Kommentar
14:00 Uhr, 12.10.2009

„Besicherte“ kommen in die Jahre – aber die nächste Tranche wartet bereits

Erwähnte Instrumente

  • Besichertes Discountzertifik
    Aktueller Kursstand:  
  • Besichertes Capped Bonus-Zer
    Aktueller Kursstand:  

Erst vor ein paar Tagen jährte sich der für den Zertifikatemarkt besonders tragische Fall Lehman Brothers, dessen Insolvenz im September 2008 der Finanzkrise erst so richtig ihren Stempel aufdrückte. Kein Wunder, dass die Medien dieses zweifelhafte Jubiläum mit diversen Sonderberichterstattungen gerne aufgriffen und die weitreichende Banken-Pleite damit wieder ganz frisch ins Bewusstsein der Anleger rückten. Dass dies allerdings für viele gar keines neuen Anstoßes bedurfte und das Ganze noch lange nicht ausgestanden ist, zeigt die jüngste Aufforderung diverser Finanzinstitute an ihre „lehman-geschädigten“ Kunden, die Ansprüche zumindest pro forma beim zuständigen US-Insolvenzgericht noch pünktlich einzureichen, um sich später nicht auch dafür noch Vorwürfe machen zu müssen - Ausgang dabei allerdings ungewiss.

So schlimm das Aus von Lehman für die direkt davon Betroffenen auch war bzw. noch sein wird, so drastisch brachte es auch das Zertifikaten anhaftende und in früheren Zeiten kaum beachtete Emittentenrisiko mit einem Schlag auf die Tagesordnung. Die Konsequenz daraus war schnell gezogen und die Lösung mit einer „Besicherung“ für einzelne Papiere zunächst von der DWS GO, später auch von der Commerzbank und als kaum noch einer davon sprach auch noch von Morgan Stanley umgesetzt. Allerdings sprangen viele Emittenten auf diesen Zug gar nicht erst auf, da die neuen Zertifikate ohne Emittentenrisiko von den Konditionen her nicht ganz mit den unbesicherten Produkten mithalten konnten und die dafür notwendige Prozedur zudem noch einen hohen Aufwand erforderte. Außerdem wich die Angst vor weiteren Banken-Pleiten zusehends. So blieben die neuen Sicherheits-Zertifikate bislang nur ein Nischen-Produkt. Wie wenig sich an dieser Situation geändert hat, zeigt allein die Tatsache, dass es die kürzlich neu von der Commerzbank emittierte Tranche in deren monatlich erscheinenden Zertifikate-Broschüre gerade einmal zu einer Art Randnotiz auf Seite 21 schaffte. Ganz anders sah dies noch im Winter vergangenen Jahres aus, als derartig gesicherte Papiere noch als Topstory die Titelseite zierten.

Wie schon bei den ersten Produkten, muss auch bei den insgesamt 14 neuen der Wert der ausstehenden Zertifikate auf täglicher Basis mit EZB-fähigen Wertpapieren bei der als Treuhänder bestellten Clearstream Banking AG hinterlegt werden, wobei es sogar zu einer Übersicherung von fünf Prozent kommt. Die entstehenden Zusatzkosten werden von der Commerzbank derzeit auf rund 50 Basispunkte beziffert, wobei neben Clearstream-Gebühren auch Leihekosten für die Bereitstellung der Wertpapiere anfallen. Da Zertifikate, bei denen das Emittentenrisiko zusätzlich abgesichert wird, natürlich auch die eigentliche Ausstattung über einen gewissen Schutz verfügen sollte, handelt es sich bei der neuen Tranche um Discounter, sowie klassische und gecappte Bonus-Papiere auf den DAX und den Euro STOXX 50. Die Laufzeiten variieren hier zwischen 15 und 21 Monaten. Beispielsweise könnten Investoren mit einem bis Juni 2011 laufenden Capped-Bonus-Papier auf den Deutschen Leitindex mit einer Barriere bei 3.500 Punkten eine Seitwärtsrendite von 13,64 Prozent bzw. 7,84 Prozent p.a. erzielen. Der Puffer beträgt dabei fast 40 Prozent. Ein besicherter Discounter auf den gleichen Index mit Fälligkeit im Dezember 2010 und einer Basis bei 5.300 Zählern liefert immerhin eine Maximalrendite von 9,17 bzw. 7,62 Prozent p.a. und das mit einem Abschlag von aktuell 16,20 Prozent.

Der BörseGo Tipp:
Natürlich kommen auch die wenigen Zertifikate ohne Emittentenrisiko „in die Jahre“ und müssen adäquat ersetzt werden, um auch besonders skeptischen Investoren weiterhin das geeignete Anlagevehikel zu liefern. Auch wenn sich die Bedeutung der „Besicherten“ in den vergangenen Monaten nicht gerade erhöht hat, zeigt dies zumindest, dass dieses im Falle neuerlicher Banken-Pleiten sicherlich schnell wieder hochkochende Thema von Emittentenseite weitergespielt wird.

DAX 3.500/6.350 Bonus-Zertifikat mit Cap
Emittent/WKN: Commerzbank / CM0JN9
Laufzeit: 23.06.2011
Preis: (12.10.2009) Geld / Brief: 55,82 € / 55,87 €
DAX 5.300 Discount-Zertifikat
Emittent/WKN: Commerzbank / CM0JN4
Laufzeit: 23.12.2010
Preis: (12.10.2009) Geld / Brief: 48,55 € / 48,56 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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