Kommentar
10:54 Uhr, 05.10.2011

Bankenkrise 2.0? Europäische Institute verlangen Rekordabsicherungen für Kredite

Die Bankhäuser in Europa werden zunehmend nervöser. Ein signifikanter Gradmesser für die wachsende Unruhe im Finanzsektor ist der Preisindex für Kreditausfallversicherungen (CDS). Dieser bildet die Kreditqualität von Kredithäusern in der Euro-Zone ab. Geldgeber sichern sich damit gegen mögliche Zahlungsausfälle des Kreditnehmers ab. Einem Bericht der britischen "Financial Times" von diesem Mittwoch zufolge sind die Preise im CDS-Index iTraxx im September auf ein Rekordniveau angestiegen.

Der iTraxx ist am Dienstag zeitweise auf 650 Basispunkte gelandet. Er lag damit weit über dem Niveau nach dem Crash der US-Investmentbank Lehman Brothers. Nach der damaligen Pleite war der Index maximal auf 400 Basispunkte geklettert. Zur Verdeutlichung: Mit jedem Basispunkt steigt der Preis für die Versicherung eines Zehn-Millionen-Euro-Kredits um 1000 Euro.

Eine Spirale komme derzeit in Gang, so die "FT": Je höher das wahrscheinliche Risiko von Zahlungsausfällen, desto teurer wird die Versicherung. Gleichzeitig sorgten steigende CDS-Preise für neue Ängste um die Kreditwürdigkeit der Unternehmen - was wiederum zu Preisanstiegen führen kann.

Mit der belgisch-französischen Dexia muss nun aktuell erneut eine Bank aufgefangen werden, eine Welle von größeren Griechenland-Abschreibungen drückt die Branche. Weitere Notverstaatlichungen stehen an. Die Lage für Geldinstitute ist in der Tat ernst. Viele Banken seien nicht gerade krisensicher und operativ nicht gut aufgestellt sein, warnen Wirtschaftsprüfer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young in einer aktuellen Studie. Ein weiteres großes Problem ist die langfristige Liquidität der Banken. „Es ist ein Problem, dass längerfristige Liquidität für die Banken am Markt sehr schwer zu bekommen ist“, sagte EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny am Dienstag auf einer Konferenz in Wien.

Für das Bankenmagazin Euromoney ist der Preisanstieg für die CDS vor allem mit technischen Gründen zu erklären und weniger mit der schwindenden Kreditqualität. Er könnte laut dem Magazin sogar eine Folge des Markterfolgs sein. Es liege, so Euromoney, am starken Anwachsen des Anleihengeschäfts. Dadurch laufen automatisch eine Reihe von Derivativgeschäften mit, die gegenüber den Kunden und anderen Tradern abgeschlossen werden, um Positionen abzusichern. Wenn die Gegenparteien nun ihre Risiken ebenfalls absichern wollen, dann benötigten sie CDS-Versicherungen, so dass mit steigendem Fixzins-Geschäftsvolumen auch die Nachfrage nach den CDS ansteige. Dies wiederum könnte für den Preisanstieg verantwortlich sein.

Autor: Bernd Lammert - BörseGo.de Redaktion

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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