Kommentar
09:36 Uhr, 23.09.2011

Börsen-TÜV für Finanzprodukte?

Gestern habe ich mir mal wieder eine Talksendung angetan.

Heiner Geißler, Ulrich Wickert, Michael Otto, Norbert Walter, Miriam Meckel bei Beckmann

Braucht die Wirtschaft neue Werte?

Norbert Walter will auf einmal alles regulieren (früher das Gegenteil), Wickert findet Unternehmen sollten nicht nur auf den Gewinn achten, Heiner Geißler brillierte mit seinem „nich wahr“, aber den Vogel hat Michael Otto abgeschossen.

Der Versandhauskönig forderte einen Börsen-TÜV für Finanzprodukte. Es sollen nur noch Produkte erlaubt werden, die einen „Nutzen für die Realwirtschaft“ haben.
Applaus in der Runde. Natürlich von Leuten, die Call von Put nicht unterscheiden können und denken, ein Zertifikat sei eine finanzielle Massenvernichtungswaffe.
Die unglaubliche Anmaßung, die in einer solchen Forderung steckt, muss man sich mal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Ich frage mich auch, ob jedes der zigtausend Produkte im Otto-Katalog einen Nutzen hat. Aber am Ende ist es mir egal. Der Kunde soll das entscheiden, und niemand sonst! Wie kommt ein Herr Otto darauf mir vorzuschreiben, in welche Produkte ich mein Geld stecke?

Ich finde es beängstigend, wie unter dem Deckmantel einer Krise wieder massiv an der Beschneidung von Freiheiten gearbeitet wird. Nach 9/11 wurde in den USA jede Flugreise zur Tortur, nach der Finanzkrise wird womöglich Trading ein Alptraum werden.

Dass in der Finanzbranche so einiges im Argen liegt ist mehr oder weniger unstrittig.Die Probleme sind aber bestimmt nicht Produkte wie CFDs oder andere Innovationen.

Denken Sie z.B. an die Tatsache, dass Banken Staatsanleihen in beliebiger Höhe kaufen können, ohne sie mit einem einzigen Cent Eigenkapital unterlegen zu müssen. Das ist einer der größten Missstände überhaupt. Warum wird der wohl nicht angegangen? Weil der Staat weiter viele Schulden machen möchte und das unproblematisch!

Braucht die Wirtschaft neue Werte? Vielleicht. Aber die Politik sollte über ihre eigenen Werte auch mal intensiv nachdenken

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3. Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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