Bitkom: Unternehmen beklagen Rekord-Fachkräftemangel von IT-Experten
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Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones) - Der Mangel an IT-Fachkräften hat ein Rekordhoch erreicht und wird sich nach Ansicht von gut drei Vierteln der Unternehmen in Zukunft noch verstärken. Laut einer Umfrage des Digitalverbands Bitkom sind in den deutschen Unternehmen aktuell 149.000 Stellen für IT-Experten unbesetzt. Das sind 12.000 mehr als vor einem Jahr. Bitkom warnte, dass sich der Mangel an IT-Fachkräften durch die demografische Entwicklung in den kommenden Jahren weiter verschärfen werde. "Politik und Unternehmen müssen schnell und massiv gegensteuern", forderte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst.
Nur 3 Prozent der befragten Unternehmen erwarten, dass der Mangel an IT-Experten abnehmen wird, aber 77 Prozent befürchten, dass sich die Situation verschärft, nach 70 Prozent im Jahr 2022.
"Der Mangel an IT-Fachkräften besteht in Deutschland unabhängig von Konjunkturzyklen und ist ein systemisches Problem der deutschen Wirtschaft. Zu wenig Fachkräfte und zu viel Regulierung bremsen das digitale Deutschland", warnte Wintergerst. Davon sei neben den Unternehmen zunehmend auch die öffentliche Verwaltung betroffen, die unbedingt mehr Digitalkompetenz brauche.
Aktuell halten der Umfrage zufolge lediglich 2 Prozent der Unternehmen das Angebot an IT-Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt für ausreichend, nach 8 Prozent im Vorjahr. Hingegen sagen 70 Prozent nach 74 Prozent im Vorjahr, es herrsche ein Mangel an IT-Fachkräften.
Bereits heute merkten sechs von zehn Unternehmen, dass sich Stellen für IT-Fachkräfte langsamer besetzen lassen als andere Stellen. Im Schnitt blieben freie Positionen 7,7 Monate unbesetzt. Vor einem Jahr waren es laut Bitkom noch 7,1 Monate. In jedem fünften Unternehmen liegt demnach der Schnitt bei 10 bis 12 Monaten, bei 4 Prozent ist es sogar mehr als ein Jahr.
Jedes zweite Unternehmen hofft daher der Umfrage zufolge auf Künstliche Intelligenz zur Linderung des Fachkräftemangels.
Rekrutierung im von Experten aus dem Ausland schwierig
Die Rekrutierung von IT-Fachkräften aus dem Ausland geht nur schleppend voran. Laut Bitkom beklagen Unternehmen, dass es zu wenige Informationen und zu viel Bürokratie beim Rekrutierungsprozess gebe. Demnach ist die Rekrutierung von IT-Experten aus dem Ausland nur für ein Fünftel der Unternehmen (22 Prozent) ein Thema. Seit Einführung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes 2020 hätten das lediglich 8 Prozent versucht, weitere 14 Prozent könnten es sich für die Zukunft vorstellen.
Drei Viertel jener Unternehmen, die im Ausland rekrutiert haben, beklagen zu wenige Informationen über den Einwanderungsprozess. Zwei Drittel kritisieren den sehr hohen bürokratischen Aufwand. Außerdem sagten 44 Prozent, dass die Visum-Erteilung zu lange gedauert habe, bei 8 Prozent wurde ein Visum abgelehnt. Lediglich ein Viertel sieht fehlende Deutschkenntnisse bei den Bewerbern als Problem und 5 Prozent, dass deren Qualifikationen hierzulande nicht anerkannt wurden.
Für die Bitkom-Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte wurden 853 Unternehmen aller Branchen repräsentativ befragt.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/hab
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