Kommentar
17:19 Uhr, 06.11.2009

Banken setzen Märkte wieder unter Druck

In unserem Modellportfolio haben wir das Risiko weiter verringert. In europäischen Aktien sind wir aufgrund des starken Euro und der Ergebnisse unseres Saisonalitätsmodells nicht mehr übergewichtet, sondern neutral positioniert. Die Währungsaufwertung könnte ungünstig für europäische Unternehmen sein. Im Gegenzug haben wir unsere USAktienpositionierung von untergewichtet auf neutral angehoben. Insgesamt bleiben wir in Aktien übergewichtet, da wir in den Emerging Markets übergewichtet sind.

Der Bankensektor war eine Belastung für den Aktienmarkt und verhinderte größere Kursanstiege. Der Finanzsektor hatte die jüngste Rallye maßgeblich bestimmt. Die schlechten Nachrichten kamen aus Großbritannien, wo die Royal Bank of Scotland und Lloyds massive staatliche Kapitalspritzen benötigen. Trotz neuer Aktienemissionen dürfte der Staatsanteil an den Banken weiter steigen. Das gilt insbesondere für die RBS, die außerdem gezwungen ist, sich von Aktiva zu trennen.

Die Unternehmensgewinne waren zuletzt keine große Hilfe, da weniger Unternehmen als bisher positiv überraschten. Einige Faktoren sprechen für eine Verschlechterung des technischen Umfelds; eine ausgeprägte Korrektur erwarten wir aber nicht. Die Wirtschaft dürfte weiter wachsen, so dass auch die Unternehmensgewinne weiter steigen dürften. Wir halten es für unwahrscheinlich, dass die Zinsen in den Industrieländern vor der zweiten Jahreshälfte 2010 erhöht werden. Die Anleiherenditen dürften nicht deutlich steigen. Es gibt einige Hinweise darauf, dass sowohl private als auch institutionellen Anlegern nur leicht übergewichtet sind.

Wir haben unsere Übergewichtung von Investmentgrade-Unternehmensanleihen verringert und sind nur noch neutral positioniert. Die Unternehmensanleihespreads sind jetzt wieder so eng wie vor dem Lehman-Konkurs vor einem Jahr. In den letzten Wochen haben wir Gewinne mitgenommen. Dies bedeutet nicht, dass wir jetzt pessimistisch für diese Assetklasse sind, zumal wir High Yield nach wie vor übergewichten. Die Erlöse unserer Verkäufe haben wir in Staatsanleihen investiert, wo wir jetzt weniger stark untergewichtet sind. In Renten insgesamt sind wir weiter untergewichtet.

Erstmals seit dem 2. Quartal 2008 ist die US-Wirtschaft wieder gewachsen – um 3,5% im 3. Quartal 2009 (annualisiert). Die schlimmste Rezession seit dem 2. Weltkrieg ist zu Ende, und die kurzfristigen Aussichten sind hervorragend. Der Einkaufsmanager-Index für das verarbeitende Gewerbe stieg im Oktober auf ein Vierjahreshoch. Die größte Überraschung war die Beschäftigungskomponente. Ihr deutlicher Anstieg signalisierte das Ende der Arbeitsplatzverluste.

In den USA dürften die Staatsausgaben hoch bleiben, da bislang nur 25% des 787 Mrd. US-Dollar umfassenden Konjunkturpakets ausgegeben wurden. Um das Wachstum zu beschleunigen, müssen die privaten Ausgaben steigen – doch ob dies dauerhaft möglich ist, bleibt fraglich. Bislang hatte das Wiederauffüllen der Lagerbestände noch keine merklichen Auswirkungen auf die Konjunktur. Üblicherweise sorgen Lagerinvestitionen nach einer Rezession zwei Quartale lang für mehr Wachstum und können es um mehrere Prozentpunkte nach oben treiben.

Der Automobilabsatz ist nach seinem Einbruch im September im Oktober zwar leicht gestiegen, bleibt aber erheblich hinter der Zeit zurück, als die Abwrackprämie gezahlt wurde. Tatsächlich ist der Konsum im September real zurückgegangen. Angesichts der enormen Vermögensverluste und der beispiellos niedrigen Sparquote bleibt die Konsumzurückhaltung unserer Ansicht nach das größte Risiko für die US-Wirtschaft.

Der Economic Sentiment Index (ESI), einer der besten Frühindikatoren für den Euroraum, ist im Oktober zum siebten Mal in Folge gestiegen. Der Indikator signalisiert eine Erholung, die allerdings angesichts der Schwere der Rezession nicht besonders stark ausfallen dürfte. Im September ist die Arbeitslosenquote in Europa auf 9,7% gestiegen; in Deutschland fiel sie aber überraschend zum vierten Mal in Folge. Weniger erfreulich war, dass die deutschen Verbraucher nicht auf diese gute Nachricht reagierten. Die Einzelhandelsumsätze fielen im September – entgegen den Analystenerwartungen, die von einem Anstieg ausgegangen waren.

Der japanische Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe stabilisierte sich im Oktober auf relativ hohem Niveau. Der Index zeigt, wie stark Japan von der weltweiten Erholung der Industriekonjunktur profitiert. Die Arbeitseinkommen (ohne Sachbezüge) fielen im September um 1,6% (im Vorjahresvergleich). Dies ist zwar deutlich weniger als der 7-prozentige Rückgang im Juni, zeigt aber auch, dass die japanische Wirtschaft der Deflation noch nicht entkommen ist. Die Bank of Japan geht davon aus, dass die Deflation noch bis 2011 anhält.

Von den kurzfristigen Konjunkturprogrammen der Bank sollen die Ankäufe von Unternehmensanleihen und Commercial Paper Ende des Jahres auslaufen. Bevor man aber mit einer Zinserhöhung rechnen kann, muss erst das Quantitative Easing weiter zurückgeschraubt werden. Die Reserve Bank of Australien hat ihren Leitzins um weiter 25 Basispunkte angehoben. Da der letzte Zinsschritt erst einen Monat zurückliegt, könnte dies sehr entschlossen wirken. Die Bank erklärte aber, die expansive Geldpolitik schrittweise zu beenden.

Solange die Kerninflation niedrig bleibt, können sich die Zentralbanken mit Zinserhöhungen getrost Zeit lassen. Wir gehen davon aus, dass die niedrigen Leitzinsen und die geringe Inflation für niedrige Anleiherenditen sorgen. Bei seiner letzten Sitzung ließ der Offenmarktausschuss der Fed die Leitzinsen unverändert. Man erwartet noch immer, dass die Zinsen noch längere Zeit niedrig bleiben. Das Auslaufen des Staatsanleihen-Ankaufprogramms hatte keine dauerhaften Auswirkungen auf die Renditen, da erfolgreiche Auktionen den Markt stützten. Der Rentenmarkt profitiert davon.

Quelle: Fortis Investment

Fortis Investments ist die unabhängige internationale Asset-Management-Tochter der Fortis-Gruppe. Mit über 40 Investmentzentren, 500 Investmentspezialisten und über 2.000 Mitarbeitern ist Fortis in mehr als 30 Ländern vertreten. Das weltweit verwaltete Vermögen beträgt 170 Milliarden Euro (Stand: 31. Dezember 2008).

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