Analyse
18:10 Uhr, 21.02.2014

China verkauft eine Menge US-Staatsanleihen

Ist das das übersehene Damoklesschwert, das über den Märkten pendelt ? Wird der DAX immer noch bei nahe 10.000 Punkten notieren, wenn dieser Schwarze Schwan dahergeschwommen kommt?

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Unser Echtzeit-Finanznachrichten-Service Jandaya.de meldete am Mittwoch dieser Woche diese Nachricht:

China hat im Dezember US-Staatsanleihen im Wert von $47,8 Mrd verkauft und damit so viele wie seit zwei Jahren nicht mehr. China ist der größte Gläubiger der USA.

Die augenfällige Frage, die man sich dabei stellt: Wer soll die Staatsanleihen kaufen, wenn China nicht mehr will und die US-Notenbank ihren Drosselungskurs fortsetzen wird.

Die US-Regierung sieht (Artikel hier) für amerikanische Bürger so genannte "myRA"-Konten vor, um darüber steuerbegünstigt eine private Altersvorsorge aufzubauen - und zwar mit US-Staatsanleihen, die laut dem US-Präsidenten "vernünftige Renditen" bringen und dabei gebe es "kein Risiko das zu verlieren was man hineingetan hat."

Es ist nicht mehr in Chinas Interesse, weitere Devisenreserven anzuhäufen. China will den Yuan gegenüber dem USD aufwerten lassen. Nur durch eine Flexibilisierung des Wechselkursregimes in China wird Peking es schaffen, dass Kapital aus dem Land fließen kann. Nur so wird es möglich sein, der seit vielen Jahren immer größer werdenden Spekulationsblase am Immobilienmarkt langsam die Luft abzulassen. Das versucht China gerade. Ob es gelingt?

China befindet sich auf dem schwierigen Weg von einer Exportwirtschaft hin zu einer Mittelstandsgesellschaft. Der Binnenkonsum soll angeregt werden. Da passt ein Yuan, der aufwertet und mehr Kaufkraft auf dem Weltmarkt besitzt. Es macht weniger Sinn, dass China immer mehr US-Staatsanleihen kauft um damit den USD gegenüber dem Yuan zu stützen. Diese Käufe sind ja nichts anderes als eine Devisenmarktintervention. Sie endet nun.

Wenn China als Käufer von US-Staatsanleihen ausfällt und die US-Notenbank sich zurückzieht und gleichzeitig US-Bürger "vernünftige Renditen" bekommen sollen wie US-Präsident Obama sagte dann bestärkt mich das in der These, dass der 31 Jahre andauernde Kontratieff-Hausse-Zyklus bei US-Treasuries zu Ende ist. Es hat eine Baisse begonnen, sprich eine Zeit steigender Kupons und fallender Kurse bei US-Treasuries.

Nach drei Jahren der Straffung der Ausgaben der US-Regierung wird es dieses Jahr nur noch wenige neuen Straffungen geben. Das BIP-Wachstum in den USA wird im Gesamtjahr also näher am Wachstum des privaten Sektors liegen, das im vergangenen Jahr 4 % erreichte.

Es ist eine Gewissheit, dass die US-Regierung im Jahr 2009 noch Staatsanleihen im Wert von 1,4 Billionen USD ausgab, im Jahr 2013 waren es nur noch 680 Milliarden USD, in diesem Jahr werden 514 Milliarden USD erwartet. Für den Rest des Jahrzehnts sollen sie dort bleiben bzw. leicht wachsen. Die Neuverschuldung wird dann bei 3 % des BIPs bzw. leicht darunter sein, schätzt das CBO. Im gleichen Zeitraum hat sich der Bankensektor stabilisiert, benötigt also weniger Rettungen und Stützen, die Wirtschaft strebt auch im kältesten und lähmendsten Winter seit Jahrzehnten aufwärts und die Menge an importiertem Öl wird sich in diesem Jahr auf 5,5 Millionen Barrels/Tag halbieren - gegenüber der Menge, die noch vor wenigen Jahren eingeführt werden musste. Nach einem Rückgang um 55 % bei den Hauspreisen tendieren auch diese zyklisch aufwärts.

Fazit:

Steigende Zinsen sind das wahrscheinliche Szenario in den USA. Bei einer weiterhin niedrigen Inflation bedeutet das steigende Realzinsen, was wiederum der Hauptgrund ist, warum man Gold gegenüber amerikanischen Aktien untergewichten sollte.

14 Kommentare

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  • Jochen Stanzl
    Jochen Stanzl Chefmarktanalyst CMC Markets

    Warum hört sich "Ich bin kein Finanzmarktexperte" und "Der nächste Crash kommt sicher" in einem Atemzug nur so komisch für mich an? ;)

    18:01 Uhr, 21.02. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • fanTa
    fanTa

    Lieber Herr Stanzl, mit physischem Gold schlafe ich derzeit deutlich besser als mit US-Aktien im Depot. ... auch wenn die Barren unter meinem Kopfkissen doch ein wenig hart sind... ;-) Ich bin kein Finanzmarktexperte, und es kann sein dass Aktien und (sagen wir mal) andere Anlageprodukte noch weiter steigen werden oder auch nicht. Weiß ich aber nicht, da ich die Zukunft nicht voraussehen kann (Abgesehen davon entscheiden sowieso die Marketmaker). Eines weiß ich aber, und dazu muss ich nur 1 und 1 zusammenzählen: Der nächste Crash kommt. Und wer nach den letzten Jahren den Hals nicht genug voll bekommen hat und womöglich noch seine letzten Goldreserven verkauft, dem ist nicht mehr zu helfen. Erinnert mich stark an Homer Simpson: nein, nein, nein, nein... ;-)

    13:41 Uhr, 21.02. 2014
  • manuelperez
    manuelperez

    China ist nicht der grösste Gläubiger der USA (nur der grösste ausländische Gläubiger). Der grösste Gläubiger der USA sind die - USA. Deshalb haben die chin. Bestände im Vergleich zu den amerikanischen eine marginale Bedeutung.

    11:47 Uhr, 21.02. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • gr_da
    gr_da

    Naja ich weis auch nicht, wo der Boom in den USA herkommen soll...

    Wenn der Staat schon bei den Bürgern die Staatsanleihen parken muss, dann ist dies doch wahrlich ein Anzeichen, dass nicht alles rund läuft.

    Dann natürlich noch die Frage, ob die USA überhaupt genügend Leute findet, die diese Papiere abkaufen, denn a) es gibt eine ganze Menge Menschen, die für sowas gar kein Geld haben und b) gibt es Leute die zwar Geld haben, aber nicht so doof sind um sowas zu kaufen.
    Staatliche Garantie ist ein Witz, denn wenn die Staatsanleihe ausfällt ist der Staat pleite :-D

    Für den Staat nur ein sauberer Schachzug bei den Bürgern die Anleihen zu platzieren, denn wenn man die Zinslast nicht mehr tragen kann, so kann man gleich einen Schuldenschnitt bei den Bürgern machen.
    Soweit ich mal gelesen habe, empfielt das Finanzministerium seinen Angestellten ja mit Gold für das Alter vorzusorgen.

    Fraglich ist ja auch noch bis zu welchem Zins die USA ihrer Zinszahlungen problemlos nachkommen können?!?

    10:28 Uhr, 21.02. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • 1 Antwort anzeigen
  • pecheur
    pecheur

    Die Logik des Fazits entzieht sich mir. Wieso da auf einmal Gold auftaucht? Wie auch immer. Dazu gibt es auch andere Szenarien: mit dem nächsten Krisenszenario (12-24 Monate) fällt der DJI - der S&P 500 usw. um >50%. Wieso sollte da überhaupt jemand in US-Aktien investiert sein? Gold ist Trumpf!

    22:04 Uhr, 20.02. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • Metroo
    Metroo

    Wie kommen Sie auf 680 Mrd an ausgegebenen Staatsanleihen der USA in 2013 wenn schon das FED das Jahr über 12x40 Mrd also 480Mrd an Staatsanleihen aufgekauft hat und die US Schuldengrenze in 1,5-2 monatigem Zyklus erneut angehoben werden muss. Ich glaube gelesen zu haben das eine Zahl von roundabout 140 Mrd an Neuverschuldung pro Monat in den USA anfallen, da komme ich auf eine ganz andere Hausnummer.

    Die wahre Höhe der Schulden passt dann aber nicht in Ihr USA Aufschwungsszenario das Sie in Ihrem Beitrag vorträumen.

    21:43 Uhr, 20.02. 2014

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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