Nachricht
11:25 Uhr, 17.06.2024

China leitet Anti-Dumping-Prüfung zu Schweinefleisch aus EU ein

PEKING (Dow Jones) - Peking hat eine Anti-Dumping-Untersuchung von Schweinefleischeinfuhren aus der EU eingeleitet, um möglicherweise Vergeltung für die jüngsten Zollmaßnahmen der EU zu üben. Die Handelsuntersuchung zu importierten Schweinefleischprodukten, die auch Innereien aus der EU enthalten, werde am Montag beginnen, teilte das chinesische Handelsministerium mit. Die Untersuchung könnte ein Jahr dauern und um weitere sechs Monate verlängert werden, fügte das Ministerium hinzu.

Die China Animal Agriculture Association, ein staatlich unterstützter Industrieverband, habe die Untersuchung im Namen der heimischen Schweinefleischindustrie am 6. Juni formell beantragt, erklärte das Ministerium. Vor wenigen Tagen hatte Brüssel zusätzliche Abgaben auf chinesische Elektrofahrzeuge angekündigt, die nach Ansicht der Kommission unfair durch Peking subventioniert werden.

Die staatliche Zeitung Global Times hatte berichtet, dass chinesische Unternehmen bei den Behörden offiziell einen Antrag auf eine Untersuchung von Schweinefleischimporten aus der EU gestellt hätten. China importierte im Jahr 2023 rund 1,6 Millionen Tonnen Schweinefleisch, wovon etwas mehr als die Hälfte aus Europa kam, wie offizielle Daten zeigen. Spanien, Frankreich, Dänemark und die Niederlande gehören zu den wichtigsten Lieferanten von Schweinefleisch nach China.

Als weiteres Signal für mögliche Vergeltungsmaßnahmen gegen die erhöhten Zölle der EU meldete ein vom staatlichen chinesischen Rundfunk betriebener Social-Media-Account letzte Woche unter Berufung auf einen ungenannten Experten, dass die chinesischen Behörden voraussichtlich bis Ende August die vorläufigen Ergebnisse einer ähnlichen Untersuchung von Weinbrandimporten aus der EU bekannt geben werden. Peking hatte die Untersuchung im Januar eingeleitet, wobei französischer Cognac das Hauptziel war.

Frankreich war der Hauptbefürworter der EU-Untersuchung von chinesischen Elektroautos, da das Land seine eigenen Autohersteller schützen wollte. Auf dem Social-Media-Account hieß es im selben Posting, dass Peking zusätzliche Abgaben auf die Einfuhr von Autos mit einem Hubraum von mehr als 2,5 Litern erheben wolle.

Die EU hat sich bei Peking dafür eingesetzt, dass die Landwirtschaft aus den Handelsstreitigkeiten herausgehalten wird, da sie die europäischen Agrarexporte nach China steigern möchte. EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski erklärte im April gegenüber chinesischen Beamten, dass Lebensmittel von Problemen in anderen Sektoren ausgenommen werden sollten und dass ein offener Handel mit Lebensmitteln für die weltweite Ernährungssicherheit von entscheidender Bedeutung sei, wie aus einer Erklärung der EU-Delegation in China hervorgeht.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

DJG/DJN/apo/mgo

Copyright (c) 2024 Dow Jones & Company, Inc.