Kommentar
08:43 Uhr, 05.09.2000

CONCEPT! AG ( 695200 )

Factsheet

Erstnotiz: 27.03.2000
Streubesitz: 22,0 %
Bookbuilding: 43-49 Euro Marktkap.: 107,3 Mio. Euro
Umsatz: 2000e : 24,76 Mio. Euro 2001e: 45,37 Mio. Euro
Gewinn/Aktie: 2000e: 0,07 Euro 2001e: 0,39 Euro
KGV(Kurs bei 35 ): 2000e: 500 2001e: 89,74

Der Bereich Multimedia-Agenturen ist, nach dem anfänglichen Boom, zur Zeit etwas in Vergessenheit geraten. Da es am Neuen Markt einige dieser Agenturen gibt, möchten wir eine beleuchten die noch nicht so bekannt ist- Concept!. Nach dem Börsengang bewegte sich die Aktie, bei einem Emissionspreis von 49 Euro, nur kurze Zeit bis auf 76 Euro nach oben.
Als die Zahlen für das erste Quartal 2000 bekanntgegeben wurden, zweifelten viele Anleger angesichts dieser Daten daran, ob die Firma ihre Umsatzplanung für dieses Jahr erfüllen kann und ließen die Aktie wie eine heiße Kartoffel fallen.
Inzwischen hat sich ein Boden gefunden, Concept ist wieder im Aufwärtstrend und hat auch gute Halbjahreszahlen gemeldet. Unserer Meinung nach schlummert dort noch einiges an Aufwärtspotential und deshalb stellen wir die Aktie heute vor.

Geschäftsfeld

Die 1991 in Wiesbaden gegründete Concept ist nach Pixelpark die zweitgrößte deutsche Multimedia-Agentur. Die AG plant, gestaltet und realisiert Internetauftritte und E-Commerce Lösungen für ihre Kunden.
Das Geschäftsfeld Services gehört zu den Haupttätigkeiten der Wiesbadener. Es umfaßt das klassische Agenturgeschäft bestehend aus Konzeption, Planung, Marketing und Betrieb von Multimediaanwendungen. Unterstützend in allen technischen Fragen, die sich bei der Entwicklung von Internetauftritten ergeben, agiert hier die 1999 gegründete Tochter Concept Technology.
Neben der Unterstützung des Services entwickelt der Technologiebereich auch eigenen Anwendungen, wie z.B. das Redaktionssystem "Core" für die Webseitengestaltung.
Im Bereich Services entwickelt Concept vor allem für Großkunden wie Deutsche Bank, Kaufhof, Deutsche Telekom, Metallgesellschaft und Mannesmann Internetauftritte.
Von der Dresdner Bank hat die Agentur z.B. erst im Juni einen Auftrag zur Gestaltung einer komplexen Internetseite für den Wertpapierhandel bekommen. Vorher hatte Concept schon erfolgreich bei der Realisierung einer Transaktionsplattform für die Neuemissionen der Dresdner Bank mitgewirkt, die bei der Emission von T-Online in Betrieb genommen wurde und sehr zufriedenstellend funktioniert.

Die weiteren Geschäftsfelder sind Consulting (Beratung), E-Commerce und Content. Diese Geschäftsfelder tragen noch nicht viel zum Umsatz bei und sollen äußert zügig ausgebaut werden. Deshalb ist auch geplant bis 2003 die Mitarbeiterzahl von jetzt 130 auf 700 zu erhöhen, um die Aufträge schnell durchführen zu können.
Durch die Übernahme des elektronischen Stellenmarktes "jobpool" mit 3500 Bewerbern stieg die Agentur in die Jobvermittlung über das Internet ein und kann damit im Bereich E-Commerce Erfahrung sammeln. Nutzungsbeiträge und Online-Werbung sollen in diesem Jahr bereits erste Umsätze liefern.
Im Bereich Content ist Concept mit dem Zeitschrifteninformationssystem "Infopoint", in Kooperation mit großen deutschen Pressegesellschaften, vertreten. Darauf aufbauend entwickeln die Wiesbadener einen Zeitschriften-News-Channel. Dort sollen tagesaktuell alle Zeitschriftencover mit vollständigen Inhaltsverzeichnissen und Auszügen aus den Artikeln angeboten werden. Ertragsquelle ist dabei die Lizensierung für andere Webseitenbetreiber.

Im Bereich Consulting ist Concept auch schon vorangekommen: Mit der Akquisition der R+P Consult, einer spezialisierten Unternehmensberatung wurde der Bereich ausgebaut. R+P ist besonders stark im One-to-One Marketing tätig. Dabei zeichnet eine spezielle Software die Aktivitäten eines Nutzers während des Internetbesuches auf und erstellt ein Interessenprofil. Anhand dieses Profils erzeugt ein dynamischer Server individuelle Angebote für die Kunden. In diesem Bereich übernimmt dann R+P die Gestaltung und Beratung.

Kooperationen-internationale Expansion

Ziel des Concept Chefs ist durch die Mittel aus dem Börsengang Anfang des Jahres das Niederlassungsnetz international auszuweiten und weltweite Kooperationen und Übernahmen einzugehen.
Bereits im Mai gründete die Multimedia-Agentur vier Auslandsniederlassungen in London, Madrid, Zürich, Warschau und bewies damit Zielstrebigkeit.

Sehr vielversprechend ist die Kooperation mit der Londoner Relationship Marketing Group (RMG), einer Tochterfirma der britischen WPP Group, der drittgrößten Werbeholding der Welt. RMG bietet im Bereich Dialogmarketing Komplettlösungen, unter anderem für Kunden wie Daimler Chrysler, AT & T, und der Commerzbank an. Da der Bereich des Kundenbeziehungsmanagement (Customer Relationship Management) die Vorzüge des Internets immer mehr zu schätzen weiß und RMG noch keine solchen Serviceleistungen offeriert, wollen die Briten nun mittels der Allianz mit Concept den wachsenden Bedarf ihrer Kunden nach dieser Dienstleistung befriedigen.
Für Concept sind die Niederlassungen der RMG in 11 verschiedenen Ländern vorteilhaft, so müssen die Wiesbadener keine eigenen Filialen aufbauen. Die Produkte werden über die Niederlassungen der RMG vertrieben und auch gleichzeitig in die Produktpalette der Briten aufgenommen. So kann Concept kostengünstig und schnell expandieren.

Als zweiten Streich kauften die Wiesbadener die Multimedia-Agentur Ogilvy Interactive Deutschland zu 100 Prozent auf. Dies ist wohl die strategisch wichtigste Entscheidung überhaupt gewesen. Die Muttergesellschaft der Ogilvy Deutschland, die Ogilvy Mather Worldwide Inc. mit Hauptsitz in New York, ist mit 377 Büros in 97 Ländern die siebtgrößte Agenturgruppe der Welt. Die Akquisition der Tochter fungiert sozusagen als Türöffner für die globale Expansion von Concept durch die Nutzung des Vertriebsnetzes der Mutter. Dies stellt unserer Meinung nach einen erheblichen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Konkurrenten dar. Die Vereinbarung sichert auch die exklusive Betreuung der Ogilvy Mather Kunden durch die Services und die Produkte von Concept weltweit.

Als zweite Akquisition kaufte Concept am 27. Juli 51 Prozent der Anteil an der Art+Com Medientechnologie und Gestaltung in Berlin. Art+Com ist das führende deutsche Unternehmen für virtuelle Welten (3D-Darstellung). Die Berliner arbeiten für zahlreiche große Kunden wie Siemens, Henkel, Deutsche Telekom, DaimlerChrysler und die EXPO 2000. Gerade bei den großen Multimedia- und Internetprojekten bzw. Auftritten spielt die intelligente Darstellung virtueller Welten eine immer wichtigere Rolle. Damit man sich die Tätigkeit vorstellen kann, hier noch einen kurze Beschreibung anhand eines Beispiels der EXPO: Die Weltausstellung konnte schon lange vor ihrer Eröffnung virtuell besucht werden ( z.B. über die Internetseiten von T-Online). Das Gelände mit allen Bauten ist von Art+Com komplett als dreidimensionales Bild im Rechner entworfen worden. Aufbauend auf den Planunterlagen wurden die Pavillons und Ausstellungsbereiche präzise modelliert und digitalisiert. Das besondere daran ist, das die Bilder über den PC nicht statisch sind, sondern man sich die Räumlichkeiten von verschiedenen Perspektiven aus ansehen kann.
Art+Com erzielte 1999 mit 20 Mitarbeitern einen Umsatz von 4,6 Millionen Euro.

Als dritte Akquisition übernahmen die Wiesbadener erst im August 100 Prozent an dem renommierte eBusiness Dienstleister New Marketing Technologies (NMT) aus London. NMT ist ein Unternehmen mit einer starken Markstellung im Bereich E-Business Consulting und Produktion von Webseiten mit sehr hohen Standard, welches namenhafte Kunde wie Lufthansa, Mercedes Benz und Microsoft hat.
Das Unternehmen arbeitet mit derzeit 25 Mitarbeitern bereits profitabel. Im Geschäftsjahr 2000 wird ein Umsatz von 5 Millionen DM erwartet.

Finanzen

Im Jahr 1999 erzielte Concept einen Umsatz von 12,29 Millionen Euro. Das Ergebnis je Aktie bei einer Anzahl von 12,9 Mio. Stück betrug 0,10 Euro. Das Ebit betrug 2,3 Millionen Euro.
Für das Jahr 2000 ist eine Verdopplung des Jahresumsatzes auf 24,7 Millionen Euro und ein Gewinn pro Aktie von 0,07 Euro geplant.
Der Grund des Kursrückganges bei Concept waren die Zahlen für das erste Quartal 2000. In dieser Zeit wurden nur 2,7 Millionen Euro Umsatz gemacht und das Ebit betrug nur 0,3 Millionen Euro. Der Umsatz lag dabei fast genau auf dem Niveau des Vorjahresquartals. Viele Anleger bekamen nun angesichts dieser Zahlen kalte Füße im Hinblick auf das Jahresziel und verkauften massiv.

Am 14.08.2000 hat Concept jedoch mit einem positiven Halbjahresbericht überrascht. Der Umsatz konnte gegenüber dem Vorjahresquartal um 133 Prozent auf 5,317 Millionen Euro gesteigert werden. Auch im zweiten Quartal erzielte Concept wieder ein positives Ebit in Höhe von 0,431 Mio. Euro.
Das Ergebnis pro Aktie beträgt bis zum zweiten Halbjahr 0,08 Euro, Damit wurde schon jetzt das geplante Jahresergebnis von 0,07 Euro übertroffen. Man muß jedoch bemerken, daß dies vor allem auf ein höheres Zinsergebnis zurückzuführen ist. Aufgrund dieser Zahlen hob die Agentur die Planzahlen für das Ergebnis pro Aktien an.

Bewertung

Concept konnte mit den im August vorgelegten Zahlen, dem Markt beweisen, das es durchaus wachstumsstark ist und seine Planzahlen erfüllen kann. Herauszustellen ist, daß das Wachstum im 2.Quartal ausschließlich intern, also ohne Unternehmensübernahmen erzielt worden ist. Rechnet man die Umsätze die die Beteiligungen und Übernahmen noch einbringen werden dazu, dann wird Concept sein Jahresziel gut erfüllen können.
Die Effekte aus den akquirierten Firmen und die ersten Ergebnisbeiträge aus den Auslandsniederlassungen werden sich also erst im 2. Halbjahr einstellen und die Zahlen überproportional steigen lassen.
Nach Informationen aus der Multimedia-Branche besteht auch ein unverändert starker Auftragsboom in diesem Bereich.
Im Moment arbeitet Concept einen Großauftrag der Internet Insurance LV (Mannheimer Gruppe) ab, der ein Volumen von 5 Millionen Euro umfaßt, aber noch nicht ergebnisrelevant ist- dieser Betrag kommt also im 2. Halbjahr noch dazu. Weitere Großaufträge von der Allianz und der DG-Bank sind in der Pipeline. Genug Arbeit ist also vorhanden.

Die Zielvorgaben der konsequenten Umsetzung der Expansionstrategie und der Stärkung der Produktpalette konnte Concept durch die oben aufgeführten Kooperationen und Übernahmen sehr geschickt und sinnvoll erfüllen. Das Vertriebsnetz wurde optimal gestärkt.

Die vergleichende Bewertung anhand eines Kursgewinnverhältnisses ist schwer möglich, da viele Multimedia-Agenturen, außer Framtisfabriken und GfT, noch keine Gewinne schreiben.
Besser ist der Maßstab des Kursumsatzverhältnisses. Concept hat hier im Vergleich zur Peergroup ( Pixelpark, Icon Medialab etc.) von 6,0 ein KUV von 6,8. Dies stellt eine normale Bewertung dar.

Da Concept einer der wenigen Multimedia-Agenturen ist die schon Gewinne schreibt, eine Ebit-Marge von 12 Prozent aufweist und durch die vorgelegten Halbjahreszahlen die Angst im Markt abgebaut werden konnte unter den Planzahlen zu liegen, denken wir das die Aktie einiges an Erhohlungspotential aufzuweisen hat und empfehlen sie mit eine 12-Monatskursziel von 60 Euro zum Kauf.

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