Kommentar
07:29 Uhr, 28.10.2015

Bitcoin: Offiziell als Währung bezeichnet

Vergangenen Donnerstag entschied der Europäische Gerichtshof: Bitcoins sind eine Währung. Bitcoins sind dadurch nun in Europa und den USA als Währung anerkannt.

Der Gerichtsfall hatte ursprünglich nichts damit zu tun, ob Bitcoins wirklich eine Währung sind oder nicht. Vielmehr ging es darum, ob der Handel mit Bitcoins mehrwertsteuerfrei ist. Der Fall ging von Schweden aus. Dort wollte ein Geschäftsmann wissen, ob der Handel mit Bitcoins, den er anbieten wollte, steuerfrei ist. Die zuständige Kommission bejahte dies. Dem Entscheid wurde später von der Steuerbehörde widersprochen.

Jetzt ist der Fall geklärt. Bitcoins sind eine Währung und der Handel ist demnach steuerfrei. In jedem anderen Fall wären Bitcoins ein Produkt, auf welches Mehrwertsteuer angefallen wäre. So sah es die schwedische Steuerbehörde. Bitcoins wurden als eine Art Rohstoff identifiziert, auf dessen Handel Steuer anfällt.

Für Bitcoin-Liebhaber ist der Entscheid eine Erleichterung. Im Kern des Urteils geht es lediglich um die steuerliche Behandlung. Um diese zu klären musste jedoch ein Urteil darüber gefällt werden, ob es sich bei Bitcoins um eine Währung handelt. Das wurde nun bestätigt und gibt der virtuellen Währung eine gewisse Rückendeckung.

Der Kurs von Bitcoins ist sehr volatil. Viele stehen der virtuellen Währung skeptisch gegenüber, nicht zuletzt, weil sich Bitcoins ausgezeichnet für Geldwäsche und den Schwarzmarkt handelt. Man kann allerdings auch darüber hinaus skeptisch bleiben. Bitcoins haben wenig Ähnlichkeit zu herkömmlichen Währungen.

Einer Währung wie dem Euro oder Dollar liegen gewisse Regeln zugrunde. Dahinter stehen Zentralbanken und Staaten. Es werden Zinsen festgelegt und die Verfügbarkeit von Geld kann gesteuert werden. All das trifft auf Bitcoins nicht zu. Sie sind losgelöst von fundamentalen Faktoren wie Zinsen, Inflation, Staatsverschuldung, Handelsüberschüssen und wirtschaftlichem Wachstum. Das liegt daran, dass Bitcoins keine „Heimat“ haben. Sie sind nicht an einen Staat und an eine Zentralbank gebunden.

Bitcoins sind durch ihre Unabhängigkeit einzigartig. Sie sind sogar im Vergleich zu Gold unabhängiger zu wirtschaftlichen Gegebenheiten. Der Goldpreis ist immer noch sehr stark von den Realzinsen und dem US-Dollar und damit von der US Notenbank abhängig.

Bitcoins haben ein hohes Alleinstellungsmerkmal. Das macht sie nicht unbedingt sicherer. Die Kursschwankungen sind enorm. Der Chart anbei zeigt den Kursverlauf des Bitcoin gegenüber dem US-Dollar. Die Volatilität ist enorm. Man kann allerdings auch erkennen, dass sich die Lage seit einem Jahr entspannt und der Kurs an einer Bodenbildung arbeitet. Nach spekulativen Exzessen scheinen Bitcoins nun langsam aber sicher vorhersehbar zu werden. Das liegt möglicherweise auch daran, dass viele Großunternehmen wie Goldman Sachs beginnen in die Technologie und auch Bitcoins selbst zu investieren. Das verleiht der virtuellen Währung einen Hauch von Seriosität.

4 Kommentare

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  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Besser hätte ich es auch nicht formulieren können, Tim.Tutes!! ;)

    20:29 Uhr, 28.10.2015
    1 Antwort anzeigen
  • Tim.Tutes
    Tim.Tutes

    Dass sich Bitcoins für Schwarzmarkt eignet, ist genau so relevant, wie dass sich ein Küchenmesser zum Töten eignet.

    Bitcoin ist nun eben etwas völlig neues. An der Infrastruktur wird gearbeitet wie verrückt, die Akzeptanz steigt rapide, das Venture Kapital hat inzwischen die Milliardengrenze erreicht. Tschüss Banken? Naja, sicher nicht. Obwohl....?!

    Fakt ist: Niemand weiß zu diesem Zeitpunkt, wo die Reise hingeht, denn so etwas hat es auf diesem Planeten noch nie gegeben.

    Der Bitcoin ist nicht mehr kaputt zu kriegen und befindet sich in einem Stadium, wie das Internet selbst anno 1995 (ca.). Und die Tatsache, dass die reichsten und klügsten und mächtigsten Köpfe dieser Welt an der Infrastruktur und Akzeptanz arbeiten, lässt mich das ganz entspannt betrachten. Nicht zuletzt weil man ausserdem damit noch mächtig Kohle einfahren kann, wenn man es richtig anstellt. Nicht durch Spekulation, durch Mining. Chancen dieser Art bieten sich nicht oft im Leben. Danke Satoshi Nakamoto, wer immer du (ihr) auch bist (seid / ward).

    18:19 Uhr, 28.10.2015
  • Hans Urst
    Hans Urst

    "Viele stehen der virtuellen Währung skeptisch gegenüber, nicht zuletzt, weil sich Bitcoins ausgezeichnet für Geldwäsche und den Schwarzmarkt handelt. "

    Soso... Wir stellen fest, dass der Autor sich ausgezeichnet zu philosophieren, Expertise und schreiben handelt.

    14:52 Uhr, 28.10.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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