Analyse
20:24 Uhr, 19.04.2021

Coinbase ein paar Tage nach dem IPO: Ist die Aktie ein Schnäppchen?

Coinbase ist an der Börse angekommen und mit einer Bewertung von 65 Mrd. mehr wert als die meisten etablierten Börsen. Dennoch ist die Bewertung weniger übertrieben als viele denken.

Erwähnte Instrumente

  • Coinbase Global Inc
    ISIN: US19260Q1076Kopiert
    Kursstand: 273,000 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Coinbase Global Inc - WKN: A2QP7J - ISIN: US19260Q1076 - Kurs: 273,000 € (XETRA)

Über den Börsengang hatte ich berichtet und auch darüber, was von der Bewertung zu halten ist. In einem Bereich von 50 bis 100 Mrd. ist die Bewertung vermutlich als fair anzusehen. Bei weniger als 50 Mrd. möglicherweise sogar ein Schnäppchen. Viele Analysten teilen diese Auffassung nicht. Die Gründe dafür liegen mehr oder minder auf der Hand. Coinbase hatte einen sehr erfolgreichen Start in das Jahr 2021. Der Umsatz lag im ersten Quartal bei mehr als 1,7 Mrd. Dollar und der Gewinn bei mehr als 700 Mio. (Grafik 1). Auf ein Jahr hochgerechnet liegt der Gewinn bei 2,8 Mrd. Das KGV bei einer Bewertung von 65 Mrd. liegt bei 23. Das ist weniger als bei vielen anderen Unternehmen, sogar weniger als beim S&P 500. Was also stört Analysten an der Bewertung?


Umsatz und Gewinn erscheinen nicht nachhaltig. Die Gebühren, die Coinbase verrechnet, sind fast schon Wucherpreise. Über 0,5 % des gehandelten Volumens wird als Gebühren eingenommen. Das lässt sich auf Dauer nicht durchhalten. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass die Gebühren unter 0,1 % sinken werden.
Coinbase Global Inc
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Bei Binance, der größten Krypto-Börse, liegen die Kosten deutlich tiefer. Konvergieren die Gebühren Richtung 0,1 %, schreibt Coinbase pro Jahr plötzlich nicht mehr 2,8 Mrd. Gewinn, sondern nur noch 340 Mio. Das KGV liegt dann bei 190. Das ist kein Schnäppchen. Ist Coinbase damit also teuer?

Anleger hadern noch. Coinbase ging mit einer Bewertung von fast 100 Mrd. an die Börse. Der Kurs sackte ab und nun liegt die Kapitalisierung bei 65 Mrd. Es wird noch einige Zeit dauern, bis sich Anleger festlegen. Mittelfristig wird der Kurs davon abhängen, ob Kryptos steigen oder fallen.

Steigen sie weiter, springen mehr Anleger auf den Trend auf. Es wird mehr gehandelt und Coinbase verdient mehr. Nicht jedes Quartal wird so hohe Volumen haben wie das erste Quartal des laufenden Jahres. Die Ergebnisse von Coinbase werden extrem volatil sein. In einem Quartal kann der Gewinn bei einer Milliarde liegen, im nächsten bei 100 Mio.

Langfristig werden die Gebühren sinken. Auch das ist ein Belastungsfaktor. Binance stellt aber gerade unter Beweis, dass das Geschäftsmodell auch diversifiziert werden kann. Seit einigen Tagen können Anleger die Aktien von Tesla und Coinbase handeln. Genauer gesagt: man kann Teile der Aktien als handelbare Token traden.

Anleger können ein Hundertstel einer Tesla Aktie über einen Token handeln. Die Aktien sind grundsätzlich hinterlegt und bilden den Kursverlauf ab. Im Gegensatz zu einer Aktie kann man Bruchteile handeln und hat kein Stimmrecht. Letztendlich ist es ein Derivat.

Binance wird damit mehr als eine Krypto-Börse. Vielmehr sieht die Zukunft nach einer Kombination aus Krypto-Börse und Robinhood aus, der beliebten Trading App. Diese wurde zuletzt mit 40 Mrd. bewertet.

Binance-Aktien gibt es nicht zu kaufen. Binance Coin, mit dem man auf Handelsgebühren Discounts erhält, ist eine Art Ersatzvariable für die Bewertung von Binance. Die Marktkapitalisierung erreichte zuletzt mehr als 80 Mrd.

Krypto-Börsen werden zukünftig mehr sein als das, was Analysten derzeit für die Bewertung heranziehen. Mittelfristig wird die Bewertung hochvolatil sein. Coinbase ist zudem trotz seiner Größe nicht unbedingt das erfolgreichste Unternehmen. Es ist vergleichsweise langsam, wenn es um Innovation geht.

Der Aktienkurs wird zweifelsohne in den kommenden Wochen stark schwanken. Als Anleger sollte man Geduld mitbringen und darauf warten, dass der Kurs stark fällt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das geschehen wird. Coinbase ist nicht absurd hoch bewertet. Anleger können Aktien jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich günstiger aufschnappen. Darauf würde ich warten.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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