Kommentar
14:18 Uhr, 02.04.2013

Bankguthaben nicht mehr sicher - was nun?

Die Märkte haben das Drama um die Enteignung in Zypern offenbar vorerst verdaut, aber das Thema an sich wird uns nicht mehr loslassen. Ich muss da dem Kollegen Andreas Hoose Recht geben – Bankguthaben sind nicht mehr sicher (wenn sie es denn je waren).

Es ist jetzt sicherlich nicht so, dass nächste Woche oder nächsten Monat eine weitere derartige Aktion vor der Tür steht. Aber grundsätzlich muss Ihnen klar sein, dass Guthaben über 100 TSD EUR für die EU offenbar Freiwild geworden sind. Und ob es bei dieser Grenze bleibt, darf getrost bezweifelt werden. Ich gehe sogar fest davon aus, dass die Grenze für die gesetzliche Einlagensicherung angepasst werden wird, vermutlich auf 50 TSD EUR. Bedenken Sie, dass der „sichere“ Betrag noch bis 2009 bei nur 20 TSD EUR lag – mit 10% Selbstbehalt!

Die Frage ist nun eigentlich, welche Konsequenzen man denn ziehen soll. Rein in Aktien, Gold, Immobilien, cash? Zunächst mal muss eines klar sein – SOLLTE es europaweit zu einer umfassenden Rasur von Bankguthaben kommen, denn gibt es danach schlichtweg viel weniger Geld. Unter sonst gleichen Bedingungen sollten dann eigentlich alle Vermögensgüter billiger werden. In dem speziellen Szenario über das wir hier spekulieren, also europaweiter Zypern-Style, wären nur Bankguthaben betroffen. Unter strenger Beachtung dieser Annahme bietet sich etwas an, wozu ich eigentlich nie raten würde, da es mit vielen Nachteilen verbunden ist: Nämlich vorübergehend Bargeld horten.
Bargeld zuhause aufbewahren ist eigentlich dermaßen „old school“, dass es doch reichlich deplatziert wirkt. Nicht zuletzt ist das Vermögen so allen möglichen Widrigkeiten ausgesetzt, vom Feuer bis hin zu Einbrechern. Ein solider Tresor soll da allerdings Wunder wirken. Da es derzeit ohnehin kaum Zinsen auf den Konten gibt, sind die Opportunitätskosten eines persönlichen Bankruns überschaubar.

Was ist mit Aktien? Prinzipiell ja, aber drei Fakten müssen Sie bedenken. Erstens hat der Zypernfall bewiesen, dass Firmenkonten ganz genauso geplündert werden wie Privatkonten. Es könnte also sein, dass Ihr Unternehmen nach einem Wochenende X auf einmal z.B. 30% weniger auf dem Konto hat und womöglich in dramatische Probleme gerät (in Zypern sind aktuell etliche Firmen akut von Insolvenz bedroht!). Zweitens wird eine reduzierte Geldmenge nicht gerade zu einem Wirtschaftsboom führen. Somit könnten Aktien fundamental teurer werden. Und drittens bedeutet weniger Geld auf den Konten schlichtweg auch weniger Geld, das für Investitionen am Aktienmarkt zur Verfügung steht.

Soweit meine kurzen Gedanken dazu. Das Thema ist so komplex, dass es in einem größeren Kontext durchdacht werden muss. Was ich in Kürze nachholen werde.

Ihr Daniel Kühn

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3. Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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