Kommentar
09:44 Uhr, 28.10.2004

Beige Book zeigt wirtschaftliche Expansion an

1. Wie die US-Notenbank in ihrem neuesten Überblick über die Wirtschaftsbedingungen in den einzelnen Regionen, dem so genannten Beige Book1, berichtet, setzte sich der Aufschwung in den letzten Monaten weiter fort. Allerdings würden hohe Energiekosten die Ausgaben der Unternehmen und Haushalte dämpfen.

2. Das Konsumverhalten der Haushalte war über die einzelnen Distrikte und Ausgabenkategorien hinweg sehr gemischt. Die kommenden Präsidentschaftswahlen am 2. November haben die Unsicherheit der Konsumenten erhöht.

3. Die Ausgaben der Unternehmen zogen dagegen in den meisten Regionen an, wobei sich die Kapitalausgaben und Neueinstellungen moderat erhöhten. Die Situation im verarbeitenden Gewerbe verbesserte sich weiter.

4. Die Aktivität im privaten Wohnungsbau blieb in den meisten Distrikten robust, zeigte aber in einigen eine Verlangsamung. Die Immobilienpreise zogen in den meisten Distrikten an. Der gewerbliche Immobilienmarkt ist nach wie vor relativ schwach, auch wenn hier ebenfalls Zeichen einer Verbesserung zu konstatieren sind.

5. Die Kreditnachfrage der Haushalte ließ etwas nach, dafür zog die Kreditnachfrage der Unternehmen an. Für die gesunkene Kreditnachfrage der Haushalte ist in erster Linie eine geringere Refinanzierungsaktivität bei den Hypotheken verantwortlich.

6. Die Unternehmen machen sich Sorgen über steigende Kosten für Energie und andere Einsatzfaktoren, auch wenn sie verstärkt einen Teil der höheren Kosten an die Konsumenten überwälzen konnten. Trotzdem blieb der Lohn- und Preisdruck verhalten, und dies, obwohl sich die Arbeitsmarktsituation in den meisten Distrikten verbesserte und zum Teil auch ein Arbeitskräftemangel bei bestimmten Berufsgruppen zu konstatieren ist. In den meisten Distrikten klagen die Unternehmen über hohe Beiträge zur Gesundheitsversicherung.

7. Alles in allem zeichnet das Beige Book das Bild einer nicht berauschenden, aber doch soliden Expansion der US-Wirtschaft. Sorgen bereiten vor allem die hohen Ölpreise und der damit einher gehende Anstieg der Energiekosten, der sich aber in den Statistiken zu den Verbraucherpreisen für September nicht nieder geschlagen hatte: Der Energiepreisindex war im September um 0,4 % gefallen. Was die Inflation angeht, so zeigen sich in einzelnen Sektoren erste Anzeichen für Preisüberwälzungen der Unternehmen auf die Konsumenten. Auch ist vereinzelt höherer Lohndruck festzustellen.

8. Für die Geldpolitik bedeutet dieses Beige Book dreierlei: Erstens, der Aufschwung ist intakt. Zweitens, die Ölpreise bereiten Sorgen und stellen die Geldpolitik vor ein Dilemma: Einerseits belasten sie den Konsum, andererseits erhöhen sie das Risiko, dass sich die höheren Energiepreise in höheren Inflationsraten widerspiegeln. Das erste Argument würde für ein Aussetzen weiterer Zinserhöhungen sprechen, das zweite Argument für ein Fortsetzen. Drittens, der sich verbessernde Arbeitsmarkt erhöht das Risiko, dass die Lohnforderungen in nicht allzu ferner Zukunft ansteigen könnten. Die Geldpolitik hat daher allen Grund, die Zinsen am 10. November zu erhöhen, und dies im Jahr 2005 auch fortzusetzen. Dies sollte aber - von der Federal Reserve fast schon gebetsmühlenhaft kommuniziert - maßvoll erfolgen. Als Risikomanager der US-Wirtschaft hat die Federal Reserve auch die Möglichkeit in ihr Kalkül einzubeziehen, dass der Aufschwung ölpreisbedingt abbricht,- von daher die in der Höhe maßvollen und zeitlich gestreckten Zinserhöhungen.

9. Wir erwarten für den nächsten Zinsentscheid am 10. November eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte auf ein Niveau von dann 2 %. Im Dezember sollte die Fed eine Pause im Zinserhöhungszyklus einlegen, um danach Ende Januar mit den Zinserhöhungen fortzufahren. Eine längere Pause bei den Zinserhöhungen wäre allerdings dann zu erwarten, wenn die Ölpreise größere Schleifspuren in der Realwirtschaft als bislang erwartet hinterlassen. In diesem Fall müsste die Fed ernsthaft darüber nachdenken, ob sie den Zinserhöhungszyklus früher abbrechen muss als geplant. Dies allerdings nur unter der Voraussetzung, dass von der Inflationsseite - und hier v.a. von Seiten der Inflationserwartungen - keine Probleme resultieren. Wir erwarten weiterhin, dass das Leitzinsniveau Ende 2005 bei 3,75 % liegen wird.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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