Kommentar
08:38 Uhr, 07.10.2004

BioPharma−Branche bewegt sich seitwärts

In den vergangenen Monaten bewegten sich die Aktien der BioPharma-Branche unter kräftigen Schwankungen seitwärts. Grund hierfür war die insgesamt gemischte Datenlage. Neben der aktuellen politischen Konstellation in den USA wirkten sich höchst unerfreuliche Meldungen einiger weniger Unternehmen wie Merck & Co. und AstraZeneca auf den gesamten Sektor ungünstig aus.

Wichtige die Branche betreffende Neuigkeiten kamen wieder einmal aus den USA. Besondere Belastungsfaktoren waren die Ungewissheit über Arzneimittel-Reimporte aus Kanada sowie die möglichen negativen Auswirkungen der Medicare-Gesundheitsreform. Bekanntermaßen ist die jetzige Regierung der heimischen Pharmaindustrie wohl gesonnen, während sich der demokratische Herausforderer John Kerry für Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen ausspricht. Da sich das Gesundheitssystem bestens als Wahlkampfthema eignet, dürfte es auch in den kommenden Monaten weiter für Zündstoff sorgen. In den USA sind Medikamente bislang rund drei- bis fünfmal so teuer wie in Europa oder Kanada. Aus diesem Grund ist es nicht abwegig, dass zukünftige Regierungen dieser sehr pharmafreundlichen Preisgebungspraxis eines Tages einen Riegel vorschieben werden. Als möglicher Ansatz zur Kostenreduktion im US-Gesundheitswesen wird deshalb zur Zeit der Reimport von Arzneimitteln aus Kanada diskutiert. Dies wäre in der Praxis jedoch nur sehr schwer realisierbar, da der dortige Markt verhältnismäßig klein ist. Ein Nachfragesog aus den USA wäre für das Land kaum zu verkraften. Auch die kanadische Regierung steht den Reimporten ablehnend gegenüber. Sie befürchtet, dass die Pharmagesellschaften die Preise in Kanada erhöhen könnten, um die Einnahmeausfälle in den USA auszugleichen.

Erst Ende letzter Woche wurde die Pharmabranche von einer Nachricht des US-Konzerns Merck & Co. erschüttert. Völlig überraschend nahm die Gesellschaft ihr Schmerzmedikament für Rheumapatienten namens Vioxx vom Markt. Eine medizinische Studie hat ergeben, dass das Produkt zu einer erheblichen Steigerung des Schlaganfall- und Herzinfarkt-Risikos führt, wenn man es länger als zwei Jahre einnimmt. Bisher nahm das Unternehmen mit Vioxx pro Jahr etwa 2,5 Mrd. Dollar ein, was rund zehn Prozent des gesamten Konzerumsatzes entspricht. Aufgrund dieses Vorfalls musste Merck & Co. die Gewinnerwartung für das laufende Jahr von 3,20 auf 2,60 Dollar je Aktie reduzieren. Viele Investoren befürchten nun, dass zahlreiche Patienten den Konzern verklagen werden, was zu horrenden Schadensersatzzahlungen führen könnte. Dementsprechend heftig war die Reaktion der Börse, sodass der Aktienkurs innerhalb eines einzigen Tages um 27 Prozent einbrach.

Von den Problemen, die Merck & Co. zur Zeit heimsuchen, könnte Pfizer letztendlich profitieren, da das Unternehmen ein Medikament mit ähnlicher Wirkung auf dem Markt hat und viele Patienten folglich auf dieses umsteigen werden besonders, da bei diesem Wirkstoff bislang keine Gesundheitsrisiken bekannt wurden. Dagegen sind dies schlechte Neuigkeiten für Novartis. Die Schweizer haben ein ähnliches Produkt wie Vioxx in der Entwicklung und es ist zu befürchten, dass die amerikanische Zulassungsbehörde FDA möglicherweise einen zwei- bis dreijährigen Testzeitraum verlangt, bis sie eine Zulassung erteilt. Bisher hatte sie sich immer mit Zwölfmonatsdaten zufrieden gegeben, doch angesichts der Neueinschätzung der Risiken wird sie in Zukunft sicherlich strenger verfahren.

Die britische AstraZeneca musste vor der FDA ebenfalls einen herben Rückschlag einstecken. Das neue Medikament Exantha sollte zur Verlangsamung der Blutgerinnung und damit unter anderem zur Vermeidung von Schlaganfällen eingesetzt werden. Doch leider hat sich herausgestellt, dass es auch tödliche Leberschädigungen hervorrufen kann, sodass die Zulassung schließlich verweigert wurde. Dabei waren fast alle Analysten fest von einer Markteinführung ausgegangen und hatten das Umsatzpotenzial des Wirkstoffs bereits auf 1 bis 2 Milliarden britische Pfund geschätzt. Der UniSector: BioPharma A hielt bereits seit einiger Zeit eine Untergewichtung in AstraZeneca, sodass der Fonds nur in geringem Maße von den negativen Unternehmensmeldungen betroffen war.

Neben den oben erwähnten negativen Nachrichten wurde aber auch über zahlreiche erfeuliche Entwicklungen berichtet.

Vor kurzem hat Sanofi-Synthélabo auf einem Kardiologenkongress in München positive Testdaten zu Rimonobant vorgestellt. Hierbei handelt es sich um ein neues Medikament zur Gewichtsreduktion, das sich bereits in Phase III des Zulassungsverfahrens befindet. In den klinischen Studien verlieren die Patienten durchschnittlich zehn Prozent ihres Gewichts. Einige Analysten trauen dem Mittel bereits großes Blockbuster-Potenzial zu. Manche Marktteilnehmer sind sogar der Meinung, dass der erwartete Erfolg von Rimonobant der eigentliche Beweggrund für die jüngst erfolgte Fusion zwischen den beiden französischen Pharmakonzernen ist, da Aventis in den USA ein recht schlagkräftiges Vertriebsnetz besitzt. Hiervon könnte auch Sanofi-Synthélabo profitieren, da Amerika der weltweit größte Markt für Schlankheitsmittel ist.

Die Aktie von Schering konnte seit Jahresanfang um rund 24 Prozent zulegen. Die Berliner haben mit PTK einen neuen Blutgefäßwachstumshemmer entwickelt, der sich zur Zeit in der Endphase der klinischen Entwicklung befindet. Das Medikament, das zusammen mit Novartis entwickelt wurde, wirkt gegen Darmkrebs. Mit Avastin von Genentech ist bereits ein ähnliches Mittel auf dem Markt, für das Analysten ein Erlöspotenzial von mehr als 2 Milliarden Euro prognostizieren. Vergleichbare Umsatzgrößen könnte PTK im Falle einer erfolgreichen Entwicklung ebenfalls erreichen. PTK hemmt das Wachstum der Blutgefäße, wodurch es die Bildung von Krebszellen und die Metastasierung von Tumoren blockiert.

Fresenius, unser zweiter Favorit im BioPharma-Bereich, gewann seit Beginn des laufenden Jahres etwa 20 Prozent an Wert. Die Tochtergesellschaft Fresenius Medical Care profitiert von der Umstellung ihrer Dialysepatienten auf Einmalfilter, die vom Markt sehr gut angenommen wurden. Das Unternehmen hat kürzlich seine Gewinnerwartungen für 2004 nach oben angepasst. Der Schuldenabbau geht zügig voran, sodass in den kommenden 1 bis 2 Jahren ein Kreditrating mit Investment Grade angestrebt wird. Hierdurch könnten die Zinsbelastungen weiter zurückgeführt werden.

Unser dritter Top Pick ist Celesio. Der Pharmagroßhändler erzielte in den letzten neun Monaten einen Kursanstieg von 43 Prozent, da er von der Gesundheitsreform in Deutschland profitieren konnte. Durch eine geschickte Akquisitionspolitik wurden zudem ein relativ konstantes Wachstum und eine erhebliche Margenverbesserung erreicht.

Altana hat kürzlich die Zulassung für Ciclesonide in Europa erhalten, einem neuen Cortisonspray gegen Asthma. Doch zeigen sich einige Analysten besorgt darüber, dass die höchste Dosierung des Mittels nicht zugelassen wurde und sich hierdurch die Wettbewerbsposition von Altana verschlechtern könnte.

Alles in Allem hat sich die Anlagestrategie des UniSector: BioPharma A bewährt. Nach einem schwachen Start hat der Fonds insbesondere im letzten halben Jahr gegenüber der Konkurrenz wieder aufgeholt. Das Portfolio Management vermeidet Anlagen in Unternehmen, deren Patente bald auslaufen. Dagegen setzt es auf Firmen mit innovativen Produkten wie z.B. Schering, aber auch auf Gesellschaften, die aufgrund einer strukturellen Veränderung ihres Marktes eine hervorragende strategische Positionierung besitzen, wie dies z.B. Fresenius Medical Care mit der Umstellung auf Einmalfilter demonstriert hat.

Bei ausgewählten Titeln bestehen weiterhin Kurschancen: Nach unserer Ansicht bietet die Pharma- und Biotech-Branche langfristig ein überdurchschnittliches Kurs-potenzial. Hierfür sprechen mehrere Gründe: So dürfte die in den westlichen Industriestaaten fortschreitende Alterung der Gesellschaft zu einer zunehmenden Nachfrage nach Medikamenten und gesundheitsfördernden Produkten führen. Die Pharma- und Biotech-Industrie verfügt obendrein über ein hohes Innovationspotenzial. Gegenwärtig befinden sich zahlreiche neue Medikamente in der Pipeline. Zudem sind Pharma- und Biotech-Aktien immer noch günstig bewertet. Wir bevorzugen eindeutig Gesellschaften mit einem hohen Forschungsanteil, da diese in der Regel ein hohes Zukunftspotenzial besitzen.

Anlagestrategie und Dispositionen:

In letzter Zeit kam es beim UniSector: BioPharma A zu mehreren ausgewählten Transaktionen. So wurde eine neue Position in dem Bio-Pharma-Wert Celgene aufgebaut. Das Unternehmen hat ein viel versprechendes Krebsmedikament in der Pipeline.

Das Fondsmanagement tätigte Positionsaufstockungen bei Schering. Der Berliner Pharmakonzern hat gemeinsam mit Novartis ein Darmkrebsmedikament entwickelt, das sich gegenwärtig in Phase III des Zulassungsverfahrens befindet und gute Chancen auf eine baldige Marktzulassung hat. Das Mittel hat das Potenzial, in recht kurzer Zeit zwischen 1 und 2 Mrd. Dollar Umsatz zu generieren. Wir sind zudem positiv für Schering gestimmt, da das Unternehmen ein umfangreiches Restrukturierungs-programm angekündigt hat. Bislang erzielt es lediglich eine operative Marge von 14 Prozent, womit es innerhalb des Pharma-Bereichs das Schlusslicht darstellt. Im Branchendurchschnitt sind Werte um 25 Prozent üblich. Hieraus wird ersichtlich, dass noch ein beachtliches Einsparpotenzial vorhanden ist. Bis 2006 will Schering die Marge auf 18 Prozent steigern. Die bislang eingeleiteten Schritte sind viel versprechend.

Darüber hinaus erfolgten Zukäufe bei Rhön-Klinikum. Der Titel ist auf Basis des Kurs-Gewinn-Verhältnisses günstig bewertet und verfügt nach unserer Ansicht über ein solides, langfristiges Wachstumspotenzial. Da der deutsche Krankenhausmarkt zur Zeit noch sehr fragmentiert ist, kann Rhön Klinikum hier Zukäufe zu attraktiven Preisen tätigen. Das Unternehmen wächst mit Hilfe von Akquisitionen, indem es die Effizienz der erworbenen Krankenhäuser deutlich steigern kann. Erst kürzlich hat Rhön Klinikum wieder zwei Kliniken übernommen.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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