Kommentar
15:46 Uhr, 03.12.2019

Buy the dip? Soll man jetzt einsteigen?

Im Bullenmarkt der vergangenen Jahre gab es ein Patentrezept für schnelle Börsengewinne: Einfach Rücksetzer am Gesamtmarkt für den Einstieg nutzen. Wird es dieses Mal wieder so laufen?

Erwähnte Instrumente

  • EURO STOXX 50
    ISIN: EU0009658145Kopiert
    Kursstand: 3.605,61 Pkt (STOXX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • EURO STOXX 50 - WKN: 965814 - ISIN: EU0009658145 - Kurs: 3.605,61 Pkt (STOXX)

An den Finanzmärkten geht es wieder hoch her. Am Montag stürzten die Börsen wegen der Angst vor einer erneuten Zuspitzung der von Trump angezettelten Handelskonflikte und schwacher Konjunkturdaten deutlich ab. Heute legt Trump nach - mit der Aussage, dass es vielleicht besser sei, mit einem China-Deal bis nach der US-Präsidentschaftswahl 2020 zu warten und mit der Ankündigung von Strafzöllen gegen Frankreich, nachdem das Land eine Digitalsteuer beschlossen hat, die vor allem die großen US-Internetkonzerne trifft.

Besonders hässlich sah die gestrige Tageskerze zum Beispiel im Euro Stoxx 50 aus, wie der folgende Chart zeigt. Eine lange schwarze Kerze, praktisch ohne Docht am unteren Ende, deren Länge deutlich größer ist als die absolute Mehrzahl aller Kerzen. Die heutige Tageskerze schließlich unterschreitet das Tief der gestrigen noch einmal signifikant.

Euro Stoxx 50
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    TTMzero Indikation

Besonders hart traf der Sell-off Aktien, die im Vergleich zum Gesamtmarkt ein hohes Beta aufweisen, die also bei Bewegungen des Gesamtmarktes überproportional zulegen oder abgeben. Das sind zum Beispiel Aktien von ausgesprochenen Wachstumsunternehmen oder Aktien von sehr zyklischen Unternehmen.

Doch Rücksetzer wie den aktuellen gab es in den vergangenen Jahren bereits viele, und nur selten haben dunkle schwarze Kerzen auch eine längerfristige Trendwende angekündigt. Ganz im Gegenteil: Im Bullenmarkt der vergangenen Jahren konnten Trader mit der Strategie "Buy the dip" (manchmal auch "Buy the fucking dip") gutes Geld verdienen. Das gilt ganz besonders für den US-Aktienmarkt, denn die Wall Street eilte dem Rest der Welt geradezu davon.

"Buy the dip" bedeutet, dass man deutliche Kursrücksetzer im Gesamtmarkt für den Einstieg (den Kauf von Long-Positionen) verwendet. Im Bullenmarkt der vergangenen Jahre war das fast schon ein Patentrezept für schnelle Börsengewinne.

Ob "buy the dip" auch in der aktuellen Situation funktioniert, lässt sich leider erst im Nachhinein mit Gewissheit sagen. Allerdings können Trader die Erfolgsaussichten erhöhen, wenn sie sich frühere Kursrücksetzer im jeweiligen Index ansehen und die aktuelle Entwicklung mit früheren Einbrüchen vergleichen.

Beim oben gezeigten Chart des Euro Stoxx 50 etwa zeigt sich, dass lange schwarze Kerzen selten isoliert auftreten. In der Regel war "der Spuk" also nicht bereits nach einem oder zwei Tagen vorbei. Zwar kam es öfters vor, dass auf eine lange schwarze Tageskerze ein oder zwei Kerzen folgten, die eine Erholung zeigten. Anschließend ging es dann aber meist wieder deutlich nach unten. Ein Paradebeispiel etwa ist die Entwicklung im August. Auf eine initiale lange schwarze Tageskerze folgten zwar zunächst zwei freundliche Tage, auf die dann aber drei weitere Tage mit sinkenden Kursen folgten.

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Gegen eine schnelle Erholung könnten auch fundamentale Gründe sprechen. Denn in den vergangenen Wochen wurden die Kurse auch immer wieder von Aussagen Trumps und seines Gefolges, wonach eine Einigung mit China unmittelbar bevorstehe, in die Höhe getrieben. Sollte es jetzt nicht dazu kommen, könnte eine entscheidende Triebfeder der jüngsten Rally wegfallen. Auch die Konjunkturdaten könnten für neue Ernüchterung sorgen, während die Geldpolitik der Notenbanken, die monatlich wieder zweistellige Milliardenbeträge in die Märkte pumpen, eher für eine Fortsetzung des Bullenmarktes spricht.

Trader und Anleger sollten die Strategie "Buy the dip" auf jeden Fall im Hinterkopf behalten. Gut möglich, dass auch dieses Mal "der Spuk" schneller vorbei ist, als viele meinen. Klar ist aber auch: Sollte es jetzt wirklich zu einem neuen Bärenmarkt kommen, wäre "Buy the dip" nicht mehr das Patentrezept für Börsengewinne, sondern ein Rezept für große Verluste.


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38 Kommentare

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  • grinder1337
    grinder1337

    jo jetzt volles rohr long. was kann da schief gehen? 😂

    21:17 Uhr, 03.12.2019
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    na kauf mal und immer dran denken - schön hebeln 😂😂👍

    20:34 Uhr, 03.12.2019
  • wolp
    wolp

    Kindergarten. Buy the dip ist immer richtig. Konsequenz vorausgesetzt. Merci

    20:09 Uhr, 03.12.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Wie oft habt ihr seit Monaten das selbe rumgeschrien? Und was ist passiert? Neue Rekorde.

    19:52 Uhr, 03.12.2019
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    deutsche Bank?

    18:52 Uhr, 03.12.2019
  • Siegfried75
    Siegfried75

    Verbilligen oder Piramidisieren? Buy the dips kann lange Zeit gutgehen, aber irgendwann kommt ein wirklicher Bärenmarkt, und dann verliert man alles. Als 2008-Geschädigter gehe ich lieber auf Nummer sicher und baue die Longseite in Abwärtstrends langsam ab und in Aufwärtstrends wieder auf. Mir ist klar, dass das Rendite kostet, aber Kapitalerhalt geht vor. Und wenn der Trend stark genug ist, profitiert man trotzdem und kann mit dem Ergebnis zufrieden sein, wenn man nicht der Gier zum Opfer fällt.

    Verluste sind schlimmer als entgangene Gewinne.

    18:39 Uhr, 03.12.2019
  • Lo-Trader
    Lo-Trader

    Die Euphorie am Markt war übertrieben groß. Negative Meldungen wurden ignoriert, positive führten zu einem sofortigen Kursanstieg. Jetzt muss erst einmal wieder Ruhe in den Markt einkehren. Vermute, das es erst im neuen Jahr sein wird.

    17:06 Uhr, 03.12.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Teilkäufe wären nicht verkehrt. Denn es könnte noch ein bisschen nach unten gehen. Ich hab eben noch einen Teilkauf auf den Nasdaq getätigt. Möchte er die 8000 sehen? Nur zu....

    16:01 Uhr, 03.12.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Joe.
    Joe.

    aber echt, mal Wochenchart anschauen - Bärenmarkt? WTF?

    Ob "buy the dip" auch in der aktuellen Situation funktioniert, lässt sich leider erst im Nachhinein mit Gewissheit sagen.

    FACEPALM

    15:56 Uhr, 03.12.2019
  • Joe.
    Joe.

    diese Frage kann nur Dr Bull beantworten - der Bullendoktor

    15:53 Uhr, 03.12.2019

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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