Kommentar
04:00 Uhr, 22.02.2008

Blut, Schweiß und dann der Super GAU - So sieht die Gewinn/Verlust Kurve von dem SocGen Händler Jérôme Kerviel seit 2007 aus

Die Société Générale hat den Bericht einer internen Untersuchungskommission veröffentlicht. Akribisch sind die Vorkommnisse um den Milliardenverlust aufgearbeitet worden. Laut Bericht ist Kerviel Einzeltäter. Bereits 2005 und 2006 habe Kerviel begonnen, unauthorisiert direkte nicht-gehedgete Positionen zu handeln. Allerdings in verhältnismäßig geringen Mengen. Erst seit März 2007 habe er mit exorbitant hohen Volumina gehandelt.

Anbei der Link zu dem Bericht : [Link "http://www.sp.socgen.com/sdp/sdp.nsf/V3ID/A3246AB84993471DC12573F5006C82F4/$file/comiteSpecialFevrier08gbbis.pdf" auf www.sp.socgen.com/... nicht mehr verfügbar]

Nachfolgend der Profit&Loss (Gewinne/Verlust) Verlauf Kerviels tatsächlicher Positionen in Futures laut offizieller Darstellung. Bereits März bis Juli schlitterte der Händler mit seinen Positionen massiv ins Minus. Laut Grafik muß im Juni/Juli 2007 ein Buchverlust von ca. 2 Milliarden Euro angelaufen sein. 2 Milliarden Euro Minus und keine Stelle innerhalb der Bank hat es gemerkt? Das ist wirklich beängstigend.

Laut Grafik ist auch ersichtlich, dass die Positionen anschließend in Profit laufen konnten. November 2007 bis Januar 2008 war ein Gewinn von über 1 Milliarde Euro angelaufen. Kerviel war mit Derivaten long positioniert auf DAX, Eurostoxx und den Fuzzi.

Wäre der DAX entsprechend der auch von uns beschriebenen mehrmonatigen bullischen Dreiecksformation regelkonform über 8.150 Punkte ausgebrochen, hätte sich der Milliardengewinn Kerviels in seiner Höhe potenziert. Kerviel wäre als der Mega-Trader des Jahrtausends gefeiert worden.

Es kam aber anders ...

Kursverlauf vom DAX seit Januar 2002 (oben)
Kursverlauf vom DAX in Kerzenchartdarstellung seit Oktober 2007 (unten)

Am 16.01. dieses Jahres durchbricht der DAX im Bereich von 7.500 Punkten direkt ohne Gegenbewegung mit einem kleinen Gap Down die aus charttechnischer Sicht allesentscheide Kreuzunterstützung. Unsereins verliert die " Bierwette ", Kerviel und die Bank 4,9 Milliarden Euro.

Denn der Bruch der 7.500er Unterstützung wendete mit der Kursbewegung nur eines Tages schlagartig das Blatt. Der DAX gab mit einem lauten Knall seine mehrmonatige Relative Stärke gegenüber dem US Aktienmarkt auf.

Oberhalb der 7.500er Marke waren wir mit unseren BIG PICTURE Analysen bekanntermaßen auf den DAX bullisch ausgerichtet. Wir verwiesen immer wieder auf das potenzielle Ausbruchsscenario über 8.150-8.200 Punkte.

Direkt mit dem Bruch der 7.500er Unterstützung veröffentlichten wir jedoch sofort eine Analyse mit folgendem O-Ton:

"Ein Gap Down durch eine hochgradige Kreuzunterstützung bei 7.545-7.560 Punkten. Das sieht man in dieser Form normal nur bei Small und Midcap Aktien, deren Kurse anschließend kein Halten mehr kennen und drastisch einbrechen. Mit den gestrigen Kursabgaben an dieser so wichtigen Stelle des Chartbilds liegt schlagartig eine gefährliche Situation vor ...
Ich rechne damit, dass der DAX relativ direkt in Richtung 7.000 Punktemarke durchfallen könnte."
Im Rahmen der charttechnischen Analyse der Finanzmärkte ist von großer Relevanz das Bias, die Einschätzung, an den entscheidenden Stellen zu drehen. Zuvor gilt es das volatile Grundrauschen herauszufiltern. Das muß zumindest die Zielsetzung sein.

Werfen Sie einen Blick auf den beigefügten Chart vom DAX. Sie sehen, was nach dem Bruch der 7.500er Unterstützung passierte. Der Index ging in einen SELL Off über. Vom 21. bis 23. Januar liquidierte die SocGen in diesen SELL Off die Futurespositionen, die Kerviel aufgebaut hatte.

Man muß sich schon fragen:

War es wirklich ein Zufall, dass laut Bericht der Untersuchungskommission erst am 18.01. die "Aktivitäten" Kerviels innerhalb der Bank bekannt wurden? Am 18.01,08, also 2 Tage nachdem der DAX sein entscheidendes Unterstützungsniveau bei 7.500 gebrochen hatte ? Also in einer Situation, in der die Bank keine andere Wahl hatte, als in Panik sofort den gesamten Positionsbestand in den Markt abzuladen ?

An solche Zufälle glaube ich nicht.

Beste Grüße,
Ihr Harald Weygand - Head of Trading bei GodmodeTrader.de


Société Générale Händler - Dagegen ist Nick Leeson ein braver Klosterschüler

Datum 24.01.2008 - Uhrzeit 11:00

Bereits seit Wochen wurde unter vorgehaltener Hand kolpotiert, dass sich Händler bei der französischen Großbank Société Générale im großen Stil verspekuliert haben könnten. Heute ist der Tatbestand amtlich. Das Kreditinstitut ist an die Öffentlichkeit gegangen.

Paris (BoerseGo.de) - Durch einen der größten Betrugsfälle in der Wirtschaftsgeschichte hat die französische Bank Societe Generale SA einen hohen Verlust eingefahren. Wie die zweitgrößte Bank in Frankreich am Donnerstag mitteilte, seien Unregelmäßigkeiten im Aktienhandel in Höhe von 4,9 Milliarden Euro entdeckt worden. Ein Aktienhändler der Bank habe seine Kenntnis über die Kontrollmechanismen ausgenutzt und so fiktive Geschäfte zu seinen Gunsten gemacht.

Als Folge dieses Vorfalls rechnet die Bank für das abgelaufene Geschäftsjahr 2007 nunmehr nur noch mit einem Nettogewinn zwischen 600 und 800 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte die Bank noch 5,22 Milliarden Euro verdient. Um die Kapitaldecke zu stärken will die Bank eine Kapitalerhöhung in der Größenordnung von 5,5 Milliarden Euro durchführen. Die Kapitalerhöhung sei bereits von den beiden US-Banken JPMorgan und Morgan Stanley vollständig gezeichnet.

Die Folgen für die Bank sind gravierend. Die Ratingagentur Fitch hat bereits das langfristige Emittentenausfallrating von "AA" auf "AA-" gesenkt.

Das ist jedoch nicht die einzige Hiobsbotschaft für die Bank am heutigen Tag. Im Zusammenhang mit der Subprime-Krise muss Societe Generale im vierten Quartal 2007 zusätzlich 2,05 Milliarden Euro abschreiben.

Ein Aktienhändler verspekuliert 4,9 Milliarden Euro. Das ist starker Tobak. Es ist nicht nur "einer der größten Betrugsfälle der Wirtschaftsgeschichte", sondern "der" größte.

Anbei eine Auflistung.

An erster Stelle steht nun besagter Händler der SocGen.

An zweiter Stelle sehen Sie Brian Hunter vom Amaranth.

Erst an neunter Stelle rangiert Nick Leeson, dessen Fehlspekulationen am japanischen Terminmarkt die Barings Bank zum Fallen brachte.

Quelle : Wikipedia

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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