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11:46 Uhr, 26.04.2024

BDEW: Deutschland deckt Strombedarf zu 56 Prozent mit Erneuerbare Energien

Von Andrea Thomas

BERLIN (Dow Jones) - Erneuerbare Energien haben im ersten Quartal 2024 rund 56 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland gedeckt. Damit wurden zwischen Januar und März in Deutschland 9 Prozent mehr Ökostrom erzeugt als im Vorjahreszeitraum. Das zeigten vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Beide mahnten dennoch mehr Anstrengungen an, damit Deutschland seine Klimaschutzziele erreichen zu können. Die Bundesregierung will, dass 2030 80 Prozent des Strombedarfs aus Erneuerbaren gedeckt wird.

Der Untersuchung zufolge haben Erneuerbare-Energien-Anlagen von Januar bis März rund 75,9 Milliarden Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt. Allein Windenergieanlagen an Land produzierten 39,4 Milliarden kWh Strom und deckten damit mehr als ein Viertel des Strombedarfs in Deutschland.

Auch die Wasserkraft trug demnach in den vergangenen Monaten mit 5,3 Milliarden kWh Strom für ihre Verhältnisse überdurchschnittlich stark zur Stromerzeugung bei. So produzierten Wasserkraftanalgen rund 27 Prozent mehr Strom als im ersten Quartal 2023. Insgesamt deckten sie 4 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs, erklärten die beiden Verbände.

"Die zuletzt stetig steigenden Erneuerbaren-Anteile am Stromverbrauch zeigen, dass wir auf einem guten Weg sind. Der Ausbau erneuerbarer Energien hat zuletzt deutlich zugelegt. Das schlägt sich jetzt in der Stromerzeugung nieder", sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. "Klar ist aber auch: Um die Klimaziele zu erreichen, müssen wir noch eine Schippe drauflegen."

Das am Freitag im Bundestag beschlossene Solarpaket enthalte wichtige Instrumente, um sowohl den Ausbau der Photovoltaik als auch den der Windenergie an Land weiter zu beschleunigen. Die vorgesehenen Maßnahmen müssten nun schnell in die Umsetzung gehen. Zudem müsse der Aus- und Umbau der Netze weiter vorangetrieben werden, damit der grüne Strom zu den Verbraucher gelangt, betonte sie.

   Kritik an Finanzierung des Wasserstoffkernnetzes 

Auch Frithjof Staiß, geschäftsführender Vorstand des ZSW fordert mehr Anstrengungen, besonders bei den Bedingungen für den Ausbau des Wasserstoffkernnetzes."Um eine effiziente, zuverlässige, sichere und treibhausgasneutrale Stromversorgung auf der Basis von 100 Prozent erneuerbaren Energien inklusive Wasserstoff möglichst bereits bis 2035 realisieren zu können, brauchen wir nicht nur eine stringente und vor allem integrierte Infrastrukturplanung für Strom und Wasserstoff, sondern vor allem auch deren Umsetzung", sagte Staiß.

Mit der aktuellen Bedarfsabfrage für den Netzentwicklungsplan der Regierung seien zwar erstmals die Weichen in diese Richtung gestellt worden. Aber er warnte, dass sich die Umsetzung des Wasserstoffkernnetzes deutlich verzögern könnte, wenn mit den beschlossenen Finanzierungsbedingungen nicht ausreichend privatwirtschaftliches Kapitel aktiviert werden könnte. "So muss sich trotz der aktuell sehr hohen Ausbaudynamik bei der Photovoltaik und den erfreulicherweise steigenden Ausbauraten bei der Windenergie erst noch zeigen, ob parallel auch die Ziele für den Infrastrukturausbau erreicht werden können", sagte er.

Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com

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