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16:27 Uhr, 04.10.2000

BörseGo 17/2000

Wochenrückblick vom 25.9.-29.9.00, 39. Kalenderwoche

Der Nasdaq konnte in der vergangenen Woche erneut keinen eindeutigen Trend einschlagen. Der Index setzte im Laufe der Woche zwei weitere Male auf dem Aufwärtstrend auf. Der Schlusstand bei 3672.82 Punkten stellt sogleich den Intraday-Tiefststand des Freitags da. Investitionen zum jetzigen Zeitpunkt sind aus kurzfristiger Sicht weiterhin sehr riskant. Fundamentale Daten zählen nicht viel und auch die Charttechnisch führt oft zu Fehlinterpretationen. Momentan zählen altbewährte Regeln nicht viel. Eine Folge von Gewinnwarnungen verunsichern neben einem niedrigen Euro und Inflationsängsten die Marktteilnehmer. Die Frage wird sein, wann sind alle negativen Faktoren im Markt eingepreist?

Der Dow Jones hat im Wochenvergleich 1.8 %, der Nasdaq 3,4 % verloren. Seit Jahresanfang sind nun alle drei Hauptindizes der USA im roten Bereich - der Nasdaq 9.7 %, der S&P 500 2 % und der Dow Jones 7,4 %.

Gegenüber der Vorwoche sind die wöchentliche Warenhausumsätze zum 23. September um 1,1 % gegenüber der Vorwoche gefallen.

In der letzten Woche kamen auch Gerüchte um weitere Interventionen auf, die den Euro in der letzten Woche weiter stabilisieren konnten. Der Schlussstand vom Freitag liegt bei 0,8843. Dänemark lehnte in einer Volksbefragung den Beitritt zur Währungsunion ab, was jedoch keine dramatischen Folgen mehr für den Euro hatte.

In den USA sind für den Monat August die Auftragseingänge um 2.9 % gegenüber Juli gestiegen.

Der Budgetüberschuss in den USA für das Steuerjahr 2000 liegt bei 230 Mrd.

Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sind in den USA auf 287.000 gesunken.

Das Bruttoinlandsprodukt in den Staaten stieg im zweiten Quartal um 5,6 %.

Der Preis für ein Barrel (159 Liter) Öl stieg auf $30.80.

IPO-Rückblick

Sehr erfolgreich verlief die Woche für die Neuemissionen. Das im letzten BörseGO Letter empfohlene Unternehmen CoSine Communications war der Erfolg der IPO-Woche. Die Zeichner der Aktie konnten sich über einen Gewinn von satten 174,17 % freuen.

AvantGO, ebenfalls im letzten Newsletter vorgestellt, stieg am ersten Handelstag um 66,67 %.

Simple Technology entwickelte sich wie befürchtet : Das Unternehmen verlor am ersten Handelstag im allgemeinen Bärenmarkt bei den Halbleiter-Aktien um 11,91 %. Aufgrund der schlechten Performance der Nasdaq in der vergangenen Woche und aufgrund der schlechten Stimmung rund um den Halbleiter-Sektor, raten wir, die Aktie vorerst nur zu beobachten.

Nextel International, die für internationale Operationen gegründete Division von Nextel Inc., wurde nicht wie angekündigt, letzte Woche an der Nasdaq gelistet. Nun wird das Listing für die Woche vom 2. September erwartet.

Neben den vorgestellten IPOs finden Sie in der folgenden Übersicht weitere Neuemissionen der letzten Woche:
(Zahlen in $)

Mittwoch

HyDril, Volumen 127,5 Mio., Emissionspreis 12, Eröffnungskurs 22.50, Schlusskurs 20.0 + 66,67 %

Donnerstag

Asur, Volumen 307,139 Mio., Emissionspreis 15,13, Eröffnungskurs 15.25, Schlusskurs 15.19, + 0,4 %

University of Phoenix Online, Volumen 70 Mio., Emissionspreis 14, Eröffnungskurs 14, Schlusskurs 17.81 - 27,21 %

Freitag

atRoad, Volumen 63 Mio., Emissionspreis 9, Eröffnungskurs 8, Schlusskurs 7.19, -20,11 %

Wilson Greatbatch Technologies, Volumen 80 Mio., Emissionspreis 16, Eröffnungskurs 20, Schlusskurs 22.88, +43 %

Elastic Networks, Volumen 101,4 Mio., Emissionspreis 13, Eröffnungskurs 14.06, Schlusskurs 13.94, +7,23 %

IPO-Ausblick

Oplink Communications
Oplink Communications ist ein Hersteller von Glasfaser-Komponenten und integrierter Module, welche die Geschwindigkeit eines Glasfaser-Netzwerkes erhöhen. Das Unternehmen hatte im Fiskaljahr 1999 einen Umsatz von $9.0 Mio., der Verlust lag bei $2.7
Mio. Das Unternehmen erhofft sich von der Emission einen Erlös von $191.8 Mio. 13,7 Mio. Aktien werden zwischen 14 und 16 Dollar unter dem Symbol OPLK am 3. oder 4. Oktober an der Nasdaq gelistet. Die Lockup-Periode des Unternehmens beträgt wie üblich 180 Tage.
Zu den Konkurrenten des Unternehmens gehören Avanex, Ciena, Corning, JDS Uniphase, New Focus, SDL und Tyco. Ein Blick auf die Charts der Unternehmen belegt, dass sich der Sektor zwar noch auf hohem Niveau befindet, einzelne Aktien jedoch bereits leicht konsolidieren. Die Unternehmen Lucent Technologies, JDS Uniphase, Sycamore Networks und Marubun sind Kunden des Unternehmens und machen 75 % des Umsatzes aus.
Fazit : Die Aktie könnte als Spätzünder bei den Fiberoptics positiv performen. Wir empfehlen die Aktie auf die Watchliste zu setzen.

Asia Global Crossing
Asia Global Crossing, folgend mit AC abgekürzt, hat das Ziel, der erste Anbieter von Voice-, Daten-, Internet- und Webhosting-Services für Unternehmen in Asien zu werden. Im Fiskaljahr 1999 konnte man noch keinen Umsatz ausweisen, lediglich ein Verlust von $1,2 Mio. wurde generiert. AC verspricht sich von dem IPO einen Erlös von $848 Mio., die durch die Emission von 62,2 Mio. Aktien zwischen 14 und 16 Dollar aufgebracht werden sollen. Zu den Konkurrenten des Unternehmens sind AT&T, Genuity, Global Network, PsiNet, Tycom, Ntt und Worldcom zu zählen. AC gibt in seinem Emissionsprospekt an, dass man hoch verschuldet ist und bisher keinen Umsatz generieren konnte. Doch sollte AC durch das Potential, welches im Hosting-Sequment in Asien liegt, eine positive Emission durchführen können. Nach dem Listing raten wir jedoch nicht zu einem sofortigen Kauf, da auch das Mutterunternehmen Global Crossing nicht zu den Outperformern an der Nasdaq gehört.

News-Rückblick

Skandalös war in der letzten Woche die News, dass der E-Tailer-Riese Amazon.com innerhalb weniger Minuten die Preise für eine DVD änderte, um die Reaktion der User auf die Preise zu untersuchen. Das Unternehmen hatte bereits im letzten Jahr von dieser Methode Gebrauch gemacht.

Gewinnwarnungen
Leider war auch die letzte Woche geprägt von Gewinnwarnungen. Anfangs der Woche rutschte Lucent Technologies auf einen 2-Jahres-Tiefstkurs von 30 ¾ Dollar. Grund hierfür waren Gerüchte, dass der sich immer noch in einer Restrukturierungsphase befindliche Infrastruktur-Anbieter eine Gewinnwarnung ausgeben würde. Durch die Gewinnwarnung solle auch der Vorstand zur Disposition stehen.

Der Sprachtechnologie-Anbieter Lernout & Hauspie wird im aktuellen 3. Quartal weniger Umsatz als erwartet ausweisen können. So soll der Umsatz lediglich zwischen $165 Mio. und $185 Mio. liegen.

Priceline.com`s Aktienkurs stürzte um über 40 % auf 10,75 Dollar ab, nachdem eine Umsatzwarnung ausgegeben wurde. Anstatt zwischen 360 und 380 Mio. Dollar soll nur ein Umsatz zwischen 340 und 345 Mio. US-Dollar ausgewiesen werden. Der Hauptauslöser des Umsatzeinbruches war ein niedrigerer Absatz von Flugtickets. Durch Priceline.com beeinflusst wurden die Aktien von Yahoo! unter die Marke von 90 US-Dollar gezogen. Das 52-Wochen Tief liegt bei $82,25.

Auch NetPerceptions, ein Anbieter von Personalisierungs-Lösungen für Internet-Dienste, wird zwischen 22 und 32 cents je Aktie Verlust ausweisen. Ursprünglich wurde ein Verlust von 13 cents erwartet - somit wird das Ergebnis im schlimmsten Fall um rund 60 % verfehlt. Auch auf diese, wie auf alle anderen Gewinnwarnungen der vergangenen Woche, folgten massive Abstufungen. So stufte US Bancorp die Aktien von Strong Buy auf Neutral und Chase Hambrecht & Quist von Buy auf Market Perform herab. Der Kurs stürzte am Freitag um rund 60 % ab.

Die Aktien von Motorola liegen auf einer charttechnisch entscheidenden Linie auf. In der letzten Woche wurden Gerüchte herumgereicht, welche eine Gewinnwarnung des Unternehmens vorhersagen. Dies dürfte jedoch laut Bear Strearns nicht der Fall sein. Jedoch dürften die Gewinne am unteren Rand der Erwartungen liegen. First Call erwartet einen Gewinn von $0,26 pro Aktie, Bear Stearns nur $0,25. Im Zuge dieser Gerüchte und um die Gewinnsituation des Konzerns zu verbessern, wird man die Produktion der Handy´s im Niedrigpreissequment nach China verlagern. Sonst gab es über Motorola nur positives in der letzten Woche zu vermelden : So wird man vor den Konkurrenten Nokia und Ericsson ein GPRS-Handy auf den Markt bringen. Das Mobilfunk-Unternehmen konnte für seine GPRS-Lösungen einen mit $28 Mio. bewerteten Auftrag aus Kuweit erhalten. Motorola hat sich des weiteren stärker für Linux, das Open-Source-Betriebssystem, ausgesprochen. Man beteiligte sich mit $22.5 Mio. an dem Linux-Unternehmen Lineo und ging eine umfassende Kooperation ein. So wird letztendlich in Zusammenarbeit mit einer anderen Tochterfirma von Motorola eine umfassende Wireless-Open-Source-Plattform entstehen. Entrust Technologies wird zusammen mit Motorola sichere m-commerce-Applikationen entwickeln. Zum Thema Motorola : Es wird bis 2002 1 Mrd. Mobilfunknutzer geben, lesen sie mehr dazu hier:
http://www.boerse-go.com/news/?show=3318

Ferner hat Motorola sein erstes Bluetooth-Handy vorgestellt, hierzu finden sie Details auf
http://www.boerse-go.com/news/?show=3248

Um den Bluetooth-Standard formieren sich eine große Anzahl von Unternehmen, die Wettbewerber im Vergleich finden sie auf
http://www.boerse-go.com/news/?show=3026

Motorola wird durch den höheren Absatz seiner Kabelmodems weiteres Momentum erhalten:
http://www.boerse-go.com/news/?show=3360

Apple Computer beendete die Woche mit der letzten Gewinnwarnung im HighTech-Segment. Das Unternehmen werde weniger Umsatz und lediglich einen Gewinn zwischen 30 und 33 Cents pro Aktie erreichen können. Die Analysten erwarten im Durchschnitt 45 cents je Aktie. In der Folge der gewaltigen Gewinnwarnung des PC-Riesen folgten Artikel und Analystenaussagen, welche die weitere positive Entwicklung des PC-Booms in Frage stellen. Eine zweite Gruppe an Marktbeobachtern stuft die bedenkliche Situation von Apple mehr als Unternehmens-spezifisches Problem ein und sind der Meinung, daß der Turnaround von Apple möglicherweise zu Ende ist. Lesen sie mehr hierzu auf der Homepage von BörseGO in den Tech-News unter
http://www.boerse-go.com/news/?show=3336

Fokus Cisco Systems - Akquirieren statt selbst entwickeln
Cisco Systems konnte in der vergangenen Woche weitere Akquisitionen durchführen. Es liegt in der Unternehmensphilosophie des einflussreichen Technologie-Giganten, sich Know-How und Technologien einzukaufen, als die In-House Entwicklung zu forcieren, was in dem Umfang auch nicht möglich wäre.
Cisco Systems akquiriert die Unternehmen Vovida Networks und IPCell Technologies. Cisco Systems hat die Vision, ein eigenständiges IP-Kommunikationsnetzwerk zu entwickeln. Die Produkte der übernommenen Unternehmen werden Cisco Systems bei der Entwicklung eines solchen Netzwerkes helfen.

Cisco war an Vovida bereits mit 20,5 % und an IPCell mit 17.2 % beteiligt. Den Rest der Unternehmens-Anteile wird der Blue Chip für $369 Mio. übernehmen. Der Gewinn des aktuellen Quartals wird durch die Kosten um maximal 2 cents geschmälert werden.

Vovida wurde 1999 gegründet und beschäftigt 65 Mitarbeiter. Vovida ist ein Anbieter von Kommunikations-Software und ein Anbieter von Netzwerk-Protokollen. Das Kernprodukt ist die Vovida Open Communication Application Library, eine Kommunikations-Software, welche den Austausch von Daten über ein Mobilfunk-, Breitband- oder DSL-Netzwerk erlauben.

IPCell wurde 1997 gegründet und beschäftigt 110 Mitarbeiter. Die OptiCall Softswitch Technologie des Betriebs ermöglicht ISPs, Voice- und Daten-Services in ATM und IP-Netzwerke zu implementieren.

Laut Cisco Systems wird die Akquisition die Kosten senken und ermöglicht es, neue Umsatzströme durch die Entwicklung von Software für Internet Service Provider zu erschließen.

Cisco Systems hat in der Vergangenheit mehrere Schritte mit der Absicht getätigt, ein eigenständiges Voice-, Daten- und Video-Netzwerk aufzubauen. In der letzten Woche ist Cisco Systems in eine Allianz mit NEC in der Absicht eingetreten, im Internet basierende Voice-Technologien zu fördern. Ende August hat Cisco Systems PixStream akquiriert, ein Unternehmen, dass sich auf die Entwicklung von Software konzentriert, welche Video-Daten über ein Breitband-Netzwerk verwaltet. Im gleichen Monat hat Cisco Systems den Wireless-Software-Hersteller IPMobile aufgekauft, um die Daten-Services eines Festnetzes in ein Mobilfunknetz einspielen zu können. Um SANs (Storage Area Networks) mit einem IP-Netzwerk verbinden zu können, hat Cisco im Juli das Unternehmen NuSpeed Internet Systems akquiriert. Ebenfalls im gleichen Monat übernahm man Komodo Technology Inc., einen Voice-over-IP (VoIP)-Anbieter.

Das Management von Cisco Systems gibt sich weiteren Akquisitionen in Israel gegenüber positiv. Cisco Systems hat bereits 5 Unternehmen in Israel akquiriert und errichtete ein Research-Center. In Israel herrsche lt. Aussagen Cisco`s Aufbruchsstimmung, viele innovative Start-Ups würden ideal für Akquisitionen sein. Cisco Systems hat bereits rund $400 Mio. in Israel investiert.

Cisco Systems hat sich mit einem weiteren, nicht namentlich erwähnten Unternehmen, an dem Softwarekonzern Quintessent mit $15 Mio. beteiligt, wobei der Investitionspartner mit $10 Mio. die Hauptsumme beitrug. Quintessent ist ein Hersteller von Software für Telekommunikations-Unternehmen, das neueste Produkt wird DSL-Anbietern beim Start eines DSL-Service unterstützen. Es wurden Pläne bekannt, dass Cisco diese neue Software-Lösung für DSL-Provider innerhalb seiner Produktpalette anbieten wird. Die neue Software soll in den nächsten Monaten fertiggestellt werden. Gespräche zwischen Quintessent und Cisco finden seit Oktober letzten Jahres statt.

Cisco Systems beantragte bei der SEC den Verkauf von 250.000 Akamai Aktien im Wert von $14,3 Millionen. Cisco hatte sich vor Akamai`s IPO mit $49 Mio. an Akamai beteiligt und 3,7 Mio. Aktien zu einem Kurs von $13,12 erhalten.

Die Analysten stehen positiv zu dem Technologie-Konzern.

Merrill Lynch verteidigt Cisco Systems und sieht jede Schwäche im Aktienkurs als Kaufgelegenheit. Die gleiche Aussage verkündet Merrill Lynch auch zu Nortel Networks. Bei beiden Unternehmen wird das Buy-Rating bestätigt.

Zum selben Zeitpunkt wurde Cisco Systems durch Sanford Bernstein von Outperform auf Market Perform zurückgestuft. Auch das Rating von Nortel Networks wurde reduziert. Probleme sieht Sanford Bernstein in einem Rückgang der Nachfrage von Telekommunikations Carriern.

Lt. der schwedischen Zeitung Dagens Industri beabsichtigt Cisco Systems, Cisco`s CEO Chambers zitierend, die geplante Partnerschaft mit dem Mobilfunkunternehmen Ericsson zu überdenken und nähere Beziehungen mit dessen Konkurrenten Nokia und Motorola aufzunehmen. Ericsson solle sich endlich entscheiden welche Art von Kooperation man wolle und sich bewußt sein, daß eine derartige Kooperation sehr langfristig angelegt ist.

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