Analyse
19:00 Uhr, 20.01.2008

China - Welche Aktien, welche Indizes gibt es da?

Wer sich mit den Anlagemöglichkeiten in China beschäftigt, der muss sich erst einmal mit den verschiedenen Anlagesegmenten vertraut machen. Eine gute grafische Übersicht dazu haben die Analysten der Erste Bank gebastelt. In Anlehnung an deren Ausarbeitungen stammen auch die nachfolgenden Erklärungen.

Auf dem chinesischen Festland gibt es zwei Aktienbörsen und zwar in Shanghai und Shenzen. Diese Märkte sind bisher lediglich chinesischen sowie qualifizierten institutionellen Investoren zugänglich. Frei ist der Zutritt hingegen in zwei Kategorien von China-Aktien, die beide in Hong Kong notiert sind. Dabei handelt es sich um die so genannten H-Aktien und die Red Chips (etwa China Mobile, CNOOC). H-Aktien sind Anteile an Unternehmen mit Sitz auf dem Festland, Red Chips sind Aktien von Hongkong-Töchtern chinesischer Unternehmen. Simultanbörsengänge auf dem Festland und Hongkong sind erst seit 2006 erlaubt.

A-Aktien sind hauptsächlich chinesischen Investoren vorbehalten und werden in Yuan gehandelt. Seit dem Jahre 2002 können ausgewählte ausländische Investoren A-Aktien kaufen. Unter die so genannte Qualified Institutional Investor-Regelung (QFII) fallen jedoch lediglich große institutionelle Investoren (Versicherungen, Banken, Fondsgesellschaften) die einen strengen Regelkatalog erfüllen müssen. Qualifiziert haben sich in den letzten Jahren 49 internationale Investoren. Zuletzt wurde bekannt gegeben, dass das Volumen von zehn Mrd. Dollar auf 30 Mrd. Dollar erhöht wurde.

B-Aktien sind Aktien, die von Ausländern erworben werden können und im Falle von Shenzen auf US-Dollar und im Falle von Shanghai auf Hong Kong Dollar lauten. Seit Frühjahr 2001 dürfen auch Inlands-Chinesen B-Aktien erwerben, nachdem festgestellt wurde, dass sie ohnehin bereits illegal den Markt dominierten. Der Markt für B-Aktien konnte sich trotz aller Bemühungen nicht erfolgreich weiterentwickeln, da das Finanzzentrum Hong Kong bei ausländischen Investoren weitaus beliebter war. Allerdings kam es nach der vollständigen Öffnung der B-Aktien für Inlandschinesen zu einem regelrechten "Run" auf diese Papiere, die den Bewertungsabschlag gegenüber den A-Aktien teilweise korrigierten.

Als H-Aktien wiederum bezeichnet man Aktien die auf dem chinesischen Festland eingetragen sind und an der Börse Hong Kong gehandelt werden. Im Zuge der Aktienmarktreform sind an der Börse Shanghai nun auch große H-Aktien (Bank of China, Industrial and Commercial Bank of China) emittiert worden. Das Through-Train Programm, das einheimischen Privatanlegern erstmals den direkten Aktienkauf in Hong Kong erlaubt hätte, wurde erst vor kurzem verschoben. Qualifizierte chinesische Investoren können indes bereits im Rahmen des Qualified Domestic Institutional Investor (QDII) -Programms in Hong Kong Aktien erwerben. Mehr dazu auf den nachfolgenden Seiten. Insgesamt sind in Hong Kong 1200 Unternehmen notiert, etwa 400 davon kommen aus China. Auf die China-Notierungen entfallen rund 60 Prozent der Gesamtmarktkapitalisierung und 70 % des Handelsvolumens. Zahlreiche H-Notizen werden im nächsten Jahr A-Aktien ausgeben. Dazu zählen unter anderem China Telecom, Zijin Mining, China Shippping, Beijing Capital und Great Wall Motors.

Unter Red Chips versteht man in Hong Kong gelistete Aktien chinesischer Unternehmen, deren Firmensitz in Hong Kong ist. Dazu zählen unter anderem Titel wie China Mobile oder CNOOC. Im nächsten Jahr wird es Red Chips ermöglicht A-Shares in Shanghai an die Börse zu bringen. Am wahrscheinlichsten dürfte eine A-Notiz bei China Mobile, Sinofert, China Netcom, China Overseas, Denway Motors sowie CNOOC sein.

Auch eine geographische Klassifizierung gibt es. NAktien bezeichnen Notizen in New York, L-Aktien stehen für Listings in London und S-Shares sind Notizen chinesischer Unternehmen in Singapur. Während in London und New York hauptsächlich die großen Blue-Chips gehandelt werden, sind die Notizen in Singapur in erster Linie Small- und Midcaps. Die chinesische Regierung hat erkannt, dass chinesische Konzerne den Zugang zu internationalem Kapital und einem weiter entwickelten Aktienmarkt wie Hong Kong mit international anerkannten Standards brauchen. Hong Kong wird daher auch in Zukunft punkto Publikumsöffnungen aus China nicht zu kurz kommen. A la longue wird die komplizierte Aktienstruktur mit A-, B-, H-Aktien und Red Chips vereinfacht werden. Eine Zusammenlegung dieser unterschiedlichen Titelkategorien wird jedoch frühestens dann zu erwarten sein, wenn die chinesische Landeswährung Yuan voll konvertierbar ist. Insofern wäre langfristig ein Schulterschluss der Börsen Shanghai und Hongkong zu einer gemeinsamen Handelsplattform denkbar.

Autor: Jürgen Büttner - Chefredakteur vom Ostbörsenreport

Der Ostbörsenreport bietet einmal im Monat umfassendes fundamentales Research und spannende Hintergrundberichte zu den osteuropäischen Märkten inklusive Rußland sowie zu Märkten der asiatischen Region wie beispielsweise China.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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