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09:48 Uhr, 19.09.2008

Biotech 4: Krebs: ASCO – Die Gewinner

Waren es in den vergangenen Jahren eher die kleinen Biotech-Unternehmen, die mit herausragenden Ergebnissen ihrer Produkte glänzen konnten und daraufhin mit beträchtlichen Kursaufschlägen belohnt wurden, so war es in diesem Jahr ein Big Player der Pharma-Industrie, der mit ausgezeichneten Daten überraschte. Novartis (NVS) stahl in diesem Jahr den Kleinen wortwörtlich die Schau. Zometa, das bereits eine Zulassung gegen schwächelnde Knochen in Krebspatienten besitzt, konnte das erneute Auftreten von Brustkrebs im Vergleich zur Standardtherapie um 35 Prozent senken. Eine Zahl, die alle überraschte und Novartis zu einem der großen Gewinner des diesjährigen ASCO Meetings machte.

Doch Novartis hatte noch mehr zu bieten, der Schweizer Großkonzern, der in letzter Zeit häufig durch eine Reihe interessanter Zukäufe in den Schlagzeilen zu finden war, konnte auch mit seinem neuen Präparat gegen Nierenkrebs punkten. Das Präparat mit dem wissenschaftlichen Namen RAD001 konnte das Tumorwachstum in Patienten, denen Pfizers Sutent nicht helfen konnte, um zwei Monate verzögern. Besonders die Tatsache, dass es als Ersatz für Sutent eingesetzt werden könnte, macht den Wirkstoff interessant. Von allen Konkurrenzpräparaten, wie Nexavar von Onyx/Bayer und Torisel von Wyeth, besitzt Sutent nämlich den Löwenanteil bei der Behandlung von Nierenkrebs. Im Vergleich mit vielen Biotech-Unternehmen und angesichts der Stärke des Unternehmens im Krebssektor, Novartis hat 13 neue Wirkstoffe in der Pipeline und will eigenen Angaben zufolge hinter Genentech schon bald Platz zwei bei den onkologischen Umsätzen einnehmen, ist der Aktienkurs noch als moderat einzustufen.

Wenn es um die Behandlung von Krebs geht, dann darf eine Name nicht fehlen, Genentech (DNA). Genentech ist nicht nur das umsatzstärkste Unternehmen, wenn es um den Verkauf von Krebsmedikamenten geht, es ist auch einer der Gewinner des diesjährigen ASCO Treffens. Genentechs Avastin hat bei der Indikation Lungenkrebs mit Erbitux zwar die Konkurrenz von ImClone im Nacken, doch gemäß unseren obigen Ausführungen ist der Markt bei dieser Form von Krebs noch immer auf Wachstumskurs. Darüber hinaus konnte sich Avastin nun auch bei der häufigsten Krebsform bei Frauen, dem Mammakarzinom etablieren.

Unter den kleineren Unternehmen fielen uns besonders Infinity Pharmaceuticals (Nasdaq: INFI), Exelixis (Nasdaq: EXEL), und Avant Immunotherapeutics (Nasdaq: AVAN) positiv auf. Bei Infinity gefiel uns, dass das Unternehmen mit seinem Wirkstoffkandidaten IPI-504, eine Co-Produktion mit der britischen AstraZeneca, direkt von Phase I in Phase III sprang. Die aktuellen Daten, so das Unternehmen auf dem ASCO Treffen, wären eindeutig, so dass man eine beschleunigte Zulassung im Auge habe. Wenn sich diese Daten bestätigen, dann könnte das Präparat schon bald bei Patienten mit Magenkrebs zum Einsatz kommen, bei denen sich Gleevec (Novartis) und Sutent (Pfizer) als nicht mehr wirksam erweisen. Dabei handelt es sich zwar um einen relativ kleinen Markt, doch für das kleine Unternehmen wäre dies ein Riesenerfolg, den die Aktionäre zu würdigen wüssten. Die Daten brachten dem Unternehmen bereits einen stattlichen Kursgewinn von fast 11 Prozent.

Auch Exelixis meldete, mit seinem Krebskandidaten XL184 gegen medullären Schilddrüsenkrebs die Phase II der klinischen Prüfung zu überspringen. Für Exelixis wird dies der erste Wirkstoff sein, dem der Sprung in die finale Phase der klinischen Entwicklung geglückt ist. Die ersten Ergebnisse mit XL184 sind wirklich harausragend, bei 50 Prozent der Patienten kam es zu einem signifikanten Rückgang des Tumorwachstums. Ein Spitzenergebnis, auch wenn es sich bei der Indikation, wie im Falle von Infinity, um eine eher seltene Tumorspezies handelt.

Mit Avant Immunotherapeutics wenden wir uns einem weiteren ASCO Gewinner zu. Das Unternehmen entwickelt gemeinsam mit Pfizer einen so genannten Krebsimpfstoff, eine Immuntherapie gegen Gehirntumore. Die Impfung zielt dabei auf ein genetisch verändertes Protein, welches so nur in Krebszellen des Gehirns vorkommt, wodurch es sich um eine sehr selektive und nebenwirkungsarme Therapieoption handeln dürfte. Die ersten Ergebnisse einer Phase II Studie sprechen für das Produkt, in Patienten mit einem Glioblastom, einer speziellen Form des Hirntumors, konnte CDX-110 das Überleben auf 33 Monate ausdehnen. Die Studienteilnehmer lebten damit unter Therapie zweimal länger als die normale Überlebensdauer bei dieser Tumorart. Dass das Papier des Unternehmens nach diesen Ergebnissen einen Kurssprung von 36 Prozent machte ist nachvollziehbar, schließlich zählt das Glioblastom zu einem der aggressivsten Tumore.

Ein weiterer ASCO Gewinner war in diesem Jahr Celgene (Nasdaq: CELG), das mit starken Revlimid Daten aufwarten konnte. Neben dem Multiplen Myelom, für das Revlimid zur Standardmedikation werden könnte, dürfte das Medikament schon bald eine bedeutende Rolle bei der Behandlung des non-Hodgkin Lymphoms spielen. Die dazu präsentierten Daten lassen zumindest auf ein solches Szenario schließen, denn 29% der in einer Phase II Studie behandelten Patienten sprachen auf Revlimid sehr gut an, bei weiteren 19% kam es zumindest zu keinem weiteren Fortschreiten der Krankheit. Beim Mantelzell-Lymphom lag die Ansprechrate sogar bei 36%, was über der Ansprechrate von 31% des Millennium Wirkstoffes Velcade liegt. Die FDA-Zulassung erhielt Velcade auf Grund eines Phase II Versuches, der eine 31%ige Ansprechrate beim Mantelzell-Lypmphom zeigte. Obwohl das non-Hodgkin Lymphom nicht gerade eine Massenindikation ist, dürfte der jährliche Umsatzpeak in Anbetracht dieser guten Studienergebnisse zwischen $500 und $700 Millionen Dollar liegen. Erste Phase III Studien sollen noch in diesem Jahr starten.

Angesichts der Tatsache, dass ein effektiver Wirkstoff gegen das Melanom, den bösartigsten aller Hauttumore, bis dato nicht existiert und Medarex mit seinem Kandidaten kürzlich Probleme vermelden musste, sind Syntas (Nadaq: SNTA) ASCO Daten als sehr positiv zu werten. Das kleine Unternehmen hatte mit seinem experimentellen Wirkstoff Elesclomol positive Daten einer randomisierten Phase II Studie präsentiert. Anfang 2009 könnte sich auch der Kurs des Unternehmens wieder bewegen, denn dann werden erste Daten einer laufenden Phase III Studie erwartet. Möglicherweise zählt Synta Pharmaceuticals auch schon bald zu den möglichen Übernahmekandidaten, denn im Falle positiver Phase III Daten wäre ein entsprechender Deal mit GlaxoSmithKline, das bereits einen Kooperationsvertrag mit dem Unternehmen hat, nicht abwegig.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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