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14:24 Uhr, 10.05.2010

BoE: Zinspolitik der sehr ruhigen Hand

Externe Quelle: Nord/LB

• Nichts zu sehen vom guten alten Sprichwort Alles neu macht der Mai. Die altehrwürdige Bank of England belässt den Basisleitzinssatz seit der Sitzung im März 2009 wie von uns prognostiziert bei 0,5%. Ebenfalls unverändert bleibt auch das Asset Purchase Programme bei 200 Mrd. Pfund Sterling. Ohne positive Impulse aus der Wirtschaft gepaart mit der Hängepartie um die neu zu ordnenden Machtverhältnisse im Palace of Westminster betreiben die Zinshüter in London weiterhin eine Politik der sehr ruhigen Hand. Die relevanten Rahmendaten lassen derzeit auch nichts anderes zu als in einer Art Wartestellung zu verharren. Eine Zinserhöhung wäre aktuell nur mit der erneut ölpreisbedingt angezogenen Inflationsrate zu rechtfertigen. Dies als einzige Rechtfertigung für eine höhere Bank Rate wäre als Fundament mehr als dünn. Der bevorstehende Aufschwung würde leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden.

• Großbritannien kann sich derzeit glücklich schätzen, nicht dem Euroraum anzugehören und eine eigene Währung zu haben. Damit schlagen die Briten zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie können sich so aus der Griechenlandproblematik raushalten und gleichzeitig liegt der Fokus der Marktteilnehmer auf der Haushaltsschieflage der Hellenen, Spanier und Portugiesen usw. Zum ersten Punkt hat Finanzminister Alistair Darling am Sonntag in Brüssel deutlich Stellung bezogen: „Das ist eine Sache der Eurogruppen-Länder. Großbritannien kann und wird keine finanzielle Unterstützung für den Euro geben.“ Bereits 16 der 27 EU-Staaten haben die europäische Gemeinschaftswährung eingeführt und sind sich darin einig, dass der Notfonds zur Stabilisierung die einzige Möglichkeit wäre, den Euro zu stabilisieren. Der kurzfristige Erfolg ist im heutigen Handelsverlauf mehr als evident. Vom Tisch ist das Thema damit noch lange nicht.

• Der Erwartungsdruck der Märkte bleibt in Bezug auf die innere Haushaltsstabilität sowie den Schuldenabbau erheblich. Ob es einen Verhandlungspoker oder ein Feilschen um die Koalitionsvereinbarungen geben wird, bleibt abzuwarten. Klar ist, dass sich Großbritannien handlungsfähig zeigen muss und daher trotz der gebotenen Sorgfalt der Sondierungsgespräche durchaus auch Eile geboten ist. Ohne zu politisch werden zu wollen, scheint kein Weg an einer stabilen Koalition der stärksten Kraft – den Tories – mit den LibDems vorbeizuführen. Die Verweildauer vom nie gewählten Gordon Brown in der Downing Street hätte damit den Charakter eines Kurzbesuches. Nicht nur für die Urnengänger und die Medienlandschaft stellte der Tag nach der Wahl ein Wechselbad der Gefühle dar – auch das Britische Pfund Sterling durchlief eine lange nicht mehr gesehene Bandbreite. Wertete das Pfund bis zum Wahltag deutlich auf und notierte mit fast 0,84 EUR/GBP so fest wie seit Juni 2009 nicht mehr, verlor es mit den ersten Wahlergebnissen wiederum deutlich an Boden. Die am Freitag zwischenzeitlich gehandelten 0,88 EUR/GBP veranschaulichen erneut, dass die Märkte Klarheit bevorzugen. Das Pfund scheint in unseren Augen derzeit unterbewertet.

• FAZIT: Die Zinspolitik der sehr ruhigen Hand an der Themse setzt sich auch im Mai fort. Das Monetary Policy Committee tagte wahlbedingt ausnahmsweise am vergangenen Freitag sowie am heutigen Montag. Die eventuell erhoffte Klarheit zum Wahlausgang blieb den Zinshütern über das Wochenende jedoch verwährt. Die im Vorfeld vielerorts aufgestellte These, die Wahl würde als Hemmschuh gelten, halten wir daher weiter aufrecht. Bis zur „Queen’s Speech“ am 25.05.2010, in der die Königin das Regierungsprogramm im Unterhaus vorstellt, sollte jedoch Klarheit herrschen, wer in 10 Downing Street einzieht und Premierminister wird. Die Märkte bevorzugen Klarheit, was auch dem derzeit unterbewerteten Pfund gegenüber dem Euro helfen sollte.

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