Buy and Hold ist tot? Durchschnittliche Haltedauer von Aktien
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In den 1920er Jahren lag die Haltedauer bei rund 1,5 Jahren. Aktien waren spekulativ, Märkte dünn, Informationen langsam. Nach dem Crash von 1929 änderte sich das Verhalten fundamental. In den 30er bis 50er Jahren stieg die Haltedauer massiv an. In den 50er und frühen 60er Jahren erreichte sie mit rund 7 Jahren ihren historischen Höhepunkt. Das war das goldene Zeitalter des langfristigen Investierens. Buy and Hold war keine Strategie, sondern Normalität. Aktionäre verstanden sich als Miteigentümer. Fundamentaldaten, Dividenden, Bilanzqualität zählten. Umschlagshäufigkeit niedrig, Volatilität gedämpft, Märkte träge, Kapital geduldig.
Ab Mitte der 60er Jahre beginnt der langsame, dann exponentielle Absturz. Zunächst schleichend durch steigende Inflation, das Ende von Bretton Woods, wachsende Makro Unsicherheit. Ab den 80ern dann beschleunigt. Deregulierung, elektronische Börsen, Indexfonds, Optionen, Futures. In den 90ern kommt der entscheidende Katalysator: Digitalisierung, Online Trading, Echtzeitkurse. Kapital wird schneller, nervöser, kurzatmiger.
Um die Jahrtausendwende fällt die durchschnittliche Haltedauer unter 1 Jahr. Und danach weiter.
Die Aussage dieses Researchs ist breit belegt und gilt unter Ökonomen, Börsenhistorikern und Marktstrukturforschern als unumstrittene Tatsache. Mehrere unabhängige Quellen kommen seit Jahren zum selben Ergebnis, teils mit noch drastischeren Befunden.
NYSE selbst
Die New York Stock Exchange veröffentlichte mehrfach Daten zur Turnover Rate. Ergebnis: Die jährliche Umschlagshäufigkeit ist seit den 1960ern um ein Vielfaches gestiegen. Mathematisch identisch zur sinkenden Haltedauer. Heute wechseln viele Aktien ihr gesamtes Freefloat Volumen mehrfach pro Jahr.
SEC und US Treasury Studien
Regulierungsberichte zur Marktstruktur zeigen klar: Über 50% des US-Aktienhandels stammen von algorithmischen Systemen, High Frequency Trading liegt je nach Marktlage bei 40–60%. Diese Akteure halten Positionen oft Sekunden bis Minuten. Langfristiges Halten ist für die Preisbildung marginal.
McKinsey Global Capital Markets Report
McKinsey beziffert die durchschnittliche Haltedauer von US-Aktien aktuell auf deutlich unter 1 Jahr. In den 1980ern lag sie noch bei rund 4 Jahren. Die Trendlinie ist global identisch, Europa folgt zeitverzögert.
OECD Capital Market Analysis
Die OECD bestätigt einen strukturellen Shift von Ownership zu Liquidity Provision. Aktien dienen primär als Liquiditätsvehikel, nicht mehr als Beteiligungstitel. Fundamentale Investoren sind Minderheit, obwohl sie den Großteil des realen Kapitals stellen.
Professor Andrew Haldane, Bank of England
Haldane spricht explizit vom „shortening of horizons“. Seine Studien zeigen: Die effektive Diskontierungsdauer an Finanzmärkten ist von Jahrzehnten auf Quartale gefallen. Märkte bewerten Zukunft immer weniger.
Cliff Asness, AQR Capital
Asness belegt empirisch: Kurzfristiges Trading dominiert Volumen, langfristige Investoren dominieren Performance. Der Widerspruch erklärt systematische Fehlbewertungen.
Vanguard und BlackRock Research
Selbst ETF Anbieter bestätigen: Der Handel mit ETFs erzeugt eine zusätzliche Ebene ultrakurzer Haltedauern, obwohl die Endinvestoren langfristig denken. Marktpreise reagieren auf Flows, nicht auf Fundamentaldaten.
Robert Shiller, Nobelpreisträger
Shiller beschreibt die heutige Börse als "Narrative driven market". Kurze Geschichten ersetzen langfristige Bewertungen. Exakt das, was sinkende Haltedauern implizieren.
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Interessant wäre, wie die Haltedauer berechnet wird. Wie ist die Gewichtung, wenn ein Großanleger (z. B. Warren Buffett) eine großes Aktienpaket über viele Jahre hält im Gegensatz zu einem Daytrader der eine Position in dieser Aktie mehrfach am Tag öffnet und schließt? Welche durchschnittliche Haltedauer ergibt sich dann?