BIP: Das 3. Quartal scheint stärker als es ist
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Externe Quelle: DekaBank
BIP: Das 3. Quartal scheint stärker als es ist
1. Das Ergebnis der Schnellschätzung (0,7 % qoq) wurde heute mit der Veröffentlichung der Details zum Bruttoinlandsprodukt bestätigt. Allerdings gab es in den Details ein paar handfeste Überraschungen, die nicht zuletzt auch auf die Kommentierung in der Pressemitteilung zur Schnellschätzung zurückzuführen sind.
2. Der Konsum entwickelte sich im Spannungsfeld einer lebhaften Arbeitsmarktentwicklung, eines beschleunigten Lohnwachstums und einer anziehenden gefühlten Inflationsrate sowie der Finanzmarktturbulenzen. Noch waren die Nachrichten eines Allzeithochs bei der Erwerbstätigkeit und die von den Arbeitnehmern begrüßten hohen Tariflohnabschlüsse das entscheidende Argument, den Geldbeutel nicht zuzuschnüren. Mit einer Rate von 0,5 % qoq nahm der Konsum um rund 50 % schneller zu als im Durchschnitt aller Quartale seit der Wiedervereinigung. Unverständlich ist es, wie das Statistische Bundesamt dieses Wachstum in der Pressemitteilung zur Schnellschätzung als nur moderat bezeichnen konnte. Perspektivisch dürfte sich an der Gemengelage nicht viel ändern, es ist aber zu hoffen, dass mit der Rückkehr des Ölpreises zu einem fundamental gerechtfertigten Wert im Bereich von 75 USD je Fass WTI die Energiepreise ebenfalls zurückkommen und die gefühlte Inflation drücken. Dann könnte die inflationsbedingte mentale Barriere durch die realen Fakten – gute Arbeitsmarkt- und Einkommensentwicklung – durchbrochen werden.
3. Die Exporte nahmen zwar rege um 3,1 % qoq zu, konnten aber dem stärkeren Wachstum der Importe (3,9 % qoq) nicht mehr Paroli bieten (Wachstumsbeitrag des Außenbeitrags: -0,2 %-Punkte). In den kommenden Quartalen dürfte die Waagschale weiter zugunsten der Importe ausschlagen. Auf der einen Seite verliert nämlich die Weltwirtschaft etwas an Schwung und die Aufwertung des Euro beginnt die Exporte zu verteuern – nachdem die Unternehmen über einen gewissen Zeitraum eine Kompression ihrer Margen im Exportgeschäft hingenommen haben. Auf der anderen Seite verbilligt und begünstigt der starke Euro die Importe. So schätzen die Unternehmen schon heute ihre Wettbewerbsfähigkeit auf den In- und Auslandsmärkten als schwächer ein.
4. Die Ausrüstungsinvestitionen (0,4 % qoq) profitieren nicht mehr von Vorzieheffekten im Zusammenhang mit der Abschaffung der Möglichkeit, Investitionen beschleunigt abzuschreiben. Alle bis zum 31.12.2007 getätigten Investitionen können zwar noch zu den günstigeren Bedingungen abgeschrieben werden. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass es zu Vorzieheffekten kommt: In Italien führte eine zeitlich befristete Steuerbegünstigung (Lex Tremonti) zu massiven Vorzieheffekten in den beiden Quartalen vor dem Auslaufen. In Deutschland aber wurde die Investitionstätigkeit schon über einen sehr viel längeren Zeitraum gestützt, da die befristete Maßnahme in einen Investitionsaufschwung fiel und frühzeitig bekannt wurde. Perspektivisch lasten diese vorgezogenen Anschaffungen jedoch auf der Investitionstätigkeit: Die alten Maschinen wurden ersetzt, Kapazitäten wurden erweitert und die Investitionsbedingungen verschlechtern sich (unsicherere Absatzperspektiven, gestiegene Finanzierungskosten).
5. Die Lagerinvestitionen steuerten mit 0,4 Prozentpunkten den höchsten Beitrag zum Wachstum des BIP bei. Wir werten dies als ein zur Vorsicht mahnendes Zeichen für das vierte Quartal, denn angesichts schwacher Auftragseingänge und ungewisser Absatzperspektiven sollten die Unternehmen tendenziell ihre Lager verringern. Das lastet dann auf dem vierten Quartal.
6. Ausgehend von den Risikofaktoren Finanzmarktturbulenzen, Ölpreis, Euro und gefühlte Inflation erwarten wir ein schwieriges Winterhalbjahr. Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes, der OECD-Frühindikator und auch das ifo Geschäftsklima zeigen die Gefahren auf. So enttäuschend die Perspektiven sein mögen, muss man sich auch vor Augen halten: Wer hätte vor ein oder zwei Jahren unter solchen Bedingungen überhaupt ein Wachstum prognostiziert? Wir werten das erwartete schwache, aber im Schnitt positive Wachstum im Winterhalbjahr als ein Zeichen der Robustheit der wirtschaftlichen Entwicklung.
Externe Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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