Kommentar
15:12 Uhr, 04.08.2016

BoE senkt Zinsen auf historisches Tief

Die Bank of England hat heute bekannt gegeben, dass sie die Zinsen auf 0,25 Prozent gesenkt hat. Das entspricht einem neuen Tiefstand in der 322-jährigen Geschichte der Notenbank. Der Zinsschritt war zuvor gut kommuniziert und daher von den Märkten erwartet worden – trotz der Prognose der Bank of England, dass die Inflation ihr Ziel infolge der schwachen Währung, die in Form von Preissteigerungen an die Haushalte weiter gegeben wird, verfehlen könnte. Die Zinssenkung wird Sparer treffen. Aber gleichzeitig könnte sie den Banken helfen, günstigere Kredite an Unternehmen auszureichen, die investieren wollen. Auf diese Weise könnte sie den Arbeitsmarkt unterstützen und die Lasten verschuldeter Haushalte mindern. Von größerem Interesse waren für die Märkte die Ausweitung der außergewöhnlichen Maßnahmen zur geldpolitischen Lockerung unter anderem um den Kauf von Unternehmensanleihen, infolgedessen die Renditen langlaufender britischer Staatsanleihen gesunken sind, und das Term Funding Scheme.

Bereits vor dem Statement hatten einige Mitglieder des Monetary Policy Committee (MPC) angedeutet, dass sie die Auswirkungen jeglicher Schritte der Bank of England auf Pensionspläne, Versicherer und Banken im Hinterkopf hätten. Damit wollten sie verhindern, dass die beabsichtige geldpolitische Lockerung letztlich nicht das Gegenteil bewirkt. Das Term Funding Scheme soll offenbar den Druck mindern, der von einer Zinssenkung auf die Banken ausgeht. Dass das MPC die Auswirkungen weiterer Renditerückgänge auf Pensionsfonds als relativ begrenzt ansieht, wirkt mutig. Ihre Einschätzung, dass der Gesamtumfang der Beitragszahlungen in Pensionspläne mit vereinbarten Leistungen in den vergangenen zwanzig Jahren trotz Schwankungen bei den Defiziten stabil gewesen ist, bedarf einer näheren Betrachtung.

Die Bank of England hat ihre Wachstumsprognose für 2017 von 2,3 auf 0,8 Prozent gesenkt. Das mag bedeutend erscheinen, liegt aber noch immer oberhalb unserer Prognose von 0,5 Prozent. Bemerkenswerter sind vielleicht die Anpassungen bezüglich der Investmentprognosen: Bei den Unternehmensinvestitionen erwartet die Bank für 2016 nun ein Minus von 3,75 Prozent, im quartalsweisen Inflationsbericht war sie im Mai von plus 2,5 Prozent ausgegangen. Die Prognose für 2017 wurde von plus 7,25 Prozent auf minus 2 Prozent gesenkt.

Autor: Toby Nangle, Leiter des Bereiches Multi-Asset in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) bei Columbia Threadneedle Investments

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