Kommentar
20:00 Uhr, 26.09.2024

Coinbase: So blickt der Platzhirsch auf den europäischen Krypto-Markt

Wie die Stimmung unter institutionellen Investoren ist und wie die Europapläne von Coinbase aussehen, erklärt Brett Tejpaul, Head of Coinbase Institutional, im Interview auf der Token2049 in Singapur.

Die Krypto-Börse Coinbase ist inzwischen zum Inbegriff für die institutionelle Adoption im Krypto-Sektor geworden. Die meisten Bitcoin-ETF-Emittenten verwahren dort ihre Coins. Kritische Stimmen sprechen bereits von einer zu hohen Konzentration. Der Head of Coinbase Institutional, Brett Tejpaul, sieht das anders. Im Interview mit BTC-ECHO erklärt er, welche Schritte der Krypto-Konzern als Nächstes plant und welche Priorität dabei Europa einnimmt.

Das Interview wurde auf Englisch geführt und anschließend ins Deutsche übersetzt.

BTC-ECHO: Wie hat sich die Etablierung institutioneller Investoren im Krypto-Sektor in den vergangenen zwölf Monaten aus deiner Sicht entwickelt?

Brett Tejpaul: Es gab einige entscheidende Momente. Der Erste, der mir in den Sinn kommt, war die Einführung der Bitcoin- und Ethereum-ETFs in den USA. Es war ein Moment, in dem einige der größten Vermögensverwalter der Welt ihre Marken hinter Investitionen in diesen Bereich stellten und letztendlich ihren Kunden Produkte anboten, was wirklich eine große Bestätigung für den Krypto-Bereich war.

Ich denke, es war ein Signal an den Rest der institutionellen Welt, dass Krypto wirklich den Mainstream erreicht. Es war ein Katalysator für Institutionen aller Art, ihre Pläne zur Krypto-Adoption entweder zu überdenken, zu beschleunigen oder neu zu bewerten.

Die meisten Bitcoin- und Ether-ETF-Emittenten verwahren bei euch ihre Coins. Könnt ihr die Kritik aus dem Krypto-Sektor nachvollziehen, dass es sich um eine enorme Zentralisierung beziehungsweise Konzentration handelt?

Alle Vermögensverwalter mussten wettbewerbsfähige Prozesse durchlaufen, und ihre Due Diligence dauerte tatsächlich Jahre. Es war also keine Momententscheidung, sondern eine, die hunderte und tausende Stunden an Sorgfalt, Fragen und Bewertungen umfasste.

Es war wirklich ein wichtiger Moment, dass all diese Emittenten unabhängig voneinander zur gleichen Schlussfolgerung kamen – die meisten von ihnen zumindest – nämlich uns auszuwählen. Ich denke, das war eine Anerkennung der Tatsache, dass wir der beste und vertrauenswürdigste Partner sind. Es gibt eine Parallele in der traditionellen Finanzwelt, wo es eine vernünftige Konzentration von Vermögenswerten bei den weltweit größten Verwahrstellen gibt. Das ist also nichts, was nur im Krypto-Bereich vorkommt.

Gibt es Pläne, im institutionellen Geschäft in Europa stärker Fuß zu fassen?

Absolut. Aus der Sicht des gesamten Unternehmens stehen zwei Dinge ganz oben auf der Liste. Das eine ist, unseren Marktanteil im Derivatehandel auszubauen, und das andere ist, unseren internationalen Fußabdruck zu erweitern. Beide Punkte beziehen sich auf Europa. Wir haben eine MIFID-Lizenz angestrebt, die es uns ermöglichen wird, Derivate sowohl an Privat- als auch an institutionelle Kunden anzubieten.

Europa war schon lange ein Schwerpunkt für uns. Da ich selbst die Gelegenheit hatte, zwölf Jahre in London zu leben, kenne ich die Kundenbasis und die Chancen ziemlich gut. Ich denke, Coinbase hat großes Potenzial, hier seinen Fußabdruck zu erweitern. Ich bin sehr gespannt darauf.

Mit MiCA stehen Krypto-Anbietern in Europa ab 2025 große Veränderungen bevor. Wie steht ihr zu dieser neuen EU-weiten Regulatorik?

Wir sind das erste Unternehmen in Deutschland, dem eine Kryptoverwahrlizenz erteilt wurde. Die MiCA-Lizenz ist nun der nächste Schritt für uns. Wie viele andere Krypto-Firmen befinden wir uns jetzt im Prozess, unsere MiCA-Lizenz zu beantragen. Anfang dieses Jahres haben wir angekündigt, dass Irland unser MiCA-Hub sein wird. Ich freue mich darauf, dass der Prozess in den kommenden Monaten starten wird.

In der Sommerpause sind die Handelsvolumina auf den Börsen zurückgegangen. Waren institutionelle Anleger genauso inaktiv wie Privatkunden? Sind sie in ihrer Stimmung vergleichbar, oder ist es sehr unterschiedlich?

Wir decken eine ziemlich breite Palette von Institutionen ab, angefangen mit wirklich krypto-affinen Hedgefonds. Sie sind stolz darauf, zu den High Net Worth und sogar zu den traditionellen Hedgefonds übergegangen zu sein. Als sehr aktive Marktakteure schwanken ihre Handelsvolumen stärker. Für andere institutionelle Segmente, also die langsamen Riesen, spielt das allerdings weniger eine Rolle. Viele davon befinden sich sowieso noch in einer Planungsphase und schauen, wie sie sich optimal im Krypto-Markt positionieren können.

Denkt ihr, dass ihr in Zukunft mehr Produkte und Dienstleistungen auf eurem Protokoll Base für eure Kunden angeboten werden?

Das hoffe ich sehr. Base ist fantastisch. Unser Ziel ist es, Abwicklungen innerhalb von einer Sekunde und zu einem Cent zu ermöglichen. Auch Stablecoins auf Base sind sehr vielversprechend, um enorme Volumina zu verarbeiten und sich zu skalieren. Es ist eine offene Einladung an alle, auf Base aufzubauen, und ich erwarte definitiv, dass dies im Laufe der Zeit geschehen wird.

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