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11:41 Uhr, 08.04.2024

Beirat der Familienbetriebe fordert Investitionen und politische Reformen

Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones) - Der Wissenschaftliche Beirat der Stiftung Familienunternehmen hält zur Stärkung der Wachstumskräfte und Erhaltung von Deutschlands Wohlstand höhere private und öffentliche Investitionen sowie politische Reformen für notwendig. In einer Studie forderten die im Beirat vertretenen Ökonomen und Juristen eine moderne Infrastruktur, gut ausgebildete Arbeitskräfte, angemessene Lohn- und Energiekosten sowie leichten Zugang zu Investitionskapital. Nötig seien außerdem eine Senkung der Unternehmensbesteuerung, die steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung, der Ausbau des Binnenmarktes, die Schaffung einer Kapitalmarktunion sowie der Abschluss von Handels- und Investitionsschutzabkommen. Kritisch sehen sie hingegen staatliche Subventionen, die den globalen Wettbewerb verzerren.

Die 86 Seiten umfassende Studie im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen wurde von den Professoren Clemens Fuest, Udo Di Fabio, Gabriel Felbermayr, Hans-Werner Sinn und Kay Windthorst verfasst.

"Deutschland braucht eine wirtschaftspolitische Strategie zur mittelfristigen Stärkung der Angebotskräfte: Mehr Investitionen in die öffentliche Infrastruktur, Entlastungen von Steuern und Bürokratie für private Investitionen und Reformen im Steuer- und Abgabensystem, damit Erwerbsarbeit sich lohnt, weniger kleinteilige und dirigistische Klima- und Umweltpolitik und nicht zuletzt ein Ausbau des Energieangebots in Deutschland", forderte Ifo-Präsident Fuest.

   Warnung vor künstlicher Wettbewerbsfähigkeit 

Felbermayr, Direktor des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung (WIFO), mahnte, dass das Ziel der Wirtschaftspolitik nicht sein solle, mit branchen- oder gar firmenspezifischen Subventionen eine künstliche Wettbewerbsfähigkeit in Sektoren herzustellen, wo Deutschland oder Europa komparativen Nachteile hätten.

"Es geht vielmehr darum, die Technologieführerschaft in Sektoren mit komparativen Vorteilen zu behaupten und auszubauen. Das gelingt am besten mit einer Stärkung der allgemeinen Standortqualität", sagte Felbermayr.

Im Gutachten wird außerdem für eine Familienunternehmen freundliche Ausgestaltung der Erbschaftsteuer geworben. Denn Familienunternehmen leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung und Förderung von Wohlstand in Deutschland.

"Ihre Innovationskraft und wertegeprägte Unternehmenskultur spielen eine wichtige Rolle für den materiellen und den immateriellen Wohlstand", sagte Windthorst, der öffentliches Recht, Rechtsdogmatik und Rechtsdidaktik an der Universität Bayreuth lehrt. "Diese besondere Verantwortungskultur ist gefährdet, wenn Familienunternehmen nicht weitergeführt, sondern an ausländische Investoren veräußert werden."

   Verhältnismäßigkeit von Eingriffen beachten 

Di Fabio mahnte an, dass der Staat bei der politischen Lenkung von unternehmerischem Verhalten die Belastungswirkungen mit Blick auf Eignung, Erforderlichkeit und Verhältnismäßigkeit von Aufwand und Ertrag berücksichtigen werden sollten.

Rainer Kirchdörfer, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats und Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, sagte anlässlich des Gutachtens, dass die Unternehmen "grundlegend bessere Bedingungen" für ihre unternehmerische Tätigkeit benötigten.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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