Bruttoinlandsprodukt - Eine Zuspitzung der Situation steht noch bevor
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1. Mit den heutigen Details zum Bruttoinlandsprodukt wurde die Schnellschätzung einer Quartalschrumpfung um 0,5% qoq bestätigt. Diese Schrumpfung spiegelt aber noch nicht die sich von den Frühindikatoren vorgezeichnete dramatische Zuspitzung der Realität wider. Stattdessen spielen auch Sonderfaktoren eine wichtige Rolle.
2. Die größten Bremseffekte gingen vom Außenbeitrag aus (-1,7 Prozentpunkte). Allerdings nicht wie man meinen könnte, von den Exporten, sondern von den Importen. Diese legten unerklärlich stark um 3,8 % qoq zu. Die Exporte schrumpften zwar (-0,4 % qoq), aber bei weitem nicht so stark wie es der Absturz der globalen Frühindikatoren und der Einbruch der Auslandsaufträge nahe legen würden. Im vierten Quartal wird es zunächst einen negativen Rückprall der Importe geben, was für sich genommen stützend wirkt. Allerdings dürfte sich von da an auch die globale Abkühlung mit voller Härte auf die deutschen Exporteure auswirken und die Ausfuhren merklich sinken lassen.
3. Die Investitionen in Ausrüstungen sind um 0,5 % qoq geschrumpft. Auch das ist allenfalls als ein Einstieg in die Rezession zu werten. Angesichts der schwindenden Absatzperspektiven besteht derzeit keinerlei Notwendigkeit, die Produktionskapazitäten durch Investitionen zu erweitern. Wir erwarten in den kommenden Quartalen für die Ausrüstungsinvestitionen Schrumpfungsraten von bis zu 4% qoq. Nimmt man die Geschäftserwartungen als Maßstab, müsste das Urteil noch verheerender ausfallen.
4. Die Bauinvestitionen, die im ersten Halbjahr Spielball der Wetterkapriolen waren, nahmen im dritten Quartal leicht zu (+0,3 % qoq). Innerhalb der Bauindustrie dürften sich 2009 sehr heterogene Entwicklungen ergeben. Während im Wohnungsbau das Neubauvolumen aufgrund der Einkommensschwäche in Deutschland weiter gedämpft sein dürfte, profitiert er von den energetischen Sanierungsmaßnahmen. Der Wirtschaftsbau wird sich wohl angesichts der schwachen Geschäftsentwicklung nicht auf dem Niveau des Jahres 2008 halten können. Im öffentlichen Bau wird entscheidend sein, wie hoch konjunkturstützende Infrastrukturmaßnahmen ausfallen werden. Denn unter normalen Umständen drosseln die Kommunen ihre Bauvorhaben wenn die Steuereinnahmen konjunkturell bedingt zurückgehen. Alles in allem erwarten wir im kommenden Jahr einen Rückgang der Bauinvestitionen.
5. Derzeitiger Lichtblick ist der private Konsum. Nicht nur dass er im dritten Quartal aufgrund eines noch robusten Arbeitsmarktes und rückläufiger Inflationsraten leicht zulegen konnte (+0,3 % qoq). Auch im kommenden Jahr hat er das Potenzial zu stagnieren und damit die Rezession abzufedern, da die steigende Arbeitslosigkeit durch noch verhältnismäßig hohe Lohnzuwächse und sinkenden Inflationsraten in Schach gehalten wird.
6. So wie die Importe für das vierte Quartal eine Chance darstellen, bildet der starke Lageraufbau im dritten Quartal (Wachstumsbeitrag: +0,9 Prozentpunkte) ein Risiko. Angesichts der drohenden Absatzflaute werden die Unternehmen bemüht sein ihre Lager zur Vermeidung unnötiger Lagerkosten zu verringern. Belastungen von dieser Seite sind also schon vorprogrammiert.
7. Die deutsche Konjunktur befindet sich erst am Beginn der Rezession. Die nächsten beiden Quartale werden eine Zuspitzung der Entwicklung bringen und Haushalte, Unternehmen und die Politik auf die Probe stellen. Die Schrumpfungen der Wirtschaftsleistung sind damit nicht ausgestanden. Bis in das dritte Quartal des kommenden Jahres dürfte das Bruttoinlandsprodukt sinken, allerdings in geringerem Ausmaß als zur Jahreswende.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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