Kommentar
15:00 Uhr, 15.02.2008

Biosprit als Alternative zu fossilen Energieträgern (Teil 2/2)

Erwähnte Instrumente

  • Mais
    ISIN: XC000A0AEZE1Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (ARIVA Indikation)

Biosprit – die nächste Generation im Anmarsch

Gegenwärtig dominieren die Biokraftstoffe der ersten Generation die weltweiten Absatzmärkte im Bereich umweltfreundlichen Tankens. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Bio-Ethanol aus Getreide oder Zucker sowie um Biodiesel aus unterschiedlichen Pflanzenölen. Biokraftstoff der ersten Generation weist mehrere Nachteile auf. Zum einen dient der Basis-Rohstoff auch als Nahrungsmittel. Sein verstärkter energetischer Einsatz führt zu einer Verteuerung von Lebensmitteln und wirkt sich insbesondere in armen Ländern negativ aus. Außerdem liegt die Einsparung an CO2 bei Biokraftstoff der ersten Generation bei ungefähr 50 Prozent, wenngleich bei hohem Primärenergieeinsatz auch schlechtere Ergebnisse möglich sind.

Biokraftstoffe der zweiten Generation basieren nicht nur auf der Pflanzenfrucht, sondern erlauben die Verwendung der ganzen Pflanze. Dadurch verbessert sich die Nachhaltigkeit deutlich und es wird eine CO2-Einsparung von rund 90 Prozent möglich. Zu dieser neuen Generation von Biokraftstoff zählen beispielsweise Zellulose-Ethanol oder synthetischer Biodiesel. Der Charme dieser Hoffnungsträger liegt vor allem darin, dass durch deren Produktion niemand um lebensnotwendige Nahrungsmittel gebracht wird, sondern möglicherweise Müll oder Algen in Zukunft in den Tanks unserer Autos landen könnten.

In die Zukunft des Biokraftstoffs investieren

Während in Europa, insbesondere in Deutschland, vorwiegend Biodiesel zum Einsatz kommt, setzt der Rest der Welt, allen voran Brasilien und die USA, auf Bio-Ethanol. Im Jahr 2005 übertraf die globale Produktion von Bio-Ethanol die hergestellte Menge an Biodiesel ungefähr um den Faktor sieben. Doch beim Wachstum hatte Biodiesel eindeutig die Nase vorn. Von 2000 bis 2005 erzielte Biodiesel einen Anstieg um 295 Prozent, Bio-Ethanol verzeichnete während desselben Zeitraums hingegen ein Plus von „lediglich“ 95 Prozent (siehe Grafik). Da beide Arten von Biosprit auf lange Sicht nicht in der Lage sein werden, herkömmlichen Benzin- bzw. Dieselkraftstoff vollständig zu substituieren, stellen beide Alternativen eine Chance zur Senkung der CO2-Emissionen im Transportsektor dar.

Wer davon ausgeht, dass Biokraftstoffe angesichts des fortschreitenden Klimawandels weltweit an Bedeutung gewinnen werden, kann zwei unterschiedliche Strategien verfolgen. Einerseits kann man auf Aktien dieser Branche setzen und andererseits auf einen Preisanstieg der zu Grunde liegenden Rohstoffe spekulieren. Beide Formen des Investments haben durchaus ihren Reiz, aber zugleich einige Besonderheiten, die es zu beachten gilt. So wirkt sich zum Beispiel ein starker Anstieg der Agrarpreise bei den Produzenten von Biokraftstoff auf Grund steigender Herstellungskosten negativ auf die Gewinnmargen aus. Ein fallender Ölpreis kann dagegen die Wettbewerbsfähigkeit der Biokraftstoffunternehmen beeinträchtigen, muss sich aber nicht zwangsläufig auf das Preisniveau der Agrarrohstoffe auswirken, die zur Produktion von Biosprit benötigt werden.

Globales Problem erfordert globale Investments

Um das Kursrisiko zu reduzieren, bieten sich bei Aktien-Investments mit „Biosprit-Touch“ Open-End-Zertifkate auf entsprechend konzipierte Indizes an. Durch die unbegrenzte Laufzeit kann eine temporäre Kursschwäche möglicherweise ausgesessen und mit dem Kauf nur eines Wertpapiers zugleich auf mehrere Unternehmen der Branche gesetzt werden. Da die Branche in hohem Maße von Subventionen und Gesetzen abhängt, sollten Anleger ihr Risiko möglichst auf mehrere Länder verteilen.

Die Deutsche Bank hat ein Open-End-Zertifikat auf den S-BOX Global Biofuel Index im Angebot. Dieser ist als Performanceindex konzipiert und berücksichtigt somit die ausgezahlten Dividenden der jeweiligen Unternehmen. Bei der jüngsten Indexanpassung im Dezember waren von den 12 Aktien 8 an US-Börsen notiert. Mit einem Anteil von 14,75 Prozent wiegt der US-Wert VeraSun Energy von allen Titeln am schwersten. Insgesamt kommen die US-Aktien auf ein Gesamtgewicht von rund 71 Prozent. Das britische Unternehmen D1 Oils sowie drei deutsche Branchenvertreter repräsentieren die restlichen 29 Prozent. Mit 10,99 Prozent nimmt die Südzucker-Tochter CropEnergies Platz 2 unter den Indexschwergewichten ein. Mit 12 Indexmitgliedern verfügt der S-BOX-Index gegenüber dem ähnlich konzipierten Konkurrenzprodukt aus dem Hause ABN AMRO über ein deutlich höheres Maß an Diversifikation.

Zertifikate-Investments in Biokraftstoff-Unternehmen

Index Emittent Anzahl WKN Laufzeit Überprüfung / Gebühr Kurs
UBS Diapason UBS 10 UB0FUE unbegrenzt halbj. / monatl. 1,5 % 96,68 €
Biofuels Index ABN 7 ABN7B3 unbegrenzt jährl. / monatl. 1,2 % 91,58 €
Sämtliche Indizes beziehen sich auf Rohstoff-Futures, die monatlich gerollt werden; Stand: 28.01.2008

Mit Rohstoff-Futures auf die Biosprit-Zukunft setzen

Indizes, die sich auf die Rohstoffe der Biokraftstoffbranche beziehen, bieten ebenfalls die Chance, vom Boom dieses Sektors zu profitieren. Die Idee: Weil immer mehr Getreide, Mais, Zucker, Sojabohnen, Raps usw. zur Produktion von Bio-Ethanol oder Biodiesel benötigt wird, könnte der dadurch bedingte Anstieg der Nachfrage, gepaart mit dem wachsenden Bedarf der Nahrungsmittelbranche im Zuge des Weltbevölkerungswachstums, zu einem Preisanstieg der jeweiligen Agrarprodukte führen. Zugleich besteht die Gefahr, dass der fortschreitende Klimawandel den bereits heute zu beobachtenden Rückgang von Ackerflächen forciert und Wetterextreme wie Stürme, Überschwemmungen und Trockenheiten die weltweiten Ernteerträge belasten könnten.
Weil solche Rohstoffinvestments nur über Futures möglich sind, sollten sich Anleger jedoch über deren Besonderheiten im Klaren sein. Bei Open-End-Index-Zertifikaten, denen Futures zu Grund liegen, müssen die jeweiligen Kontrakte in regelmäßigen Abständen in einen Kontrakt mit längerer Laufzeit „gerollt“ werden. Dabei können durch die Anpassung des Bezugsverhältnisses beim Zertifikat Rollverluste (Contango-Phase) oder auch Rollerträge (Backwardation-Phase) anfallen. Das heißt: Rohstoff-Zertifikate mit unbegrenzter Laufzeit bilden die zu Grunde liegende Performance der Rohstoffe in der Regel nicht 1:1 nach.
Das Open-End-Biofuels-Index-Zertifikat der ABN AMRO bezieht sich auf sieben Rohstoff-Futures, die für den Biokraftstoffsektor besonders wichtig sind. Ihre Gewichtung orientiert sich an ihrer relativen Bedeutung bei der Produktion von Bio-Ethanol bzw. Biodiesel, wobei die Liquidität der Futures ebenfalls berücksichtigt wird. Einmal pro Jahr erfolgt eine Festlegung der Einzelgewichte, die im monatlichen Rhythmus auf diese ursprünglichen Werte wieder angepasst werden.

Zertifikate-Investments in Biokraftstoff-Rohstoffe
Index Emittent Anzahl WKN Laufzeit Überprüfung / Gebühr Kurs
UBS Diapason UBS 10 UB0FUE unbegrenzt halbj. / monatl. 1,5 % 96,68 €
Biofuels Index ABN 7 ABN7B3 unbegrenzt jährl. / monatl. 1,2 % 91,58 €
Sämtliche Indizes beziehen sich auf Rohstoff-Futures, die monatlich gerollt werden; Stand: 28.01.2008

Quelle: Godmode Klimawandel-Spezial
Kostenloser Download des Godmode Klimawandel-Spezials auf [Link "www.godmode-trader.de/downloads" auf www.godmode-trader.de/... nicht mehr verfügbar]

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

Mehr über Jochen Stanzl
Mehr Experten