BGA sieht Großhandel vor "handfester Rezession"
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BGA sieht Großhandel vor "handfester Rezession"
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones) - Der deutsche Großhandel steht nach Angaben seines Branchenverbandes BGA vor einer "handfesten Rezession". Der BGA-Großhandelsindikator deute auf einen weiteren kräftigen Absturz der wirtschaftlichen Stimmung im Großhandel hin. Er habe von 77,6 Punkten um 8,2 Punkte auf 69,4 Punkte nachgegeben. "Der Großhandel startet mit einer erdrückenden Hypothek in das Jahr 2024: Die Stimmung ist im Keller", sagte BGA-Präsident Dirk Jandura. Der Verband erwarte für den Großhandel, dass der Umsatz 2024 um rund 2 Prozent nominal und rund 1 Prozent real unter 2023 liegen werde. "Damit steuern wir auf eine handfeste Rezession zu. "Ohne politisches Umsteuern erwarten wir für die Gesamtwirtschaft bestenfalls eine Stagnation um plus/minus 0,1 Prozent."
Die Stimmung sei auf einem der schlechtesten Werte der letzten 25 Jahre und somit wieder auf Corona-Niveau angekommen, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). Zudem belaste das wirtschaftspolitische Agieren der Bundesregierung die Unternehmen massiv. Die Ergebnisse der aktuellen Unternehmensumfrage zur wirtschaftlichen Lage seien "alarmierend", warnte er. "Während andere Volkswirtschaften sich bereits erholt haben, steckt Deutschland in einer konjunkturellen Sackgasse fest."
Die BGA-Umfrage zeige deutlich, dass Deutschland im internationalen Vergleich schon seit längerem unattraktiv sei. 55 Prozent der Unternehmen stellten dem Standort Deutschland ein schlechtes oder sehr schlechtes Zeugnis aus. Die Unternehmen erwarteten ein Umsteuern vor allem im Bereich Bürokratie und Kostenentlastung, 90 Prozent gäben dies an. "Es braucht eine 180-Grad-Wende", forderte Jandura. "Wir müssen endlich Vorschriften ersatzlos streichen. Es muss in die entgegengesetzte Richtung gehen, weniger Bürokratie, weniger Formulare, weniger Berichts- und Kontrollpflichten." So wäre eine Vereinfachung bei den Aufzeichnungspflichten von Sachzuwendungen an Geschäftskunden und die Streichung der Kfz-Altteilbesteuerung einfach umzusetzen.
Laut der BGA-Umfrage würden 23 Prozent der Großhändler von sich aus mehr investieren, sie sähen sich allerdings vom wirtschaftlichen Umfeld ausgebremst. "Verpackungsverordnung und die Vielzahl an Nachweis-, Informations- und Kontrollpflichten insgesamt binden die Kräfte in den Unternehmen und treiben die Kosten. All das wird immer mehr als Gängelei, denn als Konkurrenzvorteil empfunden", so Jandura. Die Unternehmen des Großhandels wollten nichts weiter, als ihren Job machen zu dürfen. Nötig seien "klare Signale und nicht noch mehr Umverteilung über das Steuersystem. Deswegen plädierten 49 Prozent der Großhandelsunternehmen für eine grundlegende Unternehmenssteuerrefrom, die die Belastungen auf das internationale Niveau von 25 Prozent senke.
Kontakt zum Autor: andreas.kissler@wsj.com
DJG/ank/apo
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