Corona-Ausbreitung: Nichts ist unter Kontrolle
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Die Fortschritte, die gemacht wurden, sind enorm. Das gilt insbesondere für Europa. Die Ausbreitung des Coronavirus hat sich rapide verlangsamt. Die täglichen Neuinfektionen für ganz Europa sind unter die Marke von 10.000 gefallen. Zeitweise waren es einmal fast 40.000 pro Tag. In manchen Ländern gibt es so gut wie keine neuen Fälle mehr. Entsprechend kann und wird die Wirtschaft wieder geöffnet.
Europa ist so ziemlich der einzige Kontinent, auf dem es so gut läuft. Der Anteil an den täglichen Neuinfektionen geht seit Wochen zurück. Dafür steigt der Anteil anderer Länder und Kontinente weiter (Grafik 1). In Asien breitet sich das Virus weiterhin aus. Einige Länder (Südkorea, Vietnam, Japan) haben es unter Kontrolle. In vielen bevölkerungsreichen Ländern (z.B. Indien) geht die Krise unvermittelt weiter.
Das gleiche Bild zeigt sich bei den Todesfällen (Grafik 2). Nur Europa, China und eine Handvoll weitere Länder haben die Lage unter Kontrolle. Überall sonst auf der Welt steigen die Zahlen weiter an. Zumindest in Südamerika gibt es erste Hoffnungen auf einen Peak.
In Nordamerika (USA, Kanada) sind die Zahlen stark von den USA bestimmt. Hier gibt es vielmehr ein Plateau und keinen Peak. Ein Rückgang wie in Europa ist nicht zu erkennen. Die täglichen Fallzahlen sind nicht nennenswert zurückgegangen. Trotzdem feiern sich die USA selbst und öffnen die Wirtschaft.
Die Ausbreitung des Coronavirus ist nicht gestoppt. Es geht munter weiter. Trotzdem wird gefeiert. Wie kann das sein? Was hat sich geändert? Die Stimmung. Das Virus wird je nach Bundesstaat einfach ignoriert. Ob Virus oder nicht, die Wirtschaft muss wieder öffnen. Ökonomisch haben die USA keine andere Wahl. Auch die Bevölkerung will ihren Alltag wiederhaben.
Die USA haben zwar zu Beginn der Krise Anstrengungen mit Lockdowns unternommen, doch die wenigsten Staaten haben das lange durchgehalten. Vielmehr sind viele den Weg Schwedens gegangen. Sofern der Sommer die Ausbreitung nicht wie bei der Grippe verlangsamt oder stoppt, wird das Problem in den USA lange bestehen bleiben.
Gleichzeitig breitet sich das Virus in vielen Ländern weiter aus. Erst war die Nordhalbkugel stark betroffen, nun die Südhalbkugel. Wie da eine zweite große Welle im Herbst/Winter bei uns ausbleiben soll, muss man erst einmal erklären. Global haben die täglichen Neuinfektionen noch keine Trendwende eingeleitet. Wenn die Südhalbkugel, große Teile Asiens und die USA die Grenzen nicht bis 2021 dichtmachen, geht die Misere einfach weiter.
Das wird gerne vergessen. Man feiert, als ob das Virus besiegt wurde. Wurde es nicht. Das einzige, das sich verändert hat, ist die Wahrnehmung und Einstellung dazu. Ein Teil der Bevölkerung hat die Entwicklung noch im Blick und da sich die Lage global nicht entspannt, sondern weiter zuspitzt, dürfte die wirtschaftliche Erholung trotz zuletzt positiver Signale sehr lange dauern.
Clemens Schmale
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Genau das ist das Problem des Menschen. Er denkt "gute Zahlen/Daten/Fakten, also muss der Markt steigen und umgekehrt. Läuft es nicht so, ist alles manipuliert und man ist etwas wütend auf den Markt. Aber nur, weil man nicht dabei war (egal in welche Richtung). Bloß, gehts denn an den Märkten darum Recht zu haben, oder Gewinne zu machen? So ging es mir in meinem Börsenleben oft. Ich war der Meinung, dass ich Recht hatte, aber der Markt anderer Meinung war. Und? Hilft mir das weiter, dass ich dachte Recht zu haben (auch wenn ich evtl. tatsächlich Recht hatte aufgrund der Datenlage usw.)? Ich hab damit keinen Cent verdient. Im Gegenteil. Daher hab ich mir (auch in dieser Krise) abgewöhnt Recht zu haben. Denn der Markt hat immer Recht, und dabei ist es egal, ob der Grund die Notenbanken waren oder was auch immer.
Die Einschätzung im letzten Absatz teile ich. 👍
und selbst wenn das Virus besiegt wäre stellt sich die Frage, ob die Party an den Börsen gerechtfertigt ist. Gibt es keine Lockdown-Folgen, die uns noch länger beschäftigen werden? z.B. Insolvenzwelle als Folge vorsichtigerer Konsumenten (ob nun aus Angst um die Gesundheit oder Angst um die eigenen Finanzen)