Kommentar
14:00 Uhr, 17.04.2019

China: Ist das der Befreiungsschlag?

Ende letzter Woche gab es viel zu feiern. US-Banken verdienen sich immer noch dumm und dämlich und China befindet sich wieder im Aufwind.

Einen der zwei Aspekte kann man tatsächlich feiern. Über den anderen, China, muss man erst einmal nachdenken. China konnte die Exporte im März deutlich steigern (Grafik 1).

Gegenüber dem Vorjahr sind die Exporte um 14 % gestiegen. Das ist die gute Nachricht.

Es gibt natürlich auch eine schlechte Nachricht. Die Importe fallen weiterhin (Grafik 2). Im März ging es um fast 8 % nach unten. Das sagt viel über den Zustand der Wirtschaft aus. China ist der größte Exporteur der Welt. Das Exportwachstum sagt also mehr über die Nachfrage im Ausland aus als über Chinas eigenen Zustand.

Der Anstieg der Exporte ist daher durchaus eine gute Nachricht für die Welt. Es scheint einen Rebound zu geben. Andernfalls wären steigende Exporte kaum denkbar. China selbst vegetiert aber weiter vor sich hin. Die Binnennachfrage stottert immer noch. Die Importe bringen das zum Ausdruck.

Die Regierung hat bereits im vergangenen Jahr ein Konjunkturprogramm aufgelegt, welches fast 2 % der Wirtschaftsleistung umfasste. In diesem Jahr geht es mit den Konjunkturprogrammen munter weiter. Bisher beschlossene Maßnahmen summieren sich auf 3 % der Wirtschaftsleistung auf.

Damit wird mehr stimuliert als 2016, als die Regierung dem letzten Abschwung entgegentrat. Trotzdem zeigt sich im Binnenmarkt noch kein nachhaltiger Trendwechsel. Das ist vor allem deswegen bemerkenswert, weil die Regierung die Steuern kräftig gesenkt hat. Haushalte haben mehr verfügbares Einkommen, geben es aber nicht für den Konsum aus, zumindest bisher nicht. Das zeigt die Importentwicklung.

Anleger haben die Daten dennoch gefeiert. Es waren auch nicht nur die Handelsdaten. Stattdessen veröffentlichte die Notenbank auch die neuesten Daten zum Kreditwachstum. Dieses beschleunigte sich im März auf über 15 % (Grafik 3).

Das Wachstum beinhaltet alle Arten von Kredit, also auch Anleihen. Über die vergangenen 12 Monate wurden so 3,2 Billionen Dollar an Schulden gemacht. Damit hat die Regierung immerhin erreicht, dass die Schulden wieder kräftig wachsen. Ob man das feiern sollte, bleibt abzuwarten.

Als die Regierung das letzte Mal das Schuldenwachstum begrenzte und es sogar zu einem Schuldenabbau kam (2014 und 2015) verlangsamte sich das Wachstum. 2016 wurde der Staat schwach, griff ein und schob die Wirtschaft über Kredit wieder an.

Der Schuldenabbau dauerte aber immerhin zwei Jahre. Dieses Mal war der Abschwung schon nach 8 Monaten nicht mehr auszuhalten. Die Zyklen scheinen also immer kürzer zu werden. Der Regierung ist Wachstum um jeden Preis immer noch wichtiger als nachhaltiges Wachstum. Dazu gehört auch die Eindämmung der Verschuldung.

Einen großen Befreiungsschlag gibt es also nicht. Vielmehr riskiert die Regierung mittel und langfristig größere Probleme. Die nächsten Quartale scheinen der Regierung allerdings wichtiger zu sein als langfristig gesundes Wachstum.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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