BörseGo 17-2001
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Die Märkte konnten durch einen weiteren Siegeszug der Bullen in der vergangenen Woche in Grün erscheinen. Der Nasdaq Composite schoss 5.6% auf 2192 Punkte nach oben, der Dow Jones stieg um 10,951 Zähler und näherte sich somit weiter der bedeutenden Marke von 11.000 Zähler. Der Standard & Poor´s 500 stieg um 1.1% auf 1267 Punkte.
"Die Frage ist aktuell, wo werden wir hingehen? Hilfe ist auf dem Weg in Form der Fed und auch in Form der Steuersenkung. Also gibt es Dinge, die versuchen, den schlechten ökonomischen Neuigkeiten entgegenzuwirken. Doch dies wird nicht von heute auf morgen geschehen," so Larry Wachtel, Marktanalyst bei Prudential Securities.
In der kommenden Woche sollten Investoren eine Reihe von wichtigen Ereignissen beachten. Am Dienstag wird Cisco Systems seine Quartalszahlen vorlegen, die Händler an der Wall Street erwarten einen Gewinn je Aktie von 2 Cents. Am Mittwoch können die Aktionäre von Xilinx neue Informationen von dem Analystentreffen in Las Vegas erwarten. Am Donnerstag werden neue Kommentare vom Fed-Chef Anan Greenspan erwartet, der auf einer Banken-Konferenz in Chicago sprechen wird. Am Freitag werden der Einzelhandelsumsatz und die Produzentenpreise veröffentlicht. Die University of Massachusetts wird am letzten Tag der kommenden Handelswoche den Index für das Konsumentenvertrauen vorlegen. Dieser Index ist zur Zeit sehr wichtig und bis zu einem gewissen Grad ein Indikator für die Wirkung der Zinssenkungen in den letzten Monaten.
Der Einkaufsmanagerindex verdeutlicht einen weit höheren Pessimismus unter den Einkaufsmanagern über die Aussichten in den kommenden 12 Monaten, als bei der letzten Umfrage im Dezember. Mit einer Pessimismus Rate von 38% nach 5% im Dezember befindet sich der Prozentsatz auf einem seit Einführung der Umfrage 1962 noch nie gemessenen hohen Level. Der produzierende Sektor befindet sich weiterhin in rauem Gewässer. Der NAPM Index (Aktivitätsindex der Industrie) April wird mit 43,2 nach 43,1 im März gemessen, Analysten hatten 43,8 erwartet. Der Produktions Index wird mit 42,9 nach 42,8 im März angegeben. Der Index für Neuaufträge steigt von 42,3 auf 45,9. Insgesamt zeichnet sich eine Stabilisierung ab, Befürchtungen zeigen sich weiterhin auf der Nachfrageseite und bei den Energiepreisen. 65% der Umfrageteilnehmer erwarten in der zweiten Jahreshälfte eine insgesamt ansteigende Tendenz. In der vorhergehenden Umfrage betrug dieser Prozentsatz noch 45%.
Lt. Commerce Department erhöhten sich die Industrieaufträge im März um 1,8%, ohne Transportsektor (Schiffe und Flugzeuge) wird jedoch ein Rückgang um 1,2% sichtbar. Es wurde allgemein ein Anstieg um 1,5% erwartet. Orders für langlebige Güter erhöhten sich um 3,5%, den höchsten Anstieg seit Juni 2000. Hier lagen die Erwartungen bei 3,0%.
Die gemeldeten Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung wurden wider Erwarten höher ausgewiesen. Die Schätzungen gingen von einem Rückgang von 8000 Anträgen aus, tatsächlich wurde ein starker Anstieg vermeldet. Die Daten der Woche vom 21. April wurden auf 412.000 Anträge korrigiert. Der aktuelle Stand der letzten Woche indiziert einen weiteren Anstieg um 9000 Anträge, insgesamt wuchs die Liste somit auf 421.000 Anträge. Die 4-Wochen-Durchschnittslinie verläuft aktuell bei 405,500, was den höchsten Stand seit dem 10. Oktober, 1992 repräsentiert. Laut CNBC deutet besonders ein Durchschnittswert, welcher über 400.000 Anträgen liegt, auf eine Verlangsamung des Wachstums der US-Wirtschaft und auf weit geringere Löhne im Mai hin. Diese Zahl könnte ein weiterer negativer Faktor hinsichtlich des Konsumentenvertrauens sein. Mit einem Stand von 421,000 Erstanträgen erreicht die Marke bedrohlich das Rekordniveau vom März 1996, wo die Zahl bei 428,000 lag.
Die Arbeitslosenquote in den USA ist auf das höchste Niveau seit 2 1/2 Jahren gesprungen und wurde mit 4.5% ausgewiesen. Die Unternehmen haben die Löhne mit den höchsten Beträgen seit der Rezession 1991nach unten gesetzt. Der Bericht des Arbeitsamtes in den USA ist ein klarer Beweis dafür, dass der Abschwung, der in der zweiten Hälfte letzten Jahres begann, auch weiterhin anhält.
Der Zuwachs der Arbeitslosenquote um 0.2% markiert den zweiten Monat in Folge, an dem die Arbeitslosenquote steigt. Die Quote von 4.5% ist die höchste seit Oktober 1998. Unternehmen haben ihre Lohnlisten um 223,000 Jobs gekürzt, die größte Reduktion seit Februar 1991, wo die Reduktion 259,000 betrug. Im März waren die Lohnlisten um 53,000 gefallen, ursprünglich wurde ein Rückgang von 86,000 gemeldet. Im April waren die Entlassungen weit verbreitet, die einzigen Sektoren mit Zuwächsen waren Regierung und der Einzelhandel.
Laut CBS Marketwatch könnten diese Daten die "Lizenz" für die Fed sein, die Zinsen um weitere 50 Basispunkte zu senken.
Nach dem äusserst schwachen Arbeitsmarkt Report erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer weiteren höheren Zinssenkung erheblich. Auf diesen Report wirft die FED ein besonders waches Auge. Auch der Volkswirtschaftler Hoffmann von PNC Financial ist der Meinung, dass der Sprung in der Arbeitslosenmarke ein Anzeichen für eine allgemein schwache Verfassung ist. Der durch die Entlassungen verursachte Einkommensverlust der Konsumenten habe sich bereits in den schwachen Reports zum Verbrauchervertrauen angekündigt. Der herstellende Sektor sehe noch keinen Boden des Abwärtstrends, auffällig seien jedoch auch die Schwäche und die vielen Entlassungen im Service Sektor. Trotzdem ist der Volkswirtschaftler der Meinung, dass sich die Wirtschaft in den USA in keiner Rezession befinde. Es bleibe jedoch noch eine Menge Arbeit für die FED.
Internets: Die EBITDA-Sucht ist ausgebrochen
Das Forbes Magazin schreibt in einem aktuellen Artikel über die wachsende Beliebtheit dieses Artikels in den Bilanzen der Internet-Unternehmen.
EBITDA steht für "Earnings before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization", was zu deutsch soviel bedeutet wie "Gewinn vor Abzug von Zinsaufwand, Steuern, Abschreibungen und Tilgungszahlungen".
Die Zerstörung der Tech-Aktien in den letzten Monaten lässt die Bosse dieser Unternehmen darüber nachdenken, welche Angaben sie in "pro forma" Bilanzen machen sollen und welche besser nicht.
Im letzten Jahr beinhalteten die Quartalsergebnisse der Internet-Unternehmen im Durchschnitt zu 16% eine Angabe über das EBITDA, in diesem Jahr liegt diese Ziffer bei 24%, und mehr als die Hälfte der Unternehmen muss noch seine Quartalsberichte vorlegen.
Das mit Schulden beladene Internet-Unternehmen Beyond.com wies beispielsweise im März einen Verlust von $5.7 Mio. auf EBITDA-Basis aus, dies exkludierte $1.4 Mio. an Zinsaufwendungen. Die $1.4 Mio. entsprechen 20%. Im letzten Jahr, als die Zinszahlungen nur 2% ausmachten, wurde die EBITDA-Kennzahl nicht angegeben.
Wie die "pro forma" Erklärungen, ist auch EBITDA kein Bilanzierungs-Standard. Doch während der Boyout-Manie in den 80er Jahren wurde diese Kennzahl ein nützlicher Performance-Indikator für Telekom, Kabel- und große Medienunternehmen.
"Pro Forma" und EBITDA sind in der Hinsicht gleich, dass beide Gegenstände nicht beinhalten, welche als "non-cash" betrachtet werden. Solche Gegenstände sind zum Beispiel Abschreibungen auf den Goodwill, welcher bei Akquisitionen gezahlt wird oder Zahlungen, welche in Aktien getätigt werden. Der Hauptunterschied ist, dass das "pro Forma" Ergebnis für gewöhnlich Zinsen und Gewinne aus Investments beinhaltet.
Eine weitere Tatsache liegt nahe: Als die Dot.Com-Unternehmen mit Barbeständen überhäuft waren, wie Beyond.com vor einem Jahr, hätte das EBITDA die hohen Zinserträge nicht ausgewiesen, welches die Verluste optisch erhöht hätte. Aktuell, wo Zinserträge minimal sind und nennenswerte Gewinne aus Investments fast der Vergangenheit angehören, macht es diese Tatsache den Bossen der Inets leichter, den "anderen" Gewinn zu vernachlässigen und für kosmetische Zwecke das EBITDA zu verwenden.
Aufgrund der hohen Investments bei Telekom-Unternehmen, welche hohe Abschreibungen mit sich tragen, macht hier das EBITDA auf jeden Fall Sinn, da die hohen Abschreibungs-Aufwendungen für Jahre den Gewinn schmälern würden. Doch Internet-Unternehmen machen keine derart hohen Investments wie dies Medien, Kabel- und Telekom-Unternehmen regulär praktizieren.
Das Forbes Magazine zeichnet Prodigy Communications mit dem "EBITDA Award aus". Im Quartalsergebnis zum ersten Quartal berichtete das Unternehmen "Prodigy berichtet ein positives EBITDA das erste Mal in der Unternehmensgeschichte".
Unter den Gegenständen, welche sich unter den Term "vor Abzug" im EBITDA in Höhe von $10.5 Mio. gesellten, waren $12.8 Mio. an Marketing-Kosten. Eine solche Angabe verzerrt die wahren Verhältnisse eines Unternehmens enorm. Die Marketing-Kosten eingerechnet, lag das EBITDA bei $2.3 Mio. im roten Bereich.
Satteliten- und Festnetz-Telekom-Unternehmen weißen für gewöhnlich beide Ziffern aus, ein EBITDA ohne und ein EBITDA mit Einrechnung solcher Marketing-Kosten. Dies gibt Aufschluss über die finanzielle Performance der Netzwerk-Operationen. Doch solche Unternehmen basieren nicht ihre gesamten Präsentationen auf einer Zahl. Darüber hinaus besitzt Prodigy Communications kein eigenes Netzwerk, sondern kauft Kapazitäten von SBC Communications oder McLeodUSA.
Analysten und Marktbeobachter - die Woche im résumé
Merrill Lynch Hardware Konferenz - Turnaround?
Steve Milunovich, Analyst bei Merrill Lynch, äußerte sich kritisch über die aktuelle Situation an den Technologie-Märkten. Die Börsen seien aktuell noch in einem Bärenmarkt, und einen Boden auszumachen sei ein schwieriges Unterfangen, so Milunovich. Der Analyst teilte seine Ansichten auf der Merrill Lynch Hardware Technology Konferenz mit.
So sei es noch zu früh, einen Boden auszumachen und es würde noch einige Zeit dauern, um definitives sagen zu können, so Milunovich weiter.
Ein weiterer Sprecher an der Konferenz war der CEO von Brocade Communications Systems, Greg Reyes. "Es sieht viel besser aus als es tat", so Ryes.
Der CEO des zweitgrößten Chip-Herstellers AMD sieht den gesamten Halbleiter-Sektor kurz vor eine Boden, welcher die Abwärtsbewegung, welche seit Herbst letzten Jahres andauerte, beenden würde.
Der weltweite Absatz von Computer-Chips fiel im März um 7% gegenüber dem Stand vom Februar, als ein weltweites Überangebot und eine schwächere Weltwirtschaft den Sektor weiter ausbremste. Dies gibt die Semiconductor Industry Association bekannt.
Saudischer Prinz wieder auf Einkaufstour?
Der saudische Prinz und oft zitierte HighTech Investor Alwaleed bin Talal beabsichtigt lt. eigener Angaben die derzeitigen niedrigen Kurse am Aktienmarkt eventuell für neue Käufe zu nutzen. Es empfinde die aktuellen Kursniveaus als zu niedrig, wenngleich er auch ein wenig Unsicherheit bei Investments im Technologiebereich zugibt. Im November hatte der Prinz noch verlauten lassen, er wolle sein Investment in AOL auf $2 Mrd. verdoppeln, wenn der Aktienkurs stimme.
Das Portfolio des lt. Forbes Magazin reichsten Mannes ausserhalb den USA habe lt. eigenen Angaben in dem Crash nur wenig gelitten da er seine Investment über unterschiedlichste Sektoren gestreut habe.
Ist der Bär wirklich tot?
Einen sehr bullishen Ausblick gab heute der Chefmarktstratege von A.G.Edwards & Sons, Al Godman. Unter der Überschrift "Der Bär ist tot" legte er Investoren ein Research-Bericht vor, nach dem die mittel- bis langfristigen Aussichten für die Märkte wieder sehr gut aussehen.
"Wir sehen daß sich viele Investoren aktuell schwer tun, neuen Glauben und Vertrauen in die Märkte zu fassen und den Optimismus wiederzubeleben- aber sie haben allen Grund dazu", erklärte der Analyst seine Auffassung. "Viele werden sich noch an den kommenden Quartalszahlen aufhängen und diese abwarten. Die Geschichte ist aber auf unserer Seite. Die Vergangenheit hat gezeigt, daß die Aktienmärkte in der Regel etwa 11 Monate früher anfangen zu steigen als die fundamentalen Zahlen dies - isoliert betrachtet - zulassen würden. Aber an der Börse wird die Zukunft gehandelt. Die Investoren sehen, daß das Glas derzeit leer ist und wir auf dem Weg sind, dieses wieder halb zu füllen", führte Godman weiter aus.
In den nächsten Wochen solle es nach Godman aber zunächst noch einmal seitwärts gehen. Es werde sich zeigen, ob Käufer oder Verkäufer auf dem Niveau nervöser seien. Die Gewinner würden aber nicht etwa von der Frage abhängen, ob die Wirtschaft im viertel Quartal 2001 oder erst im nächsten Jahr wieder an Fahrt gewinne, so Godman, sondern vielmehr davon, ob der Markt sich eher auf die aktuelle Konjunkturschwäche oder auf die sehr positiven Aussichten konzentrieren werde.
Marktstratege sieht Frühstadium der Rezession
Der globale Stratege von Morgen Stanley, Barton Briggs, erklärte heute, daß er glaube, daß sich die USA in einem frühen Stadium einer Rezession befinde und der Aktienmarkt seine Tiefstände noch nicht gesehen habe.
Auch werden seiner Meinung nach die Konsumentenausgaben in den nächsten Monaten weiter rückläufig sein, weil sich die zuletzt noch hohen Zinssätze und die hohen Energiepreise belastend auf die Konjunktur auswirken sollten.
Deshalb werde er persönlich den Aktienmarkt, sowohl Old als auch New Economy, untergewichten. Gleiches empfahl er auch den Investoren.
Investmentstratege: keine Bear Market Rally !
Der Investmentstratege Barry Hyman von Ehrenkrantz King Nussbaum sieht den Dow, nun in der Nähe der 11.000 Punkte Marke, nach einer etwa dreiwöchigen Rallye etwas überverkauft. Er merke auch, dass die Investoren wieder etwas nervöser werden. Hyman ist nun jedoch immer mehr der Meinung, dass der Bodenbildungsprozess eingesetzt habe und der Markt sich in keiner sog. "Bear Market Rally" befinde, in der die alten Tiefstände nochmals getestet werden.
UBS Warburg: 25 Aktien auf die "Highlight List"
UBS Warburg nimmt 25 Unternehmen in seine "Highlight List" auf und streicht 12 Unternehmen.
Aufnahmen:
Aventis, Baxter, Bea Systems, Cardinal Health, Coach, EMC, Exelon, FleetBoston, Flextronics, JP Morgan, Nokia, Kohl`s Corp., Pharmacia, Quest Comm., PNC Financial Services, Scientific Atlanta, Sony, Taiwan Semi, Tenet HealthCare, United Microelectronics, Veritas Software, Viacom, Vodafone, Walgreen und Waters.
Streichungen:
AES, Broadcom, Motorola, Dell, Gateway, HCA Healtcare, Hewlett-Packard, Intel, Johnson & Johnson, Merck, PerkinElmer und Schering-Plough.
Nach Meinung von UBS Warburg bleiben die Technologie, Telekommunikation und Medienbranche die Säulen des neuen Informations Zeitalters. Einige Sektoren, wie das herstellende Gewerbe, der Agrarsektor und das Baugewerbe würden weiter an Bedeutung zugunsten des Service/Informationssektors verlieren. Die Änderungen in der "Highlight List" würden u.a. auch diese Entwicklung dokumentieren.
Bill Gates setzt auf Old Economy
Nach einem Bericht des Wall Street Journals besitzt Microsoft-Gründer Bill Gates, der als reichster Mann der Welt gilt, eine Menge sogenannter Old Economy-Werte, um die volatilen New Economy Werte abzufedern.
Gates private Investmentgesellschaft Cascade Investment LLC besitze ein breit gestreutes und teilweise konservatives Portfolio das auf 10 Milliarden $ geschätzt wird, so das WSJ. Das Gros des Depotvolumens sei dabei in Anleihen angelegt. Nähere Details seien aber nicht bekannt da Cascade nicht gesetzlich verpflichtet sei, Informationen zu veröffentlichen.
Weiterhin besitze Cascade Aktien aus dem Eisenbahn- und Schiffsbereich sowie Biotechnologieaktien.
Das meiste Geld von Bill Gates sei nach dem Wall Street Journal aber nach wie vor in der Softwareschmiede Microsoft investiert, an der Gates einen 13,7%igen Anteil halte.
FED-Chef von Kansas sieht signifikante Risiken
Der Präsident der FED-Bank von Kansas City, Thomas Hoenig, erklärte am Dienstag, daß der wirtschaftliche Ausblick zu unsicher sei um davon zu sprechen, daß das Schlimmste vorüber sei, wie es derzeit oft zu hören wäre.
Hoenig meinte, er sehe "signifikante Risiken" hinsichtlich der Wirtschaftsentwicklung, was insbesondere durch die hohen Energiekosten und das schwache Konsumentenvertrauen hervorgerufen werde.
Dennoch sei es für ihn wahrscheinlich, daß die Konjunktur im dritten und vierten Quartal wieder ordentlich zulegen und für das Gesamtjahr 2001 ein Wirtschaftswachstum von 2 bis 3% erreichen kann.
"Je weiter wir in die Zukunft schauen desto besser werden wir den Ausblick finden", gab Hoenig von sich. "Viele Dinge müssen sich aber erst noch entwickeln. Wie sie sich entwickeln ist unklar, deswegen können wir die Risiken nicht einfach vom Tische fegen".
Ralph Acampora: Wir sind beeindruckt!
Ralph Acampora sieht nach der Auswertung seiner technischen Statistiken ein Spiegelbild, welches sich im April gegenüber zum Monat März an den Börsen ergeben habe. Die Verluste aus dem März wurden so im April in den meisten Indices wieder völlig aufgehoben. Laut Acampora sei hinsichtlich dieses Vergleiches eine weitere Rally nicht leicht zu bewerkstelligen, da die Indices bereits stark im Plus stünden. Prudential Securities würde sich nicht über eine kurzfristige Konsolidierung der Indices wundern. Das technische Team der Investmentbank zeigt sich aber sehr beeindruckt von der Stärke, welche mit den Kursgewinnen der vergangenen Wochen einherging.
Acampora sieht ebenfalls positive Signale, welche im OTC-Markt zu beobachten seien. So würde nicht nur der mittelfristige Abwärtstrend vom September 2000, sondern auch der etwas längerfristigere Downtrend vom März 2000 in Angriff genommen. Ein Bruch dieser Abwärtstrends im OTC-Markt würde eine signifikante Entwicklung für den Nasdaq Composite bedeuten. Des weiteren sei eine solche Entwicklung ein Zeichen für eine bedeutende Bodenbildung im Technologie-Index, so Acampora.
Fed-Präsident von San Francisco zur US-Wirtschaft
Der Präsident der Fed in San Francisco, Robert Parry, äußert sich zuversichtlich zur wirtschaftlichen Lage in den USA. Die Wachstumsverlangsamung würde seiner Meinung nach keine Inflation erzeugen, da übermäßige Kapazitäten gegen Preiserhöhungen schützen würden. Laut Parry sei die Sorge um eine Inflation nicht wichtig für die Zukunft.
Parry ist der Meinung, dass die Wachstumsverlangsamung in den vergangenen Monaten weitere Kapazitäten freischaufeln werde, welche gegen eine Inflation dämpfend wirken würden. Ebenfalls sieht er die Stärke im Dollar gegenüber den anderen Hauptwährungen als einen stützenden Pfeiler hinsichtlich einer möglichen inflationären Entwicklung.
Parry hält es für möglich, dass das starke Wachstum in den letzten Quartalen darüber hinaus ein Übermaß an High-Tech-Gütern produzierte.
Parry zeigt sich besorgt über die Lage in Japan. Die leichtere monetäre Politik habe zu einer Besserung beigetragen, doch die Besorgnis des Fed-Präsidenten für den asiatischen und besonders für den japanischen Raum sei immer noch hoch.
FED-Präsident meldet sich zu Wort
Der Präsident der FED-Bank von Chicago, Michael Moskow, erläuterte am Freitag, daß der weitere Ausblick auf das Restjahr 2001 von besonderer Unsicherheit geprägt sei, er selbst aber eine Wiedererstarkung der Wirtschaft gegen Ende des Jahres erwarte.
Moskow, der auch ein stimmberechtigtes Mitglied des amerikanischen Offenmarktausschusses ist, der die Zinsentscheidungen trifft, erklärte, daß die langfristigen fundamentalen Rahmendaten nach wie vor gut aussehen würden. Obwohl das Produktionswachstum weiter nachlassen könnte befinde es sich noch auf relativ hohem Niveau.
Der Rückgang der hohen Lagerbestände der Unternehmen, das daraus resultierende Produktionswachstum und die Vorlagen der FED würden zusammen einen bullishen Ausblick erzeugen, da das Wachstum gegen Ende des Jahres wieder auf ein höheres Niveau klettern sollte.
Weiter sagte der Präsident, daß es in erster Linie die hohen Lagerbestände gewesen seien, die die Wirtschaftsschwäche hervorgerufen hätten - und weniger dem Ausgabenverhalten von Konsumenten und Unternehmen zuzuschieben sei, wenngleich diese Faktoren auch eine Rolle spielten.
Doch sei er überzeugt, daß das GDP-Wachstum im ersten Quartal mit 4,5% anstelle 2% ausgefallen wäre, wenn die Lagerbestände nicht derart hoch gewesen wären.
News-Rückblick
Dell verschärft Preiskampf weiter
Wie der mittlerweile weltgrößte Computerverkäufer Dell Computer am Montag nach Börsenschluß mitteilte hat das Unternehmen die Preise für seine Desktop-Computer mit dem Namen "Dimension" in der vergangenen Woche um 20% reduziert und damit den Preiskampf mit der Konkurrenz weiter intensiviert.
Dell erklärte weiterhin, daß die Preisabschläge nur die US-Kunden betreffen würde, in der übrigen Welt bleibe alles beim alten.
Der Dell Dimension 8100, der mit dem neuen Pentium-4-1,7GHZ ausgestattet sei, koste so nur noch 1.349 $, 20% weniger als in der Vorwoche.
"Wir werden rücksichtslos in der Art und Weise sein, wie wir unsere weitere Kostenstruktur behandeln werden", so Tom Meredith, stellvertretender Präsident der Unternehmens-Entwicklungs- und Strategie-Abteilung bei Dell auf der Merrill Lynch Hardware Technology Konferenz.
Meredith deutete darauf hin, dass die bisherige Art und Weise der Kostenkontrolle und die aggressive Preispolitik der entscheidende Faktor für Dell war, dem bisherigen führenden PC-Fabrikanten Compaq Computer seinen Rang abzustreiten.
Auf die explizite Frage, ob man wirklich auch bei Entlassungen rücksichtslos vorgehen werde, antwortete Meredith mit "Absolut."
Bereits im letzten Monat kündigte man an, 4% oder 1700 Jobs zu streichen. Im Time Magazin wurde Michael Dell zitiert, dass die Überbeschäftigung das Unternehmen "festgenagelt" hätte, und dass die Entscheidung, im Februar Stellen zu kürzen, zeigt, dass "wenn sich die Dinge ein wenig erhitzen, sollten wir eine Pause machen."
Commerce One gewinnt Großkunden
medibuy.com, ein eCommerce-Dienstleistungs-Anbieter für Healthcare-Bezugsketten-Effizienz, hat Commerce One selektiert, um den geplanten elektronischen Marktplatz für Healthcare-Produkte und -Dienstleistungen zu betreiben. medibuy.com hat Beziehungen zu 2100 Krankenhäusern, zu 42% der Notfall-Dienste in den USA und zu Schlüssel-Lieferanten in der Healthcare-Industrie. Die mit medibuy.com verbundenen Unternehmen haben eine aggregierte Kaufkraft von $23 Milliarden.
Medibuy hat für die Inbetriebnahme und Entwicklung des geplanten Marktplatzes die Software Commerce One MarketSite gewählt.
Ariba´s CEO: Back to Basics
Larry Mueller, der neue CEO von Ariba, gibt bekannt, dass es Zeit sei, die frühen stürmischen Zeiten des Business to Business Sektors zu vergessen und sich der Zukunft zuzuwenden. So sei es nötig, die Erwartungen und auch die Denkweise hinsichtlich der weiteren Entwicklung dieses Sektors neu zu definieren. Dies gibt der CEO auf der Ariba LIVE 2001 Konferenz in Las Vegas bekannt.
Mueller, neuer CEO von Ariba seit Montag, statuiert, dass sich viele in den Technologie-Hype besonders im letzten Jahr eingekauft hätten, wo die fundamentalen Erwartungen viel zu hoch gewesen seien. Nun, da die Erwartungen nicht erreicht werden können und sich Realität breit macht, seien die Enttäuschungen entsprechend groß, so Mueller.
Seit Ende September letzten Jahres ist die B2B-Blase am platzen. Die Aktien von Ariba haben sich in dieser Periode um 95% vergünstigt, wobei der ehemalige B2B-Highflyer den Standard & Poor´s Index underperformed hat. Der S&P 500 ist in der gleichen Periode um 27% gefallen.
Die Rede des neuen Vorstandsvorsitzenden wurde an der Börse mit Freuden aufgenommen. Die Aktien gewannen 16.4% oder $1.24 auf $8.97 hinzu.
Mueller hält es für nötig, nun auf die "nächste Ebene" voranzurücken, wo das Wachstum nicht an explosionsartig steigenden Umsätzen und steigenden Aktienkursen gemessen werde. Vielmehr sei die Entwicklung und "Reifewerdung" über eine lange Sicht nötig. Mueller verglich Ariba mit einem Athleten, welcher ein Rennen gewann. Doch der Erfolg des Athleten, und damit das langfristige Bestehen von Ariba, hängt nicht von diesem einen Erfolg ab, sondern entwickelt sich darüber hinaus.
Die Analysten zeigten sich von den wohlwollenden Vergleichen des neuen CEOs unbeeindruckt. Mark Verbeck von Epoch Partners hätte sich mehr Details über die weiteren Operationen gewünscht, welche Abschreibungen würden gemacht, welche Aussichten für die nächsten Quartale können in Aussicht gestellt werden, wie sieht der neue Plan des CEOs aus? Brent Thill von CS First Boston konnte sich ebenfalls keine dingfesten Resultate aus den Ausschmückungen des CEOs ziehen. Thill sah das Kerngeschäft von Ariba bisher um Agile gestaltet, doch dieses Produkt wurde nun eingestellt, so Thill. "Es sei nun nötig, den Plan B zu erfahren", so Thill weiter.
Ariba wird sich in Zukunft einer harten Konkurrenz stellen müssen. Zu dieser gehören besonders die Unternehmen Oracle, SAP, i2 Technologies und Commerce One.
CNET verkündet Quartalsergebnis
Der Anbieter von Informationen und Commerce Services für den Technologiesektor CNET Networks konnte mit einem Verlust von 13 Cents pro Aktie nach 2 Cents Gewinn im Vorjahresquartal nicht die Analystenerwartungen von 10 Cents Verlust erreichen. Der Umsatz fiel gegenüber dem Vorjahresquartal von $92,8 Mio. auf $75,2 Millionen.
Im zweiten Quartal erwartet CNET einen Verlust von 14-20 Cents und im dritten Quartal von 11-17 Cents pro Aktie. Im abschliessenden vierten Quartal wird ein Verlust von 4-12 Cents antizipiert, was einen Jahresverlust 2001 von 40-59 Cents bedeutet. Die Analystenschätzungen liegen bisher der Reihe nach bei Verlusten von 6 Cents, 3 Cents, einem Gewinn von 2 Cents und schliesslich einem Gewinn von 19 Cents für 2001.
Checkpoint Systems übertrifft Erwartungen
Das Sicherheitssoftware Unternehmen Checkpoint Systems konnte mit einem Gewinn von 15 Cents pro Aktie nach einem Verlust von 2 Cents pro Aktie im Vorjahresquartal die First Call Erwartung von 12 Cents Gewinn klar übertreffen. Der Umsatz erhöhte sich im ersten Quartal nur leicht von $163,4 Mio. auf $163,7 Millionen.
Für das zweite Quartal antizipiert Checkpoint einen Gewinn von 19-24 Cents bei einem Umsatz von $173-$178 Millionen. First Call erwartet einen Gewinn von 23 Cents pro Aktie.
Siemens - die USA Strategie
Siemens beabsichtigt in den kommenden Jahren seinen Marktanteil und seine Umsätze in den USA kräftig zu steigern. So übernahm Siemens seit 1998 für $8 Mrd. u.a. im HighTech-Bereich die Unternehmen Entex, Unisphere, Efficient Networks.
Zusammen mit Entex Information Services soll der Unternehmensteil Siemens Business Services (SBS) aufgebaut werden und in eine Service Division mit 5000 Angestellten übergehen. SBS erhöht seine Expansionsanstrengungen im Service Bereich in einer Zeit, in der viele kleinere Konkurrenten pleite gehen oder aber mit massiven finanziellen und operativen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Der Fokus von SBS liegt jedoch vor allem bei Grossaufträgen im $20-$40 Mio. Bereich, die sich dauerhaft als stabiler und lukrativer erweisen. Lt. McKenna, Chef von SBS Nordamerika, befinden sich die meisten Grossunternehmen der Welt erst am Anfang ihrer Ausgabenplanung im Segment New Business und Internet, so dass in den nächsten Jahren mit einem stetigen Ausgabenanstieg gerechnet werden kann.
Entex bringt in das gemeinsame Unternehmen Kunden wie Microsoft, Dell und Morgan Stanley ein. Zu den Partnern von SBS gehören in Nordamerika u.a. SAP, Siebel Systems und i2 Technologies.
Das Internet betrauert weitere Verluste...
Laut einem aktuellen Artikel in der Financial Times habe sich die Anzahl der Internet-Unternehmen, welche ihre Tore schließen mussten, im April um 55 erhöht. Dabei habe sich der negative Trend von den Dot.Com-Unternehmen weiter auf Web-Berater und Anbieter von Internet-Zugangsdiensten ausgeweitet. Die Financial Times bezieht sich in ihrem Artikel auf aktuelle Daten des Webseite Webmergers.com.
Noch im März wurden 44 Bankrott-Meldungen bekannt, was mit den 55 Geschäftsaufgaben im April eine Gesamtzahl von 435 ergibt, seitdem Webmergers.com diese Situation beobachtet. Zu diesen Shutdowns gehören auch MarchFirst und Kozmo.com.
AMD - es geht wieder aufwärts?
AMD`s CEO Sanders ist nach eigenem Bekunden optimistisch die Erwartungen der Analysten im zweiten Quartal nicht zu enttäuschen. Es sehe so aus, als ob der Abwärtszyklus im Chip-Segment langsam seinen Boden finde. First Call`s Schätzung liegt bei 28 Cents Gewinn pro Aktie. Das zweite Quartal ist für die PC-Industrie traditionell das schwächste, so Sanders auf der Merrill Lynch Technologiekonferenz. Trotzdem sei momentan in diesem Sektor ein gewisser Aufwärtstrend zu spüren, im Kommunikationssegment sei jedoch noch keine Besserung zu verspüren, so Sanders.
Expedia mit sehr starken Quartalszahlen
Mit sehr guten Quartalszahlen konnte das Internetreiseunternehmen Expedia am Montag nach Börsenschluß aufwarten.
Der Gewinn für das 3.Quartal 2000/2001 belief sich auf 4,4 Mio $ oder 9 Cents/Aktie, während Analysten im Schnitt nur mit 4 Cents/Aktie gerechnet hatten. Im Vorjahresquartal hatte das Unternehmen noch einen satten Verlust von 21,4 Mio $ vermeldet, nun ist man erstmals in der Gewinnzone gelandet.
Die Umsätze der Company stiegen um 88% auf 110 Mio $, auch der Cash-Flow fiel mit 33,4 Mio $ positiv aus.
Nachdem das Unternehmen bereits im regulären Handel 10% zulegen konnte verzeichnete man nachbörslich nach der Zahlenbekanntgabe einen weiteren Anstieg um etwa 8%.
Nach Intel jetzt auch AMD mit Preissenkungen
Am heutigen Mittwoch bestätigt die Presseabteilung von Advanced Micro Devices eine Preissenkung aller Produkte. Dieser Schritt kommt einen Tag nachdem Intel die Preise für den neuesten Prozessor, den Intel Pentium 4, gesenkt hatte.
Intel beabsichtigte mit den Preissenkungen, den Marktanteil nicht weiter an AMD zu verlieren. Im ersten Quartal 2001 stieg der Anteil von AMD am Gesamtumsatz um 4%. Somit beendete AMD das Quartal mit einem Marktanteil von 21%, Intel schaffte es auf 77%.
Mikroprozessoren verspüren parallel zu der schwächer werdenden Nachfrage nach PCs ebenfalls einen Nachfragerückgang.
AMD wird seinen schnellsten Prozessor, den mit 1.33 Ghz getakteten Athlon um 28% vergünstigen, der 1.3 Ghz Athlon wird um 27% vergünstigt, der Preis des 1.2 Ghz Athlon wird um 25% und der Preis des 1.13 Ghz Athlon wird um 26% gesenkt. Der Duron Prozessor mit einer Taktrate von 600 Megahertz wird von ursprünglich $129 nur noch $115 kosten.
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