Chancen erhöhen oder Risiko reduzieren?
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Für die Planung eines Trades ist das Chance/Risiko-Verhältnis, kurz CRV, von entscheidender Bedeutung. Günstig für eine Positionierung ist es, wenn das CRV möglichst hoch ist. Auf verschiedene Weise lässt sich dies Erreichen, was aber nicht in jedem Fall auch sinnvoll sein muss.
Entscheidend für die Berechnung des CRV ist zunächst das Vorhandensein eines Kurszieles, zumindest sollte das verfügbare Potenzial auf den gehandelten Zeitraum hin einigermaßen abschätzbar sein. Darüber hinaus ist ein klarer Abbruchpunkt für den Trade nötig der das Risiko der Position definiert. Das Potenzial geteilt durch das Risiko ergibt den Wert für das CRV, welcher möglichst bei 2 oder darüber liegen sollte. Schließlich soll mehr dabei heraus kommen als riskiert wurde. Auch genügt eine Trefferquote von 50 % in diesem Fall um auf Dauer sehr erfolgreich zu agieren.
Die Frage stellt sich nun natürlich, wie ein hohes Chance/Risiko-Potenzial für einen Trade zu erreichen ist.
Eine Möglichkeit ist es, das Kursziel weit auszudehnen. Beispielsweise könnte man in den DAX nach dem Rücksetzer der vergangenen Wochen auf mittelfristige Sicht einsteigen und die Situation langfristig als steigendes Dreieck betrachten. Ein Ziel ergäbe sich, wenn der Index die ca. 8.100 Punkte durchbricht bei logarithmischer Betrachtung noch klar oberhalb von 20.000 Punkten auf Sicht der kommenden Jahre. Einem Risiko von ca. 600 Punkten bis zum letzten Tief würde ein Potenzial von rund 14.000 Punkten gegenüber stehen. Ein Chance/Risiko-Verhältnis ergäbe sich von 14.000/600 = ca. 23. Ein solches CRV wäre phänomenal, ist aber natürlich kaum realistisch. Nicht, dass der DAX nicht soweit steigen könnte. Früher oder später könnte der Index dort einmal ankommen. Es passen in diesem Fall die Zeitfenster nicht. Einem langfristig bzw. äußerst langfristigen potenziellen Ziel steht eine eher mittelfristige Abbruchbedingung gegenüber. Es ist zwar ein hohes CRV errechnet, es ist aber nicht realistisch, dass eine Position, die unter mittelfristigen Gesichtspunkten eröffnet wird auch über einen sehr langen Zeitraum gehalten werden kann. Die nächste bärische Situation aus mittelfristiger Sicht dürfte den Trade beenden.
Viel wichtiger ist es, ein dem gehandelten Zeitfenster entsprechendes Potenzial zu ermitteln welches mit einer Position auch tatsächlich durchgehalten werden kann. Wird dann ein dem Zeithorizont entsprechender Abbruchpunkt definiert, dann wird das CRV im Allgemeinen deutlich geringer, aber realistisch. Nun ist es das Ziel, dieses möglichst hoch zu gestalten ohne die Tradeidee zu gefährden.
Ein Beispiel dafür bieten die Aktien der Allianz. Hier kam es ebenfalls zur Ausbildung einer steigenden Dreiecksformation, allerdings über die vergangenen Monate. Das steigende Dreieck fällt sehr flach aus und besitzt eine entscheidende Triggermarke bei 88,50 Euro. Klassisch bedeutet ein Ausbruch über die 89 Euro ein Kaufsignal, welches Potenzial im Rahmen der Höhe der Formation erwarten lässt. Das Ziel liegt somit bei ca. 104 Euro. Ein klassisches Abbruchszenario für diese Entwicklung stellt ein Ausbruch zur Unterseite aus dem Dreieck dar, also bei derzeit ca.78 Euro. Einer Chance von 15 Euro steht somit ein Risiko von 11 Euro gegenüber. Damit ergibt sich ei CRV von gerade einmal 15/11= ca. 1,4.
Der klassische Einstieg, ob nun passend zur aktuellen Marktentwicklung ist nicht entscheidend, bietet gegenüber dem Risiko nur geringe Chancen. Verbessern lässt sich dies, wenn ein Abbruchszenario für die Position ermittelt werden kann welches die Tradeidee, also den Ausbruch zur Oberseite, realistisch hinfällig werden lässt, dabei aber möglichst früh greift. Das ist der Fall, wenn ein Pullback oder eine Konsolidierung im Bereich des Einstiegssignals abgewartet wird.
Im Beispiel der Aktien der Allianz ist dies auch bereits der Fall. Es kam zu einem Ausbruch nach oben, dieser setzte sich nicht durch, bei ca. 87 Euro können sich die Kurse nun aber erneut fangen. Die aktuelle Entwicklung deutet auf einen akut möglichen Fehlausbruch hin. Kommt es dazu, dann wird keine Position eröffnet. Stellt sich dieser Rückfall unter die Kaufmarke bei 89 Euro aber nur als Konsolidierung dar und schafft die Aktie ein neues Hoch, dann bestehen auf der Oberseite weiter gute Chancen. Allerdings kann dann auch davon ausgegangen werden, dass bei einem nochmaligen Abrutschen unter das letzte Zwischentief, welches derzeit noch bei 87 Euro liegt, ein klares Fehlsignal der Formationslage bedeutet. Der Abbruchpunkt für das gehandelt Chartsetup lässt sich somit auf 87 Euro nach oben ziehen. Der Einstieg erfolgt erst bei einem neuen Hoch und somit bei ca. 90 Euro. Was sich nicht geändert hat, dass ist das Ziel. Dieses liegt immer noch unverändert bei 104 Euro.
Es bietet sich bei einem Einstieg nach einer Konsolidierung also die Chance auf 14 Euro bei einem Risiko von 4 Euro. Das CRV verbessert sich somit von 1,4 auf 3,5. Bei einem solchen CRV genügt es bereits, wenn jede vierte Position durchläuft um einen kleinen Gewinn dauerhaft zu erzielen. Darüber hinaus ist das Kapital für den Fall eines möglichen Verlustes weniger lang gebunden, denn es sollte sich bei der sinnvoll angehobenen Abbruchbedingung früher herausstellen, ob das gehandelte Tradesetup greift. In gewisser Weise erfolgt so auch eine „echte Hebelung“ des Kapitals, denn bei einem konstanten Positionsrisiko lässt sich das 2,5fache an Kapital im Markt bei gleicher Tradeidee unterbringen. Die eigentliche Frage ist also, wie kann ich das übergeordnete Tradesetup so eng wie möglich gestalten ohne die Tradeidee zu gefährden.
Um also das CRV zu erhöhen sollte vor allem die Abbruchbedingung dahingehend angepasst werden, dass die Tradeidee nicht gefährdet wird, die Entscheidung des Marktes darüber, ob die Tradeidee sich durchsetzt aber möglichst forciert wird. Es macht wenig Sinn, sich den Markt so hinzuanalysieren, dass das Ziel möglichst weit entfernt ist und ein hohes CRV bietet. Das Ziel muss realistisch und im gehandelten Zeitraum Erreichbar sein. Wenn es dann tatsächlich mehr wird entscheidet das Stoppmanagement.
Was sich aber gegebenenfalls anpassen lässt, ist die Abbruchbedingung die die Tradeidee hinfällig werden lässt. Dabei macht es in vielen Fällen Sinn, nach einer übergeordneten Formationslage mit entsprechendem Potenzial zu suchen, eine Bestätigung des Signals abzuwarten und erst dann den Trade zu planen. Völlig unabhängig ob Long oder Short gehandelt wird. Kommt es zu einer Bestätigung des Signal, dann erfolgt der Einstieg. So kann die Abbruchbedingung bereits unter den Punkt gesetzt werden, der innerhalb der Bestätigung erreicht wurde und dabei sinnvoll bleiben.
Viele Grüße,
Ihr Marko Strehk - Technischer Analyst und Trader bei GodmodeTrader.de
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