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18:27 Uhr, 31.10.2002

BIP-Zahlen: Detailbetrachtung

Robuste Nachfrage der Verbraucher nach Automobilen hat das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal mehr als doppelt so stark wachsen lassen, wie noch im zweiten Quartal - auch wenn die Zahl niedriger war, als der Markt es erwartete.

Das Bruttoinlandsprodukt, dass die Gesamtwirtschaftsproduktion innerhalb der Grenzen der USA misst und der größte Indikator für die Gesamtwirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten, wuchs in den drei Monaten vom Juli bis September um annualisiert 3.1%, mehr als doppelt so stark wie die 1.3% aus dem zweiten Quartal.

"Den größten Beitrag leistete eine Nachfragesteigerung der Verbraucher - insbesondere für motorbetriebene Fahrzeuge - und ein Rückgang der Importe," teilt das US-Handelsministerium mit.

Das Wachstum blieb damit hinter den erwarteten 3.6% zurück, und einige Volkswirte prognostizieren anhand der schwächeren Daten ein Wachstum für das Anfang Oktober angelaufene vierte Quartal zwischen 1 und 2 Prozent.

Der US-Handelsminister Don Evans zeigte sich in einem Telefoninterview mit dem Nachrichtendienst Reuters erfreut über den Anstieg, wenn er auch "nicht gut genug" war.

Da die Inflation weiterhin niedrig ist, sei es an der Zeit, "pro-konjunkturelle Monetär- und Währungsmaßnahmen" zu ergreifen, die dem Arbeitsmarkt und der Wirtschaft helfen würden.

Und Präsident Bush, der eine Rede Aberdeen, South Dakota im Vorfeld der Kongresswahlen am Dienstag nächster Woche hielt, hält die BIP-Daten für stark genug, dass sie weiterhin Arbeitsplätze schaffen können.

"Wir hatten heute gute Nachrichten. Das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal war positiv. Und das ist gut. Wir bewegen uns etwas in eine Richtung, wo die Leute wieder Arbeitsplätze finden können, aber es gibt noch mehr Arbeit zu tun," so George W. Bush.

Ferner gab das US-Handelsministerium die Kosten für Arbeit in den USA bekannt. Sie stiegen im dritten Quartal um geringer als erwartete 0.8%. Die Prognose der Volkswirte lag bei 0.9%. Der Index für die Arbeitskosten legte im zweiten Quartal um 1% zu.

Die Verbraucherausgaben wuchsen um 4.2%, nach 1.8% im zweiten Quartal, und trugen so zur Hälfte der Anstiege des BIP im dritten Quartal bei.

Der Verbraucher

Der Verbraucher, der mit seinen Ausgaben 2/3 des Bruttoinlandsproduktes der USA ausmacht, war das bisherige Standbein für die Wirtschaftserholung, doch gibt der schwache Arbeitsmarkt und jüngste Daten zum Verbrauchervertrauen Signale, die auf eine Abkühlung hindeuten könnten.

Somit tauchten wieder Spekulationen über eine mögliche Zinssenkung der US-Zentralbank bis zum Jahresende auf. Die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley gehen von einer Zinssenkung um 50 Basispunkte bereits zum nächsten Treffen der US-Zentralbank am 6. November (Mittwoch) aus.

"Die BIP-Daten halten die Tür offen für eine Zinssenkung, so wie auch die Inflationszahlen im Index für die Arbeitskosten," sagt Mark Chandler von Scotia Capital Markets in Toronto. "Sie deuten darauf hin, dass wir uns in einem schwachen vierten Quartal befinden."

Carol Stone, Volkswirtin bei Nomura Securities International in New York, sieht einen Rückgang der Nachfrage nach Automobilen und somit einen Rückgang des Momentums, dass das BIP im dritten Quartal befeuerte.

"Die Wirtschaft sitzt hier einfach tot im Wasser," sagt sie. "Sie schwimmt, sinkt aber nicht."

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