BörseGo Interview mit der Drillisch AG
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Die Drillisch AG erzielte in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres einen Umsatz in Höhe von 84 Mio. Euro und ein EBITDA von 5,7 Mio. Euro, das sind 40% mehr als noch im Vorjahr. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) verbesserte sich von 1,3 Mio. Euro im Vorjahr auf 2,9 Mio. Euro. BörseGo.de sprach mit Holger Grawe, dem Leiter Konzern-Controlling, Presse/Investor Relations der Drillisch AG über die größten Herausforderungen, die weitere Strategie und die laufende Übernahme von VictorVox.
Frage: Erklären Sie doch unseren Lesern in kurzen Worten, was ihr Unternehmen genau macht.
Der Mobilfunk, das Kerngeschäftsfeld des Drillisch-Konzerns, ist bei der 100-prozentigen Tochtergesellschaft Drillisch/ALPHATEL angesiedelt, die Service-Provider-Lizenzen der Netze T-Mobile, Vodafone D2 und E-Plus besitzt und attraktive Mobilfunk-Produkte aus den Kredit- (Vertragsgeschäft) und Debit-Bereichen und seit 2002 auch Debit-Produkte von O2 vermarktet. Als Service-Provider verfügen wir über kein eigenes Mobilfunknetz. Daher kaufen wir Netzleistungen von den Netzbetreibern ein und verkaufen diese als maßgeschneiderte Produkte weiter an unsere Kunden. Der deutsche Service Provider bietet dem Kunden eine netzunabhängige Beratung sowie ein vielfältiges Diensteangebot mit attraktiven Tarifinnovationen.
Frage: Welche konkurrierenden Unternehmen bewegen sich in ihrem Marktseqment?
Die Wettbewerber im Mobilfunk Service-Providing sind Debitel, MobilCom, Talkline, Hutchison und Telco Services und VICTORVOX, deren Übernahme durch die Drillisch AG derzeit vollzogen wird.
Frage: Mobilcom ist Presseberichten zufolge an einem Zukauf im Sektor interessiert. Sehen Sie Bedarf für eine weitere Konsolidierung im Mobilfunk Services Markt?
Auch in Zukunft wird der gesunde Mix aus Netzbetreibern und Service-Providern am
deutschen Telekommunikationsmarkt vorhanden sein. Durch das netzübergreifende Angebot von Mobilfunk-Diensten und Value Added Services (VAS) bleiben die Service Provider unverzichtbarer Bestandteil der Wettbewerbslandschaft
Deutschlands.
Frage: Sehen Sie ihr Unternehmen selbst als Übernahmeziel?
Hierzu können wir keine Angaben machen.
Frage: Wie würden Sie die aktuelle Stimmung in ihrer Branche und für Drillisch
im Speziellen beschreiben?
Die Stimmung in der Telekommunikationsbranche, und hier insbesondere im Bereich Mobilfunk hat sich im Verlauf des Jahres 2003 deutlich verbessert. Dies zeigt sich an der verbesserten Ertragslage der Branche, die sich letztlich auch in gestiegenen
Aktienkursen widerspiegelt.
Dies gilt insbesondere auch für die Aktie der Drillisch AG: Der Indexvergleich der ersten neun Monate dieses Jahres zeigt, dass die Drillisch-Aktie stark überproportional vom positiven Markttrend berührt wurde. Der Technology All Share-Index stieg in den ersten neun Monaten 2003 ca. 44 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg der Kurs der Drillisch-Aktie von 0,74 Euro (2. Januar 2003) auf 2,64 Euro per 30.09.2003 um das 3,5-fache. Anfang November ist der Kurs der Drillisch-Aktie sogar auf über 4 Euro gestiegen. Die telekommunikationsmarktbezogene Stimmungsverbesserung resultiert aus der
positiven Annahme von innovativen mobilen Datendiensten wie MMS und PremiumSMS.
Die gute Akzeptanz dieser Dienste führt langfristig zu einer Steigerung der
durchschnittlichen Umsätze je Kunde (ARPU).
Frage: Drillisch legte starke Neunmonatszahlen vor. Besonders im sequentiellen Vergleich der einzelnen Quartale fällt die Ertragsdynamik ins
Auge. Belastend wirkt sich jedoch der Endgerätegroßhandel auf die Umsatzentwicklung aus. Wie sehen sie die weitere Entwicklung dieses
Bereichs bzw. welche Maßnahmen werden zur Verbesserung der Ertragskraft dieses Segments unternommen?
Aufgrund der negativen Ertragsentwicklung befand sich der Bereich Endgerätegroßhandel schon seit längerem unter der ständigen Beobachtung im
Rahmen des Beteiligungscontrollings der Drillisch AG. Konsequenterweise wurde das Endgerätegeschäft in München zum 1. November 2003 eingestellt.
Frage: Wie sind die Fortschritte bei der Übernahme der ausstehenden Anteile von VICTORVOX?
Bereits am 10. Oktober 2003 gab die Drillisch AG bekannt, dass die den Gründungsaktionären zustehenden Vorerwerbsrechte der von der Drillisch AG erworbenen 28,1 Prozent der VICTORVOX AG nicht ausgeübt wurden, so dass die Transaktion damit nur noch unter dem Vorbehalt der erfolgreichen Due Diligence steht. Nunmehr kann die übliche Anfrage an das Bundeskartellamt erfolgen. Die grundsätzliche Übereinkunft mit den Gründungsaktionären zur 71,9-prozentigen Übernahme des Krefelder Mobilfunk Service Providers VICTORVOX AG gab die Drillisch AG am 28. Juli 2003 bekannt. Die verbleibenden Aktionäre hatten ihr Vorkaufsrecht nicht innerhalb der vorgegebenen Fristen ausgeübt, wie die Drillisch
AG am 4. September 2003 veröffentlichte. Am 10. Oktober 2003 gab die Drillisch AG die grundsätzliche Übereinkunft mit den verbleibenden Aktionären zur 100-prozentigen Übernahme der VICTORVOX AG bekannt. Die vollständige Übernahme
der VICTORVOX AG durch die Drillisch AG stand noch unter dem Vorbehalt der erfolgreichen Due Diligence. Darüber hinaus unterlagen die erworbenen 28,1 Prozent der Aktien einem Vorerwerbsrecht durch die Gründungsaktionäre.
Frage: Was versprechen Sie sich primär aus der Übernahme von VICTORVOX?
Unsere Positionierung im Mobilfunkbereich wird sich durch die Akquisition der VICTORVOX AG signifikant verbessern. Nach erfolgtem Closing steigt die Drillisch AG im deutschen Mobilfunk Sevice-Provider-Markt von der Position sechs auf die Nummer vier auf.
Durch die angestrebte finale Übernahme der VICTORVOX AG hat der vergrößerte Drillisch-Konzern die realistische Chance, eine Umsatzverdreifachung bezogen auf den laufenden Umsatz diesen Jahres (ohne VICTORVOX) in 2004 zu erreichen. Zudem erschließt die größere Anzahl Kunden bessere Möglichkeiten, neue Produkte wirtschaftlicher und damit mit besserem Preis-Leistungsverhältnis anzubieten.
Frage: Was würden Sie als die größten Risiken im aktuellen Geschäftsverlauf bezeichnen?
Die größten Ertragsrisiken lagen in der Vergangenheit im Bereich des Endgerätegroßhandels. Konsequenterweise wurde das Endgerätegeschäft in
München zum 1. November 2003 eingestellt. Damit ist dieses Risiko gebannt. Ein regulatorisches Risiko sieht das Management der Drillisch AG in der TKGNovellierung, die die Position der Service-Provider in Deutschland nachhaltig gefährden könnte. Um auch weiterhin den Kunden eine Mehrwert zu attraktiven Konditionen zu gewähren, benötigen die deutschen Service Provider eine auch gesetzlich klar definierte, verlässliche Geschäftsgrundlage.
Frage: Nennen Sie uns drei Gründe, warum Anleger die Aktien ihres Unternehmens kaufen sollten.
Alle Aktivitäten der Drillisch AG sind darauf gerichtet, den Unternehmenswert zu stärken. Der Vorstand der Drillisch AG ist daher davon überzeugt, dass sich dies letztlich auch in der Kursentwicklung der Aktie bemerkbar machen wird. Die Drillisch AG verfügt über die folgenden komparativen Konkurrenzvorteile:
1. Angebot von netzübergreifenden Diensten
Unser Team bietet unseren Kunden eine kompetente Tarifberatung bezogen auf alle drei Netze. Dies hebt uns deutlich von den Netzbetreibern ab - wir zeigen die Vielzahl an Möglichkeiten auf und finden für jeden Kunden den auf seine Bedürfnisse optimal zugeschnittenen Tarif und das richtige Netz.
2. Potenzial für ARPU-Anstieg durch innovative Dienste/Technologien
Wir bieten unseren Kunden im Bereich WLAN, GPRS und MMS grundsätzlich alle Netzbetreiber-Dienste an. Konkrete Aussagen lassen sich über den Bereich MMS machen. Hier ist die Akzeptanz der Kunden sehr positiv. Ein hoher Prozentsatz unserer Kunden verlängert die bestehenden Verträge, um diese neuen Dienste zu nutzen. Es wäre jetzt verfrüht, zu sagen, welche Auswirkungen MMS im Jahr 2003 effektiv auf den gesamten Durchschnittsumsatz haben wird, der Effekt für den Gesamtbestand dürfte jedoch bei etwa einem bis zwei Prozent liegen. Im Jahr 2004 werden wir hier voraussichtlich ein deutlich steigendes Volumen an Teilnehmern verzeichnen können. Das Umsatzwachstum durch den Wechsel von einem Standardanschluss zu einem MMS-Anschluss dürfte analog zu den Netzbetreiberannahmen bei etwa 10% liegen.
3. Komparativer Konkurrenzvorteil durch g~paid
Mit g~paid, unserem erfolgreichen Cash-Karten-System (sog. E-Loading), das eine
sichere Verteilung der Freischaltcodes für das Aufladen von Gesprächsguthaben auf
elektronischem Weg ermöglicht, sind wir Vorreiter in Deutschland bezüglich innovativer Cash-Karten-Systeme für unsere Vertriebspartner. Wir planen, die Anzahl der Points of Sale von 250 Anfang des Jahres 2003 deutlich auf 2000 bis Ende 2003 aufzustocken.
4. Software-und Billing-Dienstleistungen als Inhouse-Lösung Unser Geschäftsfeld Software-Dienstleistung beinhaltet die Weiterentwicklung und Vermarktung der unternehmenseigenen IQ-Work-Software sowie die Abwicklung des internen Abrechnungssystems und die Billing-Software. Diese Bereiche sind bei der
100-prozentigen Tochtergesellschaft IQ-Work Software AG angesiedelt. Die IQSoftware
ermöglicht Prozessoptimierungen und Effizienzsteigerungen in Unternehmen zur Stärkung der Innenfinanzierungskraft sowie der Serviceleistung - Kernstrategien, die für den Erfolg eines Unternehmens immer zentraler werden.
5. Hohe Kompetenz im Bereich Produktivität
Wir sind klein und flexibel - schlanke und schnelle Prozesse zeichnen uns aus. Wir sehen uns in der Telekommunikationsbranche unter den führenden Unternehmen im Bereich der Produktivität. Unser Ziel ist, über eine langfristige Bindung des Kunden an das Unternehmen den durchschnittlichen Umsatz je Kunde zu steigern. Um dies umzusetzen, bieten wir maßgeschneiderte, stets aktuellste Product-Bundles, die individuell auf die Bedürfnisse unserer Kunden zugeschnitten sind.
Der Beleg für den Erfolg unseres Business-Modells: die Drillisch AG gab bereits am 30. Mai 2003 die Zielvorgabe für das Jahr 2003 bekannt. Danach erwartet das Unternehmen, das Geschäftsjahr 2003 mit einem EBITDA von 7,9 Millionen Euro
abzuschließen. Dies entspricht einer Steigerung von fast 20% gegenüber 2002. Aufgrund unserer hervorragenden Positionierung sehen wir großes Potenzial für die weitere Entwicklung der Geschäftstätigkeit. Dies wird sich auch in der Kursentwicklung der Drillisch-Aktie widerspiegeln.
Quelle: www.boerse-go.de
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