Kommentar
07:00 Uhr, 07.04.2010

China - Jetzt ist es geschehen!

Exportweltmeister China ist die Lokomotive der Weltwirtschaft, wie aktuelle Zahlen belegen. Der Monat März 2010 wird dabei später vielleicht als Wendepunkt betrachtet werden. Das erste Außenhandelsbilanzdefizit seit sechs Jahren! Das bedeutet, es wird im Reich der Mitte aktuell mehr importiert als exportiert – das wird sich im Laufe des Jahres aber wieder umkehren.

Diese Entwicklung ist langfristig geradezu vorbestimmt. Es zeigt, wie dynamisch sich China vom rein exportorientierten Billiglohn-Standort fortentwickelt zu der bald wichtigsten Volkswirtschaft der Erde – auch was den Binnenkonsum angeht. Denn der historisch Boom lässt in dem 1,3 Mrd – Volk eine Ober- und Mittelschicht gedeihen, die konsumieren will. Gerne auch Produkte aus dem Ausland. Dieser „Boom von innen“ verleiht der Weltwirtschaft eine Stabilisierung, die sie dringend benötigt. Denn solange China nur wegen seines Exporterfolges wuchs, hing die ökonomische Entwicklung in China und dem Rest der Welt ganz entscheidend von der Aufnahmefähigkeit des Westens ab. In dem Maße, wie die Chinesen selber immer mehr konsumieren relativiert sich das Bild.

Wenn Sie sich die Geschichte des Weltimporteurs Nummer 1 ansehen (USA) so werden Sie feststellen dass auch dort irgendwann der Knackpunkt kam. Die USA waren einst der größte Exporteur der Welt. Heute sind sie der größte Schuldner und Rekordimporteur – es ist kein Zufall, dass diese beiden Weltmeistertitel Hand in Hand gehen. So ist der Lauf der ökonomischen Dinge. In 20,30 Jahren ist China vermutlich nicht nur der größte Importeur der Welt (bedenken Sie, dass die Bevölkerung 4mal so groß ist wie die US-amerikanische!) sondern vielleicht auch ein dauerhaftes Außenhandelsdefizit ausweisen. Das muss nicht zwingend so sein – ich habe Ihnen ja schon mehrfach die Theorie ans Herz gelegt, dass das Streben der chinesischen Führung darauf ausgelegt ist, völlige Autarkie zu erreichen. Das heißt vollständige Unabhängigkeit von Importen und Schaffen eines geschlossenen Wirtschaftsraumes in Asien, dem es aber an gar nichts mangelt. In diesem Szenario sähe der Westen reichlich alt aus. Vergessen Sie nie, dass in China nach wie vor eine totalitäre Führung am Werke ist, die momentan aber in vielen Bereichen (in Sachen Hinrichtungen und Pressefreiheit wahrlich nicht) als „guter Diktator“ agiert. Sehr viel hängt auch davon ab, wie und ob die Demokratiebewegung in China sich formiert und vorankommt. An dem Fakt dass China das Zentrum der Weltwirtschaft werden wird können wir nichts mehr ändern – ob wir daran partizipieren können und wie stark, ist die entscheidende Frage.

Daniel Kühn - Chefredakteur von http://www.tradersjournal.de/ Unsere kostenlosen Qualitätspublikationen wie den Rohstoff-Report, das Portfoliojournal, den CFD & Forexreport, etc. finden Sie unter folgendem Link http://www.godmode-trader.de/service/newsletter/b2c

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Über den Experten

Daniel Kühn
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Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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