Bundesregierung: Frühindikatoren deuten nicht auf rasche Konjunkturerholung
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Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Die Bundesregierung sieht angesichts jüngster Indikatoren noch keine schnelle Erholung der Konjunktur in Deutschland. "Die wirtschaftliche Schwächephase hält auch zum Jahreswechsel 2023/24 an", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium in seinem neuen Monatsbericht. "Nach einem preis-, saison- und kalenderbereinigten Rückgang des BIP um 1/4 Prozent zum Jahresende 2023 deuten aktuelle Frühindikatoren noch nicht auf eine rasche konjunkturelle Erholung hin", hoben die Konjunkturexperten von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hervor.
"Angesichts der zuletzt weiter schwachen Frühindikatoren, anhaltender und neu hinzugekommener geopolitischer Krisen, die zu steigenden Transportkosten und Verzögerungen in Lieferketten führen können, sowie temporär administrativ erhöhter Verbraucherpreise zu Jahresbeginn ist auch für das erste Quartal dieses Jahres noch nicht mit einer konjunkturellen Trendwende zu rechnen." Mit einem rückläufigen Trend der Inflation, steigenden Reallöhnen und einer allmählichen Belebung der Weltwirtschaft dürften sich zentrale Belastungsfaktoren für die deutsche Wirtschaft aber im Verlauf dieses Jahres verringern und es dürfte "eine vor allem binnenwirtschaftlich getragene Erholung einsetzen".
Bei den Auftragseingängen aus dem Inland deute sich in zentralen Bereichen eine Stabilisierung an, die schwache Auslandsnachfrage, vor allem aus dem Euroraum, belaste aber weiterhin, betonte das Ministerium. "Mit einer Erholung der Industriekonjunktur ist erst im weiteren Verlauf des Jahres zu rechnen, wenn es zu einer binnenwirtschaftlichen Belebung und wieder anziehenden Exporten kommt." Zum Einzelhandel gäben Frühindikatoren "am aktuellen Rand ein uneinheitliches Bild": Während sich die Konsumstimmung bei den privaten Haushalten tendenziell verbessere, werde die Geschäftslage im Einzelhandel nach Umfragen von Ifo-Institut und Handelsverband eher als unbefriedigend bewertet.
Die Erhöhung der Inflationsrate im Dezember auf voraussichtlich 3,7 Prozent von 3,2 Prozent im November führte das Wirtschaftsministerium vorrangig auf einen Basiseffekt aufgrund der Dezember-Soforthilfe vom Jahresende 2022 zurück. Zu Beginn dieses Jahres dürfte die Inflationsentwicklung durch steuerliche und fiskalische Maßnahmen geprägt werden. Im weiteren Verlauf des Jahres dominierten aber weiterhin inflationssenkende Faktoren wie sinkende Erzeuger- und Importpreise, eine straffe Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, angemessene Tarifabschlüsse sowie eine Normalisierung der Gewinnmargen der Unternehmen. Am Arbeitsmarkt entwickelten sich zudem die Frühindikatoren durchweg besser, deuteten aber noch nicht auf eine grundsätzliche Trendwende hin.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
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