Kommentar
12:33 Uhr, 18.11.2011

Bull&Bear-Variante für jeden Anlegergeschmack

Erwähnte Instrumente

  • Garantie Zertifikat auf Bull & Bear 6 Rohstoff Basket
    Aktueller Kursstand:   (Frankfurt)
    VerkaufenKaufen

Nicht ganz zu Unrecht gilt als Grundregel einer guten Anlage die Diversifikation, die ganz plakativ nach dem Prinzip funktioniert, „nicht alle Eier in einen Korb zu legen“. Das Problem daran sind aber mittlerweile häufig die Körbe sprich Assets, die sich vor dem Hintergrund eines immer größeren und schnelleren spekulativen Kapitalstroms zum Teil gar nicht mehr so unterschiedlich voneinander entwickeln, wie man sich das als breit aufgestellter Anleger eigentlich wünschen würde. Dies zeigt sich insbesondere in der Beziehung zwischen Aktien- und Rohstoffmarkt, die sich in ihrem Verlauf immer stärker anzugleichen scheinen. Betrachtet man beispielsweise die vergangenen zehn Jahre, so fällt sofort auf, dass es beim Crash 2000/2003 noch eine sehr starke gegenläufige Bewegung gab, während die Rohstoffe in der Finanzkrise 2008 zwar mit etwas Verspätung, dafür aber umso stärker Hand in Hand mit den Aktien abstürzten. Eine sehr ähnliche Entwicklung zeichnet sich auch in diesem krisenreichen Jahr wieder ab, so dass die alte Leier vieler Experten von Rohstoffen als gutem Diversifikationselement in einem Depot zumindest auf aggregiertem Niveau nicht mehr so ganz plausibel klingt.

Wer sich gerade als Anfänger dennoch in den Rohstoffmarkt wagt, greift deshalb häufig zu mehr oder weniger breit aufgestellten Produkten mit Kapitalschutz zum Laufzeitende. So setzt er sich zumindest nicht der Gefahr aus – vom Emittentenrisiko einmal abgesehen – dass sich sein Investment analog zu den möglichen Verlusten am Aktienmarkt ebenfalls entsprechend verbilligt. Um bei den meisten derartigen Papieren bei Fälligkeit nach mehreren Jahren allerdings tatsächlich eine Rendite realisieren zu können, müssen die zugehörigen Basiswerte in der Regel auch steigen, da dem Investor ansonsten außer dem Kapitaleinsatz nichts bleibt.

Eine Ausnahme stellt die sogenannte Bull&Bear-Variante dar, die mittlerweile nur noch von der Raiffeisen Centrobank gepflegt wird. Auch in diesen Tagen lassen die Österreicher mit Zeichnungsende am 18. November nun bereits zum sechsten Male gleichzeitig Bullen und Bären in einem einzigen Produkt „von der Kette“, besteht doch das Prinzip dieser kreativen Garantie-Lösung darin, bei steigenden, gleich bleibenden und sogar leicht sinkenden Kursen eine Rendite zu erzielen. Doch was sich zunächst nach „Eierlegender Wollmilchsau“ anhört, lässt sich produkttechnisch recht einfach durch die Beigabe eines sogenannten Call-Spreads zum für die Garantieverbriefung am Laufzeitende obligatorischen Zerobond erreichen. Dabei sorgt im vorliegenden Fall eine Optionskombination aus Long-Call 90 und Short-Call 100 dafür, dass der Anleger oberhalb von 90 Prozent des Startniveaus bei Fälligkeit stets eine höhere Auszahlung erhält. Da die Spanne, in der die wundersame Geldvermehrung stattfindet, bei der sechsten Auflage des Bull & Bär-Zertifikats aber nur zehn Prozent und nicht wie bei den Vorgängermodellen 30 Prozent beträgt, hält sich dieser Effekt sehr deutlich in Grenzen. So werden am Ende auf eine positive Performance des Basiswertes lediglich die besagten zehn Prozent Rendite draufgepackt. Zwischen 100 und 90 Prozent des Ausgangslevels geht der Zusatzbetrag dann kontinuierlich gegen Null, so dass unterhalb dieser Range die vollständige Kapitalgarantie zum Laufzeitende greift.

Einen weiteren Nachteil gegenüber früheren Ausstattungen stellt der dem Zertifikat zugrundeliegende Rohstoffkorb dar. Zwar entspricht dessen Zusammensetzung mit Öl, Nickel, Baumwolle, Mais und Zucker zu gleichen Teilen exakt der des direkten Vorgängers, doch ist die Partizipation diesmal auf ein Maß von 40 Prozent pro Rohstoff begrenzt. Dies bedeutet wiederum, dass sich mit dem Produkt über den Bull&Bear-Mechanismus nur noch eine maximale Rendite von 50 Prozent erzielen lässt, während es zuvor keine Begrenzung nach oben gab. Da der Cap zusätzlich auch noch für jeden Rohstoff einzeln gilt, können darüber hinaus gleichzeitige starke Ausreißer nach oben und unten für keinen Ausgleich im Basket mehr sorgen, so dass sich die Maximalrendite bei einer sehr unterschiedlichen Entwicklung der Rohstoffe nur schwer erreichen lässt. Keine Änderung gibt es dagegen bei der auch hier wieder praktizierten 6-jährigen Laufzeit, sowie der eingebauten Währungssicherung.

Der Rohstoff-Report Tipp:

Leider verfügt die sechste Auflage des Bull&Bear-Garantie-Papiers nicht mehr über den Charme vorangegangener Emissionen, da der Outperformance-Effekt aufgrund ungünstigerer Bedingungen auf nur noch zehn Prozent begrenzt bleibt und die Performance-Chance darüber hinaus auch noch gekappt wurde. Dies gilt umso mehr, wenn man nur den 3-prozentigen Ausgabeaufschlag gegenüberstellt. Wer an dieser innovativen Struktur dennoch Gefallen findet, könnte alternativ auch die beiden vorangegangenen Auflagen des Produkts (RCE10E , RCE0X3) in Erwägung ziehen, die aktuell ebenfalls nur ganz leicht über dem Nominal notieren. Da die optionale Spread-Komponente hier deutlich ausgeprägter ist, könnte evtl. auch das darin festgehaltene etwas höhere Startniveau verschmerzt werden.

Bull&Bear Rohstoff-Garantie-Zertifikat 6

Emittent/WKN:

Raiffeisen Centrobank / RCE2G6

Laufzeit:

22.11.2016

Preis: (in Zeichnung: 24.10.-18.11.11)

Ausgabepreis: 100 % zzgl. 3% Agio

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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