Kommentar
11:36 Uhr, 18.07.2007

China überholt Deutschland - Allerdings kein Grund für Depressionen

So langsam aber sicher kommt der Sommer wieder, es wird heiß, und das Sommerloch naht. Immerhin hat der Euro noch rechtzeitig sein Soll erfüllt und ein neues Alltime-High markiert, das er bisher auch souverän verteidigt. Und wir haben Zeit, uns allgemeinem ökonomischen Beobachtungen zu widmen.

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Das Thema China fängt vielleicht schon an Sie zu langweilen. Aber man kommt einfach nicht mehr daran vorbei. Möglicherweise mit etwas Wehmut erreicht uns die Nachricht, dass China good Old Germany von Platz 3 der größten Wirtschaftsnationen der Welt verdrängt hat. Offiziell ist es noch nicht, aber das liegt v.a. an Unwägbarkeiten in den statistischen Erhebungsmethoden. In Volkswirt-Kreisen geht man von einer Unterschätzung des chinesischen BIPs um bis zu 20% aus. Offiziell hat China 2006 ein Bruttoinlandsprodukt von 2,65 Billionen US-Dollar erwirtschaftet. Deutschland kam auf 2,9 Billionen. Angesichts einer Wachstumserwartung von erneut über 10% in 2007 (2006: revidiert 11,1%) für China vs. rund 2,6% für Deutschland ist das Rennen für uns auf gar keinen Fall mehr zu gewinnen. Noch drastischer wird es, wenn man die systematische, vom Staat herbeigeführte Unterbewertung der chinesischen Währung bedenkt, die eines Tages aufbrechen wird.

Schämen müssen wir uns aber deswegen nicht. Immerhin verfügt China über eine Bevölkerung von 1,3 Mrd. – das ist fast das 16-fache unserer 82 Mio. Einwohner! Und der Aufstieg Deutschlands nach dem Krieg war beispiellos. Ich jedenfalls gönne anderen Ländern von Herzen ihren Wachstumskurs. Es ist kurzsichtig und unglaublich egoistisch von Kommentatoren, die darin v.a. Gefahren für uns sehen. Jeder Mensch muss das Recht auf Wohlstand haben, nicht nur Europäer und Amerikaner. Es kann nicht sein, dass andere unten bleiben müssen damit wir oben sein können.

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Im Gegenteil:

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Allen Wachstumspessimisten muss doch klar, was für ein immenses Potenzial – auch für uns in Europa – darin liegt, dass sich immer größere Teile der Welt aufmachen, ihre unverdiente Armut hinter sich zu lassen. Sicherlich führt das zu einem Riesenhaufen Probleme, von der Ressourcenthematik hin zur Umweltverschmutzung. Aber auch wenn es einige Kassandristen nicht wahrhaben wollen – noch nie ging es der Menschheit alles in allem so gut wie heute, und man wird auch diese Probleme meistern. In keinem Fall dürfen wir von anderen Verzicht verlangen, wo wir selber nicht dazu bereit sind. Und das ist auch nicht nötig. Wohlstand für alle ist keine Floskel, sondern die logische Folge von weltweit liberalisierten Wirtschaftssystemen. Und jetzt geht’s wieder zurück an den Strand!

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Daniel Kühn

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Artikel wird in der nächsten Ausgabe vom FOREX Report veröffentlicht.

FOREX Report ist die Publikation in Deutschland zum Thema Währungen.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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