Kommentar
16:46 Uhr, 09.06.2009

Brasilien überrascht positiv

1. Die brasilianische Wirtschaft hat im ersten Quartal positiv überrascht. Die wirtschaftliche Aktivität schrumpfte im ersten Quartal 2009 um lediglich 1,8 % gegenüber dem Vorjahresquartal bzw. saisonbereinigt um 0,8 % gegenüber dem Vorquartal. Somit wurden die Erwartungen der Marktanalysten deutlich übertroffen. Der Median der von Bloomberg befragten Analysten lag bei -2,8 % yoy (-1,9% qoq sb), wir hatten mit einer Abschwächung von lediglich 2,2 % yoy (-1,8% qoq sb) gerechnet. Bei der sektoralen Aufteilung zeigt sich ein klares Bild: Die Industrie war für die größten Einbussen verantwortlich. Diese verzeichnete einen Rückgang gegenüber dem Vorquartal um 3,1 %. Der Ausblick für die Industrie hellte sich in den vergangenen Monaten jedoch auf, denn sowohl die Kapazitätsauslastung als auch die Einkaufsmanagerindizes haben sich in den vergangenen Monaten leicht erholt. Die Produktion in der Landwirtschaft ging im ersten Quartal 2009 mit 0,5% qoq leicht zurück, der Dienstleistungssektor verzeichnete hingegen nach dem schwachen Vorquartal (-3,7 % qoq sb) sogar einen Anstieg um 0,8 % qoq sb.

2. Verwendungsseitig kam es zu einer Erholung der privaten Konsumdynamik – mit einem Anstieg gegenüber dem Vorquartal von saisonbereinigten 0,7 %. Währendessen verzeichneten die Bruttoanlageinvestitionen erneut einen dramatischen Rückgang um 12,6 % qoq sb. Die Exporte (–16,0 % qoq) gingen ähnlich stark zurück wie die Importe (–16,8 % qoq). Der Staatsverbrauch nahm leicht zu (0,6 % qoq). Insgesamt sollte die jüngste Aufhellung des weltwirtschaftlichen Ausblicks und die bereits fortgeschrittene Lockerung der Geldpolitik zu einem positiven Wachstum in den kommenden Quartalen führen. Trotzdem sollte Brasilien für das gesamte Jahr 2009 eine Schrumpfung um 1,8 % verzeichnen.

3. Die positive Überraschung erschwert aber nun die Prognose für die Entscheidungen der Zentralbank hinsichtlich der Geldpolitik. Nachdem das geldpolitische Komitee den Leitzins seit Januar um insgesamt 350 Basispunkte auf aktuell 10,25% gesenkt hat, wird für das weitere Vorgehen viel Fingerspitzengefühl benötigt, um ein Ansteigen der Inflationserwartungen zu verhindern. Das geldpolitische Komitee der brasilianischen Zentralbank (COPOM) sollte nach unserer Einschätzung trotz der positiven Überraschung den Zinssenkungszyklus unvermindert fortsetzen und in der morgigen Sitzung den Leitzins um 75 Basispunkte auf dann 9,5 % senken.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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