Bundestag: Anhörung zum Thema Agrar-Spekulation
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Prädikat: Sehr sehenswert
Wirklich sehenswerte, wenn auch knapp drei Stunden lange Anhörung des Ausschusses zum Thema "Spekulation mit agrarischen Rohstoffen verhindern" im Bundestag. Auch Dirk Müller von cashkurs.com ist dort - seine Ausführungen sind im Detail hier zu finden.
Für mich gab es eine Reihe von Highlights aus der Anhörung:
- Jedem Termingeschäft steht eine Gegenpartei gegenüber. Insofern führt ein Kauf eines Terminkontrakts nicht dazu, dass die Preise steigen. Wenn jemand einen Terminkontrakt kauft, wird es auch einen Hedger geben, der dagegen steht. Darüber lagen deutlich voneinander abweichsende Meinungen vor. Ein Vertreter der Welthungerhilfe zitierte Studien, wonach Spekulanten zu Preisaufschlägen zwischen 15-20% bei Agrarrohstoffen führten. Die Armut, in die fast zehn Millionen Menschen gedrängt wurden, sei direkt diesen durch Spekulanten hervorgerufenen Preissteigerungen geschuldet.
- Finanzwetten sind ein Nullsummenspiel. Über alle Kontrakte betrachtet ist der Gewinn Null.
- Eine stärkere Regulierung von Warenterminbörsen muss mit Vorsicht betrachtet werden, da sie dazu führt, dass die Geschäfte abseits der Börse, also over-the-counter, abgewickelt und dort hin verdrängt werden.
- Das Handelsvolumen an deutschen und europäischen Warenterminbörsen muss gestärkt werden, um das Diktat internationaler Warenterminbörsen und der dort gebildeten Preise auf die deutschen und europäischen Verbraucher zu verringern. Deutschland und Europa sind, was die Nutzung von Warenterminbörsen als Preisabsicherungsinstrument anbelangt, noch in den Kinderschuhen relativ zu Amerika oder Asien.
- Spekulation muss eingedämmt werden, da heute einem Produzenten mehr als zehn Spekulanten gegenüberstehen. Dies verzerre die Hedging-Möglichkeiten, da die Volatilität steige.
Wie gesagt, sehr interessanter Beitrag zu diesem Thema, da Experten unterschiedlicher Fachrichtungen ihre Meinung zum Thema kundtun und sich den Fragen der Parteien stellen. Interessant zu sehen, dass die Ansichten über die Spekulation teilweise kräftig voneinander abweichen, ja sogar komplett konträr zueinander stehen. Ich bin am meisten bei Prof. Dr. Dr. Schmitz...er sieht keinen Beweis dafür, dass Spekulation die Märkte verzerrt und warnt vor einer zu drastischen Regulierung der regulierten Börsen, ohne auf die OTC-Märkte zu schauen. Die Stellungnahme von Schmitz ist hier zu finden.