Kommentar
13:23 Uhr, 05.04.2016

US-Berichtssaison beginnt: Was können Anleger erwarten?

Schon vor Beginn der US-Quartalssaison kommende Woche Montag steht fest: Anleger müssen sich auf richtig schlechte Zahlen gefasst machen.

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Am 11.4. beginnt die Berichtssaison wie üblich mit den Zahlen von Alcoa, gefolgt von den Ergebnissen der großen Banken wie J.P. Morgan oder Bank of America. Es sind jedoch nicht diese Zahlen, vor denen Anleger am meisten Angst haben müssen. Jeder weiß, dass die Rohstoffpreise niedrig sind und die Nachfrage nach Produkten wie Aluminium gering ist. Anleger erwarten von Alcoa schwache Zahlen.

Das Rohstoffthema wird sich auch in den Bankbilanzen niederschlagen. Banken beginnen für faule Kredite aus dem Rohstoffsektor Rückstellungen zu bilden. Diese Rückstellungen vermindern den Gewinn. Auch hier sind also keine überschwänglichen Quartalszahlen zu erwarten.

Worauf Anleger am meisten achten werden, das sind die Zahlen von Unternehmen aus Sektoren, die nicht unter Sonderfaktoren leiden. Dazu gehören insbesondere Dienstleistungs-, Handels- und Internetunternehmen. Der nach wie vor robuste US-Arbeitsmarkt sollte sich in guten Zahlen für den Einzelhandel widerspiegeln. Dienstleistungsunternehmen wiederum sind weniger direkt vom starken Dollar betroffen, sodass man auch hier Wachstum erwartet.

Die Erwartungen für den Gesamtmarkt sind nicht gut. Grafik 1 zeigt die Entwicklung des Dow Jones sowie die Gewinne je Aktie seit 1913. In der langen Zeitreihe ist der enge Zusammenhang von Gewinn je Aktie und Dow Jones klar zu erkennen. Seit einem Jahr laufen die beiden Zeitreihen nun nicht mehr parallel. In der Vergangenheit war das oft ein Zeichen für fallende Aktienkurse.

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Ausnahmen zu der Regel, dass sinkende Gewinne auch zu sinkenden Kursen führen, gab es immer wieder. Die Anzahl dieser Ausnahmen liegt jedoch im sehr niedrigen einstelligen Bereich. Zuletzt kamen Aktien während der Rezession Anfang der 90er Jahre unbescholten davon. Es ist also sehr selten, dass sich Kurse von der Gewinnentwicklung absetzen können.

Der aktuelle Gewinnrückgang ist keine Lappalie. Selbst in der einhundertjährigen Historie ist der Rückgang gut zu erkennen und wirkt signifikant. Die Bedeutung ergibt sich vor allem auch dadurch, dass der Rückgang der Gewinne mit dem ersten Quartal 2016 an die 15 % von den Hochs betragen wird. Einen so starken Gewinnrückgang ohne Rezession gab es bisher noch nie. Als wäre das nicht schon außergewöhnlich genug, verschärft sich die Sache noch, wenn man bedenkt, dass Unternehmen rekordhohe Summen in Aktienrückkäufe stecken.

Im vergangenen Jahr kauften Unternehmen um geschätzte 570 Mrd. USD eigene Aktien zurück. Durch die Aktienrückkäufe wurde die Anzahl an Aktien im S&P 500 um ca. 2,2 % reduziert. Werden Aktien vom Markt genommen, dann verteilt sich der Gewinn eines Unternehmens auf weniger Anteilsscheine. Die Folge: es bleibt für Aktien mehr Gewinn übrig.

Hätten US-Unternehmen nicht so viel Geld in Aktienrückkäufe gesteckt, dann läge der Rückgang des Gewinns je Aktie heute nicht bei 15 % sondern bei über 17 %. Der S&P 500 oder der Dow Jones stehen heute nur knapp unterhalb ihrer Allzeithochs. Der Gewinn ist im Vergleich zu diesen Allzeithochs jedoch heute deutlich niedriger. Die Überbewertung der Unternehmen prägt sich weiter aus.

Wenn die Kurse steigen, die Gewinne aber fallen, dann ist das keine gute Mischung. Auf Dauer kann das nicht gutgehen, doch wie wird sich diese unmögliche Situation diesmal auflösen? Werden die Märkte deutlich korrigieren (ca. 20 %) oder werden Unternehmen in den kommenden Quartalen ein sehr hohes Gewinnwachstum vorweisen können?

Wenn es nach den meisten Analystenschätzungen geht, dann sollte die Gewinnrezession im ersten Quartal 2016 ihr Tief erreicht haben. Grafik 2 zeigt die Historie des Dow Jones und der Gewinne je Aktie seit 1995. Glaubt man den Vorhersagen, dann werden die Gewinne ab dem zweiten Quartal wieder deutlich steigen und bis Ende 2016 sogar neue Allzeithochs erreichen.

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Ende 2016 sollte der Gewinn je Aktie knapp 10 % über dem Gewinn je Aktie Ende 2015 stehen. Das ist ein großer Sprung nach vorne. Für das Gesamtjahr ist der Gewinnanstieg weniger beeindruckend und dürfte bei 2,5 % liegen. 2017 wird mit einem deutlich höheren Anstieg gerechnet. Dieser könnte zweistellig werden.

Das Wachstum in diesem Jahr wird vor allem von den Sektoren Versorgung (z.B. Elektrizität), Einzelhandel, Gesundheit und Finanzen getragen werden. Weiterhin schrumpfen wird der Rohstoffsektor. Bis Ende des Jahres sollte allerdings auch hier der Turnaround einsetzen.

Das derzeit vorhergesehene zweistellige Wachstum im Jahr 2017 wird von ganz anderen Branchen getrieben. Es wird ein Comeback des Rohstoffsektors erwartet. Die Gewinne sollten sich im Vergleich zu 2016 verdreifachen. Allen anderen Sektoren wird ein Wachstum zwischen 3 und 10 % vorhergesagt.

Die Rally des Aktienmarktes in den letzten Wochen erscheint vielen als übertrieben und fundamental nicht zu begründen. Die Börse handelt jedoch selten das, was gerade ist, sondern das, was erwartet wird. Derzeit wird erwartet, dass die Gewinnrezession mit äußerst schlechten Zahlen in Q1 2016 zu Ende gehen wird.

Marktteilnehmer haben Vertrauen gewonnen, dass sich die Prognosen erfüllen können. Ob dieses Vertrauen auch noch vorhanden ist, wenn die Zahlen veröffentlicht werden, bleibt abzuwarten. Ein Rücksetzer, ausgelöst durch schlechte Zahlen, muss erwartet werden. Zentral wird dann jedoch sein, ob der Markt weiterhin an den Turnaround ab dem zweiten Quartal glaubt. Tut er das, dann sind in diesem Jahr neue Allzeithochs in den USA möglich.

Lars Gottwik

Partner & COO JFD Brokers
JFD Brokers – Just FAIR and DIRECT
www.jfdbrokers.com

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

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