Nachricht
08:59 Uhr, 09.04.2012

China: Inflationsrate steigt im März stärker als erwartet

Peking (BoerseGo.de) – In China ist die Inflationsrate im Monat März gestiegen. Angetrieben wurde der Preisanstieg nach offiziellen Angaben zufolge durch steigende Kosten für Lebensmittel.

Der Verbraucherpreisindex (CPI) erhöhte sich im März um 3,6 Prozent im Jahresvergleich, da widrige Wetterbedingungen die Nahrungsmittelpreise antrieben und die Regierungsbehörden die Preise für Benzin erhöhten. Das teilte das National Bureau of Statistics (NBS) am heutigen Montag mit. Ökonomen hatten im Vorfeld der Daten lediglich mit einem Anstieg um 3,4 Prozent gerechnet. Im Vormonat Februar wurde ein Plus von 3,2 Prozent im Jahresvergleich notiert.

Im Monatsvergleich erhöhte sich die Inflationsrate (CPI) im März um 0,2 Prozent, nach einem Plus von 0,1 Prozent im Vormonat Februar.

Die Inflation (aufgrund des Potenzials zur Auslösung sozialer Unruhen eines der Hauptsorgen der Regierung in Peking) hatte im Juli 2011 mit 6,5 Prozent ein Hoch markiert und konnte sich seitdem abkühlen.

Im Februar wurde die niedrigste Inflationsrate seit 2010 gemessen, und Ökonomen gehen davon aus, dass die Inflationsrate im laufenden Jahr 2012 unter der Marke von vier Prozent bleiben wird. Damit erhält die chinesische Regierung Spielraum ihre Geldpolitik zu lockern und den von der globalen Wirtschaftsabkühlung getroffenen chinesischen Unternehmen unter die Arme zu greifen.

„Der CPI wurde hauptsächlich durch Nahrungsmittelpreise nach oben gedrückt, was aus einer Unterversorgung mit Gemüse aufgrund des relativ kühlen Wetters im März resultiert“, so Li Huiyong, ein Analyst bei Shenyin Wanguo Securities in Schanghai, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. „Wir gehen aber davon aus, dass der CPI-Abwärtstrend generell weiter anhalten wird und im Juli dieses Jahres einen Boden findet“.

Ministerpräsident Wen Jiabao, warnte im März vor weiterhin hohen Verbraucherpreisen. Wen zufolge strebt die Regierung ein Inflationsziel für dieses Jahr von maximal vier Prozent an.

Die Inflation hat in der Vergangenheit soziale Unruhen ausgelöst und die politischen Führer Chinas sind bestrebt, die Preise von Grundnahrungsmitteln wie Gemüse, Fleisch und auch Wohnkosten unter Kontrolle zu halten.

Dennoch hat Peking in den vergangenen vier Monaten zweimal den Mindestreservesatz der Banken gesenkt, und damit die Geldmenge effektiv erhöht, da Banken somit mehr Geld verleihen können. Analysten gehen davon aus, dass in den kommenden Monaten weitere solcher Schritte folgen werden.

„Es gibt noch Spielraum für die Zentralbank die Anforderungen für den Mindestreservesatz bald zu senken“, so Tang Jianwei, Volkswirt bei der Bank of Communications in Schanghai.

Der Erzeugerpreisindex (PPI), der die Kosten für Waren im Industrie- und Agrarsektor misst und einer der Hauptindikatoren für die Verbraucherpreise ist, sank im März um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

„Die PPI-Daten könnten von Bedeutung sein und den Druck auf die Regierung erhöhen die Kreditaufnahme für Nachfrager zu erleichtern“, so Ren Xianfeng, Ökonom bei IHS Global Insight.

Die Preise für Nahrungsmittel, eine der Hauptsorgen der chinesischen Politik, da sie Chinas ärmste Bevölkerungsgruppen am meisten treffen, stiegen im März um 7,5 Prozent. Im Vormonat erhöhte die Regierung auch die Benzinpreise. Es war der höchste Preisanstieg seit drei Jahren. Die in den letzten Monaten abgekühlte Inflation habe Spielraum gegeben, die Benzinpreise an das internationale Niveau anzupassen, hieß es aus Peking.

China strebt ein Wirtschaftswachstum in diesem Jahr von 7,5 Prozent an, und damit niedriger als die bisherige Zielsetzung von 8 Prozent. Die Wirtschaft wuchs um 9,2 Prozent im Jahr 2011 und um 10,4 Prozent im Jahr 2010. Die europäische Staatsschuldenkrise und die schwache Erholung der US-Wirtschaft belasten die Nachfrage nach chinesischen Produkten. Die für Freitag anstehenden Wirtschaftsdaten dürften die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft bestätigen, so Ökonomen.

„Im Ausblick auf die nächsten Monate wird die Wirtschaft sich wohl weiter abkühlen, dürfte in der zweiten Jahreshälfte jedoch wieder anspringen, da sich die externen Bedingungen verbessern“, so Ren.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Christian Zoller
Christian Zoller

Christian Zoller studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität Regensburg sowie an der WU Wien, mit den Schwerpunkten Investmentbanking und Corporate Finance. Seit 1995 ist er in den Bereichen Fundamentalanalyse und Technische Analyse tätig. Seine berufliche Laufbahn führte Zoller unter anderem zur Austria Presse Agentur (APA-Finance), zu BörseDaily und stock3. Zudem verfasste er Fachartikel für den Newsletter „Trendwatch“ des Heikin-Ashi-Experten Dan Valcu und ist Autor des Fachbuchs „Behavioral Finance bei Technischer Analyse“. Für die Finanzmarktanalyse verwendet Zoller unter anderem gerne Saisonalitäten, die Sentimentanalyse, Fundamentaldaten und die Charttechnik.

Mehr Experten