Kommentar
09:45 Uhr, 29.11.2022

China-Unruhen sorgen für Gewinnmitnahmen beim DAX und drücken Apple-Aktie nach unten – Brenntag-Aktie bricht ein - Investoren warten auf Powell-Rede

Nach der Rally der vergangenen Wochen sind S&P500 und DAX am Montag verhalten in die neue Woche gestartet. Neben den Nachrichten aus China gab es noch einen weiteren Belastungsfaktor. Umso gespannter warten Investoren auf die Rede von Fed-Chef Jay Powell am Mittwoch, sowie eine Reihe wichtiger US-Konjunkturdaten.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
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    Kursstand: 14.408,84 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Apple Inc.
    ISIN: US0378331005Kopiert
    Kursstand: 144,220 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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Zu kleinen Gewinnmitnahmen ist es am Montag, 28. November beim DAX gekommen. Belastet wurde der Index von den Nachrichten über die Unruhen in China, nachdem zahlreiche Menschen in mehreren Metropolen gegen die Corona-Lockdowns der Regierung demonstriert hatten. Investoren befürchten, dass die Regierung dennoch an ihrer Zero-Covid-Politik festhalten könnte und nach dem Anstieg der Corona-Neuinfizierten auf Rekordhochs die Lockdowns nicht etwa lockern, sondern sogar verschärfen könnte. Das wären schlechte Nachrichten für etliche stark vom China-Geschäft abhängige DAX-Unternehmen.

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In New York brach die Aktie von Apple ein, nach einem Bloomberg-Bericht, demnach die Unruhen in der Fabrik von Hon Hai Precision Industry, kurz Foxconn, im Werk in Zhengzhou zu Produktionsausfällen von bis zu 6 Mio. iPhone-Pro-Geräten bis zum Jahresende, also im laufenden Quartal, führen könnten. Allerdings sei die dortige Lage in Bewegung und die Produktionszahlen könnten sich noch verändern. Alles hängt davon ab, wie schnell Foxconn neue Mitarbeiter anheuern und die Produktion in Zhengzhou wieder hochfahren kann. Zudem waren etliche andere US-Tech-Aktien unter Druck, wie Microsoft, Nvidia, AMD und Meta Platforms.

Apple-Aktie
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Größter Verlierer im DAX war das Papier von Brenntag. Investoren sind alles andere als begeistert, dass der Chemikalienhändler am Freitagabend nach Börsenschluss die Übernahmegespräche mit dem US-Konkurrenten Univar Solutions bestätigt hat.

Brenntag-Aktie
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Kleiner Hinweis: am Dienstagabend, 29. November werde ich ab 18 Uhr in der Sendung „Euer Egmond“ präsentiert von BNP Paribas Zertifikate die Aussichten von Apple, Brenntag, Mercedes Benz und etlichen anderen Aktien ebenso analysieren wie jene für S&P 500, Nasdaq Composite, und DAX, EUR/USD und Gold.

Die Sendung vom vergangenen Dienstag, 22. November finden Sie hier.

Powell-Rede ganz oben auf der Agenda

Umso gespannter warten Investoren auf die Rede von Fed-Chef Jay Powell am Mittwoch, 30. November ab 19.30 Uhr (deutscher Zeit) in Washington zum Thema „Konjunkturausblick, Inflation und Arbeitsmarkt.“ Powell könnte es wahrscheinlich überhaupt nicht gefallen, dass die US-Finanzbedingungen seit der Vorlage der US-Inflationsdaten am 10. November erheblich lockerer geworden sind, weil die US-Zinsen eingebrochen und der Dollar eingebrochen sind und im Gegenzug der Aktienmarkt nach oben geschossen ist. Laut der Einschätzung der Fed heizen die lockeren Finanzbedingungen die Inflation an, weil sich die Stimmung der Verbraucher verbessert hat und dadurch ihre Konsumlaune zurückkehren könnte.

In welche Richtung Powells Rede am Mittwoch eventuell gehen könnte, hat Fed-Mitglied Jim Bullard am gestrigen Montag signalisiert, was die Aktienmärkte nach den vorherigen Nachrichten aus China zusätzlich belastet hat. Bullard hat betont, dass die Fed im nächsten Jahr noch ein ganzes stückweit gehen müsse, um die Zinsen in den restriktiven Bereich zu bringen und dass die Märkte dieses Risiko unterschätzen würden.

Hingegen ist der Ölpreis nach dem vorherigen Kurseinbruch ins Plus gedreht nach Meldungen, demnach die OPEC+ bei der nächsten Sitzung am 4. Dezember eventuell über eine weitere Drosselung der Förderung diskutieren könnte.

Inflation für Deutschland und US-Häuserpreisindex im Fokus

Zudem warten Investoren auf eine Reihe wichtiger Konjunkturdaten.

Am Dienstag wird um 14 Uhr die vorläufige Inflationsrate für Deutschland bekannt gegeben. Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen die Verbraucherpreise im November um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken sein, nach einem Anstieg um 0,9 Prozent für Oktober. Zudem sollen die Verbraucherpreise im November um 10,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr geklettert sein, was auf dem Niveau des Oktoberwertes liegen würde.

Um 15 Uhr wird der Case-Shiller-Hauspreisindex veröffentlicht. Die Häuserpreise sollen im September in den 20 größten Städten um 1,3 Prozent gesunken sein. Das würde bestätigen, dass der zwischenzeitlich kräftige Anstieg der Hypothekenzinsen den Immobilienmarkt erheblich belastet. Zudem sollen die Preise um 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr geklettert sein, nach 13,1 Prozent für August. Je schwächer die Zahlen ausfallen sollten, umso mehr sollten sie die Sorgen vor einer Krise am Immobilienmarkt und damit einer Rezession schüren, was S&P500, Nasdaq und DAX belasten könnte.

Um 16 Uhr gibt das Conference Board die Zahlen zum US-Verbrauchervertrauen bekannt. Für November sagen Volkswirte einen Einbruch auf 100,0 Punkte vorher.

ADP, Powell-Rede und Arbeitsmarktdaten im Blick

Am Mittwoch werden um 11 Uhr die Inflationsdaten für die Euro-Zone veröffentlicht. Die Inflationsrate soll im November leicht zurückgehen auf 10,4 Prozent, nach 10,7 Prozent für Oktober. Allerdings soll die Kernrate, also die um Nahrungsmittel und Inflation bereinigte Inflationsrate bei herben 5,0 Prozent und damit auf einem hohen Niveau stagnieren.

Um 14.15 Uhr wird der Arbeitsmarktbericht von ADP veröffentlicht. Im November sollen 200.000 Jobs geschaffen worden sein, nach 239.000 für Oktober.

Um 14.30 Uhr wird die 2. Schätzung für das US-BIP für das 3. Quartal veröffentlicht. Volkswirte sagen ein Wachstum von annualisiert 2,7 Prozent vorher, nachdem die 1. Schätzung bei annualisiert 2,6 Prozent lag.

Um 16 Uhr folgt der sogenannte JOLTS-Bericht, also die nächsten US-Arbeitsmarktdaten. Demnach soll im Oktober die Zahl der offenen Stellen auf 10,4 Mio. gesunken sein, nach 10,717 Mio. für September. Die Zahlen hängen zwar den anderen US-Arbeitsmarktdaten jeweils einen Monat hinterher, denn werden Investoren die JOLTS-Daten genau analysieren, sind sie doch üblicherweise ein guter Frühindikator.

Ebenfalls um 16 Uhr werden die anstehenden US-Häuserverkäufe bekannt gegeben. Sie sollen im Oktober um 5,0 Prozent gegenüber dem Vormonat eingebrochen sein, nach einem Kollaps um 10,2 Prozent für September.

Um 16.30 Uhr werden die Daten zu den US-Öllagervorräten bekannt gegeben.

Um 19.30 Uhr beginnt Powells Rede.

Um 20 Uhr wird der Konjunkturbericht „Beige Book“ der Fed veröffentlicht.

US-Einkaufsmanagerindex und -Inflationsdaten ganz oben auf der Agenda

Am Donnerstag um 9.55 Uhr veröffentlicht S&P Global den endgültigen Einkaufsmanagerindex für die deutsche Industrie für November. Mit 46,7 Punkten sollen die vorläufigen Zahlen bestätigt werden. Werte unter 50 Punkten zeigen ein Schrumpfen des Sektors an.

Um 10 Uhr folgt der endgültige Einkaufsmanagerindex für die Euro-Zone von S&P Global. Der vorläufige hatte 47,3 Punkte gezeigt.

Um 14.30 Uhr kommen aus den USA die Daten zu den persönlichen Einkommen und Ausgaben. Dabei steht vor allem die Kernrate des PCE-Preisindex, des bevorzugten Inflationsindikators der Fed, stark im Fokus der Investoren. Gemessen an der Kernrate sollen die Preise im Oktober um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein, nach 0,5 Prozent für September. Gleichzeitig sollen die Preise im Oktober um 5,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr geklettert sein, nach 5,1 Prozent für September. Sollten die Inflationsdaten besser ausfallen als erwartet, könnten die Spekulationen der Investoren auf eine „Zinspause“ der Fed zunehmen, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen einbrechen könnten. Im Gegenzug dürften Investoren wieder bei Aktien aus S&P500, Nasdaq und DAX zugreifen.

Um 15.45 Uhr folgt der endgültige Einkaufsmanagerindex von S&P Global für die US-Industrie.

Um 16 Uhr steht der Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie des Institute for Supply Management (ISM) ganz oben auf der Agenda der Investoren. Volkswirte sagen für November einen leichten Rückgang auf 49,9 Punkte vorher, nach 50,2 Punkte für Oktober. Experten schauen zudem vor allem auf die Komponente mit den Auftragseingängen aus dem Ausland, die üblicherweise der Frühindikator für den Index insgesamt ist. Im Oktober waren sie auf 46,5 Punkte gesunken und hatten damit ein klares Warnsignal gesendet. Könnten im November sowohl der Index, also auch die Auftragseingänge aus dem Ausland überraschend stark eingebrochen sein und damit Rezessionssorgen schüren. Das könnte zu Verkaufsdruck bei S&P500, Nasdaq und DAX sorgen.

Ebenfalls um 16 Uhr werden die US-Bauausgaben bekannt gegeben. Sie sollen im Oktober um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken sein, nach einem Anstieg um 0,2 Prozent für September.

US-Arbeitsmarktbericht ganz oben auf dem Radarschirm

Am Freitag werden um 11 Uhr die Produzentenpreise für die Euro-Zone veröffentlicht. Sie sollen im Oktober um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken sein. Zudem sollen sie um 32,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr geklettert sein, nach 41,9 Prozent für September.

Um 14.30 Uhr wird der US-Arbeitsmarktbericht veröffentlicht und anschließend von den Investoren ganz genau analysiert werden. Im November sollen 200.000 Jobs geschaffen worden sein, nach 261.000 für Oktober. Zudem soll die Arbeitslosenquote stabil geblieben sein bei 3,7 Prozent. Außerdem sollen die Stundenlöhne um 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt haben, nach 4,7 Prozent für Oktober.

Mich würde es nicht überraschen, wenn die US-Arbeitsmarktdaten überraschend schwach ausfallen sollten. Umso spannender wird es dann sein zu beobachten, wie sehr die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen einbrechen und wie Investoren darauf reagieren könnten. Könnten Investoren in der Hoffnung auf eine „Zinspause“ der Fed kräftig bei Aktien zugreifen, und damit S&P500, Nasdaq und DAX nach oben treiben? Oder kochen plötzlich Rezessionssorgen hoch, die der Anleihenmarkt schon seit Monaten und immer stärker widerspiegelt, und Investoren drücken plötzlich bei Aktien den Verkaufen-Knopf?

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Egmond Haidt
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