Analyse
09:09 Uhr, 27.06.2014

Chinas Goldnachfrage: Alles Schall und Rauch?

Das ist dramatisch: Die chinesischen Goldimporte brechen just zu dem Zeitpunkt ein, als Peking seine Ermittlungen gegen das chinesische Schattenbankensystem intensiviert.

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  • Gold
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  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.320,88 $/Unze (Deutsche Bank Indikation)

Indische Juweliere bemühen Stars aus Bollywood, um das schwache Schmuckgeschäft anzukurbeln. Und in China wird jetzt bekannt, dass gut 1000 Tonnen Gold nur deswegen an den nächstmöglichen Hafen in der Stadt Qingdao importiert wurden, um sie als Sicherheit in Krediten zu hinterlegen.

Dabei geht es nicht um das Gold, dessen Eigenschaften, die Etablierung des Yuan als Konkurrenten zum US-Dollar. Es geht auch nicht um Inflationsschutz, die Absicherung gegen Verwerfungen des westlichen Finanzsystems.

Es geht hier um das Geschäftemachen, um Macht, um politische Macht. Wie das System funktioniert, das zu diesen Krediten führte, die mittlerweile 160 Milliarden USD betragen, ist mittlerweile auch im Westen bekannt: Bürgermeister und lokale Politiker müssen in ihrer Provinz für möglichst viel Wachstum sorgen, und das tut man im großen Stil am besten mit kreditfinanzierten Großbauprojekten. Da werden eben ganze Städte aus dem Boden gestampft, ob sie jemand brauchen wird ist zweitrangig. China hat seit dem Jahr 2008 mehr in Bauprojekte investiert als die USA in mehreren Jahrzehnten.

Nur wer viel Wachstum erzeugt erhält politisches Ansehen in Peking, nur wer politisches Ansehen in Peking genießt bringt es zu Geld und Macht. Dieses System ist grundsätzlich einmal nicht schlecht. Jedoch wurde es so auf die Spitze getrieben, dass ganze Geisterstädte entstanden sind, die selbst die an der spanischen Küste entstandenen Geister-Hotelanlagen in den Schatten stellen.

Daher geht Peking seit geraumer Zeit gegen diesen Wildwuchs am Immobiliensektor vor. Sie haben die Zinsen erhöht, die Vorschriften für den Immobilienbesitz und -erwerb verschärft, sie tun alles, um die Immobilienblase im eigenen Land zu verkleinern. Bedeutet: Peking nimmt die Geschäftemacher an die Kandare. Bedeutet wiederum: Da wird jetzt sehr viel Staub aufgewirbelt, und jeder versucht darin zu verschwinden.

Da gibt es die Nachrichten über wohlhabende chinesische Familien, die aus dem Land fliehen und ihr Hab und Gut mitnehmen und in Kalifornien und Australien die Immobilienpreise nach oben treiben. Und da gibt es die Neuigkeiten, was Finanzierungsverträge mit Rohstoffen anbelangt.

Diese Finanzierungsverträge dienen einem einzigen Zweck: Die Bauträger und lokalen Politiker können so noch an günstige Kredite kommen, die mittlerweile anders nicht mehr zu haben sind oder einfach zu teuer geworden sind, weil Peking dem kreditgetriebenen Immo-Boom ein Ende setzen will.

Importiert man aber Rohstoffe und hinterlegt sie als Sicherheit bei der Bank, kann man darauf aufbauend noch Kredite mit vertretbaren Konditionen erhalten. Jetzt halten Sie sich fest: Die Investmentbank Goldman Sachs schätzt, dass in China Rohstofffinanzierungen im Wert von 160 Milliarden USD entstanden sind, 80 Milliarden USD davon sind mit Gold besichert, 46 Milliarden USD mit Kupfer und 13,8 Milliarden mit Eisenerz - der Rest mit Soft-Commodities wie Sojabohnen. Also man macht in China auch nicht vor Nahrungsmitteln halt, um die Gier nach Macht und Geld zu befriedigen.

Das, was ich gerade umschrieben habe, ist Chinas Schattenbankensystem. Es ist gut möglich dass Pekings Kampf gegen Korruption zu weiteren Ermittlungen und Festnahmen in diesem Schattenbankensystem führen wird und dass die Rohstoffhinterlegung für Kredite, die jahrelang ein zentraler Treiber der chinesischen Rohstoffnachfrage war, nachlassen wird.

Die Schweiz ist einer der Haupthandelsknoten für Gold. Das ist der Hub, der die angebliche Ost-Verschiebung der Goldvorräte der Welt der vergangenen Jahre abwickelt. Die Zollstatistiken sind sehr interessant: Im Mai brachen die Goldexporte nach Hongkong um 83,5 % ein. Es wurden nur noch zwei Tonnen verschifft. Im Februar waren es noch 37 Tonnen.

China hat im vergangenen Jahr Indien als größten Goldimporteur der Welt übertrumpft, als es 1035 Tonnen aufnahm. Seit die Ermittlungen gegen die Goldfinanzierungen laufen sind die Importe dramatisch eingebrochen. Chinesische Goldhändler sollen in den vergangenen Jahren Goldtransaktionen im Gesamtwert von 15,2 Milliarden USD gefälscht haben, um an Kredite zu kommen, melden chinesische Behörden. Insgesamt sollen 1000 Tonnen Gold in Finanzierungsdeals geparkt sein, schätzt das World Gold Council.

Alles Schall und Rauch, was da passiert? What do you think?

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19 Kommentare

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  • nuetzi
    nuetzi

    Bitte weiter würfeln.................

    irgendwann findet ihr die Wahrheit.

    20:29 Uhr, 29.06.2014
  • Investor
    Investor

    Wie immer wenn es um Gold geht, gibt es eine Glaubensdiskussion.

    Uneingenommen gibt es 2 Meldungen:

    - Die Goldexporte von der Schweiz nach China sind deutlich gefallen.

    - Es gibt ein Problem im chinesischen Schattenbankensystem, indem als Kreditabsicherungen nicht existierende Rohstoffe (Gold, Kupfer und Eisenerz) verwendet wurden.

    Jetzt kann die Ursache der gefallenen Goldexporte mehre Ursachen haben. Die Schweizer haben kein Gold mehr zum exportieren oder die Chinesen kaufen nicht mehr. Ich denke, beides liegt vor. Die Schweiz schmelzt Gold aus USA und England um. Jetzt zeigt uns die Statistik, daß die Goldläger an der Börse nahezu leer sind. d.h. es wird weniger Gold zum Umschmelzen geschickt. Parallel baut China wieder US Bond Bestände auf. Ob dies wegen reduziertem Angebot oder anderem Fokus passiert .....

    Wenn wir uns diesem Problem nähern wollen, dann müssen wir uns ansehen, wie an der Goldbörse Optionen gepreist werden, die jetzt oder in der Zukunft ausgeliefert werden sollen. In der Regel hat in der Zukunft geliefertes Gold einen Aufschlag wegen der Zinsgewinne des Käufers. In den aktuellen Statistik kann ich keine Ausweitung des contango für Gold sehen. Damit scheint die Ursache eher Nachfrage basiert zu sein.

    Die Ursache dafür könnte sein, daß der Abgabedruck des Westens kleiner geworden ist oder China einen entsprechenden Bestand angesammelt hat. Physisches Gold macht nur zu einer gewissen Menge Sinn, da sonst bei Verkäufen der Preis nachgibt. Dies würde auch den neuen Fokus von China auf Goldminen erklären. Darüber erwirbt sich China den Zugriff auf künftiges Gold.

    Schattenbankenproblem: Ich glaube die chinesische Regierung hat das Problem erkannt. Ob jetzt Gold oder Kupfer oder etwas anderes hinterlegt ist, macht aus meiner Sicht keinen Unterschied. Was ist der Grund für die Hinterlegung? Asset unterlegte Kredite sind deutlich billiger als Investionskredite. Ein Problem für den Goldpreis besteht nur, wenn die Hinterlegung nicht mehr notwendig ist und das Gold dann auf den Markt drängt. Schaue ich mir den Kupfer- oder Eisenerzpreis an, die beide analog betroffen sind, dann kann ich keinen nachhaltigen Effekt erkennen. Sollten die Schattenbanken jetzt auf andere Unterlegungen ausweichen (zB Aktien), dann würde dies die Käufe erklären. Dieses Problem wird solange existieren, solange es einen gesplitteten Zins gibt.

    10:37 Uhr, 28.06.2014
  • Husky
    Husky

    Herr Stanzl,

    in den Meldungen ist auch davon die Rede, dass vorhandene Goldbestände mehrfach als Sicherheiten verpfändet (angegeben) wurden - dies bedeutet doch eher, dass es weniger Gold als Kredit gibt. Da sehe ich dann 2 Möglichkeiten:

    die Bank kontrolliert die Sicherheiten und fordert einen Margin-Nachschuß, wenn nicht genug vorhanden ist

    oder - die Bank stellt den Kredit fällig und behält das Pfand ein, um nicht alles zu verlieren.

    Die USA haben in 1 Jahr gerade mal 5t von 300t nach Deutschland bringen können - haben die keines mehr? Die brauchen bis 2020, um die 300t nach Deutschland zu bringen - warum so lange? Gibt es nicht ein Nato-Seemanöver, wo ein Trägerverband das Gold über den Teich mitbringen könnte und auf eine deutsche Fregatte umgeladen werden könnte?

    London hatte in den Jahren 2012 und 2013 sehr viel Gold in die Schweiz geliefert, wo es umgeschmolzen wurde und vorwiegend nach Asien geliefert wurde - sind jetzt vielleicht in London die Tresore leer? Dann könnte man auch nur 2t liefern, wenn nicht mehr da ist.

    17:14 Uhr, 27.06.2014
    2 Antworten anzeigen
  • markuss
    markuss

    Goldmann Sachs sagt immer das, was Goldmann Sachs am meisten Profit bringt: --> GS geht von sinkenden Goldkursen aus --> ich kaufe :)

    Ganz einfache Formel, die funktioniert. Die Aussagen von GS zu EM gelten mittlerweile als Treppenwitze in der Branche :)

    14:23 Uhr, 27.06.2014
  • Gruf
    Gruf

    :-) deswegen beide für die Lemminge ....

    13:13 Uhr, 27.06.2014
  • Gruf
    Gruf

    tja, ich glaube nur GoldmanSachs und dem Papst - die sagen völlig uneigennützig immer die Wahrheit - das weiss doch jeder Lemming, oder ?

    12:09 Uhr, 27.06.2014
    1 Antwort anzeigen
  • Swiss Investor
    Swiss Investor

    Der Goldpreis ist bereits gestiegen und die Chinesen kaufen vielleicht deswegen nicht, weil der Preis über 1300 $ liegt?

    Wir werden es sehen sobald der Preis wieder unter 1300 sinkt und die Nachfrage anzieht. Ebenso die Inder, die Hochzeitsaison kommt erst.

    Ein Investment, das seit 5000 Jahren existiert wird auch in weiteren 100 Jahren noch begehrt sein. Ich wäre jedenfalls froh hätten meine Vorfahren Geld gehabt und seit 1880 in Gold investiert und es vererbt.

    1 Dollar wurde definiert als 1/20 Unze Gold - rechne!

    11:19 Uhr, 27.06.2014
  • spockie
    spockie

    Hallo!

    Bei dem ganzen auf und ab stellt sich die Frage ob Gold seine Berechtigung als langfristiges Wertaufbewahrungsmittel verloren hat. Und langfristig bedeutet mindestens 10 Jahre und mehr. Schließlich würde der gesamte Goldmarkt zusammenbrechen wenn die Zentralbanken ihre ca. 30000t Goldbestände auf den Markt bringen würden.

    10:25 Uhr, 27.06.2014
  • blueeyemax
    blueeyemax

    ....viel neues ist das nicht. die kupferbestände, welche als sicherheit für kredite dienten, sind bereits vollständig in den Lägern abgebaut.

    10:21 Uhr, 27.06.2014
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    Scott Minerd, Chef-Investmentstratege von Guggenheim Partners, einem großen Vermögensverwalter mit über 200 Mrd. $ AUM, weist a) auf das reife Stadium des Bullenmarkts hin und b) auf Inflationsgefahren, die derzeit niemand sehe ... auch die FED unter Yellen nicht.

    http://guggenheimpartners.com/perspectives/macrovi...

    09:51 Uhr, 27.06.2014
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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