Bundespräsident Köhler: "Wir haben viel erreicht"
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Die Tagesschau berichtet in ihrer Onlineausgabe:
Bundespräsident Horst Köhler hat am Tag der Deutschen Einheit Fehler der Politik bei der Wiedervereinigung eingeräumt, aber vor allem das in 18 Jahren Erreichte gelobt. "Ich war mittendrin. Praktisch war es unmöglich, im Vereinigungsprozess immer genau zu wissen, was die richtige Entscheidung ist", sagte Köhler bei der Einheitsfeier in Hamburg.
Lob für Erfolge ...
Aber auch wenn es Härten und Enttäuschungen gebe, sei klar: "Wir haben viel erreicht. Wir sind auf dem gemeinsam zurückgelegten Weg erwachsen geworden", sagte Köhler. Nicht nur im Osten, sondern auch im Westen habe der Strukturwandel der vergangenen Jahre für tiefe Verunsicherung gesorgt. Köhler lobte Ost- wie Westdeutsche, die die daraus entstehenden Probleme überwunden hätten und für wirtschaftlichen Erfolg arbeiteten.
... und neue Herausforderungen
Deutschland stehe aber vor weiteren großen Aufgaben und müsse sich wandeln, sagte Köhler. Dabei gehe es um Arbeit, um Bildung, sowie um die Integration verschiedener Bereiche wie Stadt und Land, Ost und West, Arm und Reich, einheimisch und mit Wurzeln außerhalb Deutschlands. Dazu brauche es mehr Toleranz und Respekt in der Gesellschaft, stellte Köhler heraus. "Da ist schon einiges eingerissen, an das wir usn besser nicht gewöhnen", kritisierte er.
Mut und Tatkraft könnten die Menschen auch aus der Kultur schöpfen, so Köhler. Auch als "Kulturnation" - in diesem Jahr das Motto der Einheitsfeierlichkeiten - sei das geteilte Deutschland 1990 wiedervereinigt worden, erklärte der Bundespräsident: "Goethe gehört nach Weimar und nach Frankfurt."
Zitat: "Wir haben ja noch nicht einmal alle Kräfte erschlossen, die uns bei den neuen Aufgaben helfen werden. Dabei denke ich zum Beispiel an die Vitalität und Erfahrung der Älteren unter uns, die sowohl im Arbeitsleben als auch im bürgerschaftlichen Engagement eine viel größere Rolle spielen können und spielen sollten. Und ich denke an die Frauen in Deutschland, deren Gleichberechtigung in Familie, Beruf und Karriere noch längst nicht verwirklicht ist."
Quelle: Horst Köhler, Bundespräsident
Beust: Einheit ist selbstverständlich geworden
Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust sagte, sei die Einheit vor allem für die jüngeren Menschen eine Selbstverständlichkeit geworden: "Sie hat das Herz der Menschen erreicht, auch wenn sie in allen Punkten noch nicht vollendet ist." Er hob die positiven "Einflüsse von außen und von Menschen aus anderen Kulturen, die in Deutschland eine neue Heimat gefunden haben", hervor. Gleichzeitig mahnte er mit Blick auf das Motto "Kulturnation Deutschland", Kindern und Jugendlichen Kultur nahezubringen: "Unsere Klassiker können nur noch die wenigsten zitieren."
Zuwanderung im Mittelpunkt des Gottesdienstes
Vor dem Festakt hatten in der Kirche St. Michaelis die höchsten Repräsentanten des Staates - darunter Köhler, von Beust als amtierender Präsident des Bundesrates, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Norbert Lammert, an einem ökumenischen Gottesdienst teilgenommen. Im Mittelpunkt des von der evangelischen Bischöfin Maria Jepsen und dem katholischen Erzbischof Werner Thissen geleiteten Gottesdienstes stand die Integration von Zuwanderern in die deutsche Gesellschaft.
1200 Gäste bei Feierlichkeiten
Mit dem Slogan "Kulturnation Deutschland" wurde die Einheitsfeier erstmals unter ein Motto gestellt. Im Mittelpunkt stehen die bewährten Kulturpatenschaften unter den Ländern und ihre bedeutendsten Kulturprojekte. Auf der Festmeile zwischen Speicherstadt und HafenCity präsentieren sich während des dreitägigen Bürgerfestes alle 16 Bundesländer.
Kranzniederlegung in Rasdorf
Gestern gedachte Verteidigungsminister Franz Josef Jung der Opfer der deutschen Teilung. Der CDU-Politiker legte an einem Denkmal vor der Mahn- und Gedenkstätte Point Alpha in Rasdorf einen Kranz nieder. Anschließend hielt er die Festansprache bei der Feierstunde zum Gedenken an die Deutsche Wiedervereinigung. Point Alpha zwischen dem osthessischen Rasdorf und dem westthüringischen Geisa gilt als einer der brisantesten Punkte des damaligen Eisernen Vorhangs. In dem Beobachtungsstützpunkt an der Grenze zur ehemaligen DDR waren zu Zeiten des Kalten Krieges US-Streitkräfte stationiert.
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