BRIC-Länder als internationale Investoren: China konkurrenzlos
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Externe Quelle: Deutsche Bank Research
Die Erfolgsstory der BRIC-Länder (Brasilien, Russland, Indien und China) ist allgemein bekannt. Die BRIC-Länder sind durch hohe Wachstumsraten, hohe Bevölkerungszahlen und eine rasch wachsende Mittelschicht gekennzeichnet. China und Indien werden in den nächsten 50 Jahren (wieder) wichtige Positionen als große wirtschaftliche und politische Mächte einnehmen, und China dürfte Prognosen zufolge bis 2040 die Rolle der USA als größte internationale Volkswirtschaft übernehmen.
Basierend auf den vom Wirtschaftshistoriker Angus Maddison zusammengestellten Daten hatte das Pro-Kopf-Einkommen Chinas und Indiens zu Zeiten der chinesischen Qing-Dynastie und des indischen Mughal-Reichs noch im Jahr 1700 einen Anteil von jeweils knapp 25% am globalen BIP. Bis 1950 ging der jeweilige BIP-Anteil an der internationalen Wirtschaftsleistung auf jeweils weniger als 5% zurück. Ungeachtet der jüngsten Korrektur der Weltbankstatistiken zu den Kaufkraftparitäten dürften China und Indien innerhalb der nächsten 50 Jahre wieder unter den größten Volkswirtschaften der Welt rangieren. Dies sind die Kernaspekte des BRIC-„Phänomens“.
Die BRIC-Staaten umfassen ein breites Spektrum von Ländern unterschiedlicher Wirtschaftsstruktur. Sie weisen in Bezug auf Größe, Bevölkerungszahlen und Wachstumspotenzial große Unterschiede auf. Was bisher keine ausreichende Beachtung fand, ist die Tatsache, dass die BRIC-Länder sehr unterschiedlichen Wachstums- und Entwicklungsmodellen folgen. China folgt dem ostasiatischen Wachstumsmodel, dessen Triebfeder hohe inländische Ersparnisse, hohe Investitionsquoten, ein wettbewerbsfähiger Wechselkurs und eine starke, auf die Verarbeitende Industrie fokussierte Exportorientierung sind.
Die anderen drei BRIC-Länder verfolgen eine vollkommen andere Strategie. Russland setzt in hohem Maße auf den Rohstoffexport und seinen Ressourcenreichtum, es ist gewissermaßen dem „Golfstaaten“-Modell ähnlich. Indien und Brasilien sind dagegen relativ geschlossene Volkswirtschaften, was zu einer stärkeren Abhängigkeit von inländischen wirtschaftlichen Entwicklungen führt. Während Indiens Wirtschaftswachstum in hohem Maße auf dem Dienstleistungssektor basiert (und Indiens Verarbeitende Industrie hinter den anderen Ländern zurückbleibt), betreibt Brasilien eine Wachstumsstrategie, die sowohl auf Dienstleistungen, als auch auf die Industrie und den Rohstoffsektor ausgerichtet ist.
Diese Unterschiede der wirtschaftspolitischen Ausrichtung, insbesondere in Bezug auf freien Handel, die Stabilität der Exporterlöse und die Ersparnisbildung, sind für die zunehmende Rolle der BRIC-Länder als internationale Investoren von zentraler Bedeutung. Die stark wachsenden Staatsfonds und die zunehmenden ausländischen Direktinvestitonen multinationaler Konzerne der Emerging Markets-Länder finden große Aufmerksamkeit in der öffentlichen Debatte. Obwohl die Auslandsanlagen aller BRIC-Länder stark gestiegen sind, liegt China gemessen am Umfang ausländischer Vermögensanlagen und Kapitalakkumulation im Ausland ganz deutlich vorn.
Nur China wird in den nächsten zehn Jahren hohe Nettokapitalexporte verzeichnen, was auf seine hohe inländische Sparquote und seine exportorientierte Strategie der wirtschaftlichen Weiterentwicklung zurückzuführen ist. Chinas Leistungsbilanzüberschuss (Nettokapitalexport) ist stark gestiegen. Im letzten Jahr hatte China einen Anteil von über 20% am internationalen Nettokapitalexport und lag damit vor Japan und Deutschland!
IWF-Prognosen zufolge wird China in den nächsten Jahren weiterhin Nettokapitalexporteur sein, während Indien und Brasilien weiterhin Nettokapitalimporte verzeichnen und Russland bald wieder Nettokapitalimporteur sein wird. Nach den Angaben des IWF werden sich die gesamten Nettokapitalexporte Chinas im Zeitraum von 2008-2013 auf USD 3,4 Billionen belaufen. Dagegen werden Brasilien und Indien ein Leistungsbilanzdefizit verzeichnen, während Russland einen kumulativen Überschuss von nur USD 35 Mrd. aufweisen wird (dies entspricht nur 1% des chinesischen Leistungsbilanzüberschusses!). China wird zusätzlich zu seinen bereits hohen Beständen ausländischer Vermögensanlagen in den nächsten fünf Jahren sehr hohe ausländische Vermögenswerte akkumulieren.
China nimmt gemessen an den Nettoauslandsinvestitionen bereits eine besonders starke Stellung ein. 2007 beliefen sich Chinas Bruttoauslandsanlagen auf USD 2,3 Billionen (Netto: USD 1 Billion) und übertrafen damit die Bruttoauslandsanlagen (Nettoauslandsanlagen) aller drei anderen BRIC-Länder insgesamt. In Bezug auf die Bestände von Vermögensanlagen im Ausland nimmt China eindeutig eine Vorrangstellung im Vergleich zu den anderen Ländern ein.
Trotzdem wird der Anstieg grenzüberschreitender Finanzströme in Kombination mit der anhaltenden Akkumulierung von staatlich-kontrollierten Auslandsvermögenswerten führen – wenn auch in weitaus geringerem Ausmaß in Brasilien und Indien als in China und Russland. Auch wenn nur zwei der vier BRIC-Länder (China und Russland) ihre Nettoauslandsposition (unter Nichtberücksichtigung von Bewertungseffekten) verbessern werden, werden alle vier BRIC-Länder ihre ausländischen Anlagebestände brutto erhöhen.
Ein großer Teil des Anstiegs der Auslandsanlagen werden auf den Staatssektor entfallen (Zentralbank, Staatsfonds etc.). Die Regierungen der BRIC-Länder (mit Ausnahme Indiens) haben Staatsfonds gegründet (China, Russland) oder haben beschlossen einen Staatsfond zu gründen (Brasilien). Das Ziel ist es, einen Teil der Vermögenswerte im Ausland eher in Assetklassen mit höherer Rendite zu investieren als sie wie bisher sie weitgehend in Schuldtiteln mit niedriger Rendite und hohem Rating anzulegen. Dies wird die Bedeutung der BRIC-Länder als wichtige internationale Finanzakteure erhöhen. China weist mit USD 1,8 Billionen schon jetzt die weitaus höchsten offiziellen Devisenreserven auf – Brasilien verzeichnet Reserven von USD 200 Mrd., Indien USD 310 Mrd. und Russland USD 600 Mrd. (Russlands Devisenreserven schließen die Bestände des Staatlichen Investitionsfonds und des Reservefonds ein).
Auslandsanlagen, die vom Staat kontrolliert werden, werden in allen BRIC-Ländern zunehmen, aber nur China (und in viel geringerem Ausmaß Russland) wird in den nächsten 5-6 Jahren Nettokapitalexporteur sein. Die Akkumulierung von Chinas Nettoauslandsanlagen wird eine deutlich höhere Steigerungsrate aufweisen als diejenige Russlands. Aufgrund seiner hohen Leistungsbilanzüberschüsse und des hohen Zustroms an ausländischen Direktinvestitionen wird China die anderen BRIC-Länder auch bezüglich der Akkumulierung der Bruttoauslandsanlagen übertreffen, insbesondere wenn die chinesische Regierung die inländischen Investitionen weiter liberalisiert. Alle vier BRIC-Länder werden somit als internationale Investoren eine größere Rolle spielen. China wird jedoch wie in so vielen anderen Bereichen eine Sonderposition einnehmen.
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