch das Baugewerbe und das verarbeitende Gewerbe verzeichneten seit 2021 signifikant steigende Schließungszahlen. Alleine 2023 seien in Deutschland rund 176.000 Unternehmen geschlossen worden, so das ZEW. Der Großteil von ihnen "still und leise", lediglich 11 Prozent der Schließungen seien Folge einer Insolvenzanmeldung. Gegenüber der Schließungszahl von 2022 sei das ein Anstieg von 2,3 Prozent über alle Branchen und Firmengrößen.
Im Jahr 2023 wurden laut den Angaben rund 37.000 Handelsunternehmen geschlossen. Im Bereich der konsumnahen Dienstleistungen schlossen gut 51.000 Unternehmen. Im Vergleich zum Vorjahr sei der Trend im Handel mit minus 0,8 Prozent und bei konsumnahen Dienstleistungen mit minus 0,5 Prozent allerdings leicht rückläufig. "Verwaiste Ladenlokale und leere Schaufenster treffen die Menschen in ihrer Umgebung wirtschaftlich und auch emotional. Die Schließungen in der Industrie aber treffen den Kern unserer Volkswirtschaft", sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. So sei die Anzahl der Schließungen im Baugewerbe von 2022 auf 2023 um 2,4 Prozent auf 20.000 Unternehmen gestiegen - im verarbeitenden Gewerbe um 8,7 Prozent auf 11.000 Schließungen.
Alarmierend sei, dass damit nicht nur die industrielle Basis schwinde. Unterscheide man innerhalb des verarbeitenden Gewerbes noch einmal nach dem Innovationsgrad, falle auf, dass die Zahl der Schließungen mit plus 12,3 Prozent in forschungsintensiven Wirtschaftszweigen deutlich stärker ansteige als in nicht forschungsintensiven Bereichen. In der Chemie- und Pharmaindustrie, dem Maschinenbau und bei technologieintensiven Dienstleistungen schieden mehr Unternehmen aus dem Markt aus. Der Effekt sei dort zudem besonders stark, weil den Schließungen stagnierende Gründungen gegenüberständen. "Wenn der Bestand nicht nachwächst, steigt die Zahl der Schließungen überproportional", warnte ZEW-Ökonomin Sandra Gottschalk.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/apo
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