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04:00 Uhr, 31.12.2024

Banken-Chefvolkswirte blicken verhalten optimistisch auf 2025

DOW JONES--Die Chefvolkswirte der größten deutschen Banken blicken nach zwei Jahren Rezession verhalten optimistisch auf das neue Jahr 2025. Das Wachstumsmodell der deutschen Wirtschaft verschiebe sich hin zu Hightech-Branchen, in denen intellektuelles Eigentum und hochqualifiziertes Personal zunehmend das wichtigste Kapital seien, sagte der Inlandschefvolkswirt der Deutschen Bank, Robin Winkler der "Augsburger Allgemeinen" (Dienstagausgabe) "Wir beobachten eine deutliche Zunahme der Unternehmensinvestitionen in Forschung und Entwicklung, während weniger in physische Anlagen wie Maschinen investiert wird", sagte er.

"Diese Anforderungen am Arbeitsmarkt abzubilden, ist natürlich eine große Herausforderung, aber bietet für Deutschland auch gewaltige Chancen", betonte der Deutsche-Bank-Ökonom. Deutschland werde dabei auch von der historischen technologischen Revolution der Künstlichen Intelligenz profitieren, auch wenn es dabei keine Vorreiternation sei.

Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, sieht positive Anzeichen, dass sich trotz schwachem Weihnachtsgeschäfts die Verbrauchernachfrage in Deutschland im neuen Jahr verbessert. "Seit über einem Jahr steigen die Löhne wieder kräftiger als die Verbraucherpreise, die Kaufkraft erholt sich also deutlich", sagte Krämer der Zeitung. Wichtig seien aber wirtschaftliche Reformen nach der Bundestagswahl. "Das Wachstum dürfte im Jahr 2025 mit 0,2 Prozent äußerst bescheiden ausfallen", mahnte Krämer.

Die Chefvolkswirtin und Managing Director der Helaba, Gertrud R. Traud, erwartet 2025 spürbare Impulse der Inlandsnachfrage durch ein Anziehen des privaten Konsums. "Während die Verbraucher 2024 die höheren Reallöhne noch vermehrt dazu nutzten, ihre Ersparnisse aufzustocken, werden sie im neuen Jahr wieder mehr konsumieren", sagte Traud der "Augsburger Allgemeinen". Weiter sinkende Leitzinsen eröffneten zudem Aktienmarkt zusätzliche Bewertungsspielräume. „Auch sich verbessernde globale Wachstums- und Gewinnperspektiven sprechen für moderat steigende Notierungen 2025", erklärte die Helaba-Chef-Ökonomin.

Der Chefvolkswirt der Deka Bank, Ulrich Kater, warnt dagegen, dass Deutschland ohne Reformen weiter hinter anderen Industrienationen beim Wachstum zurückbleiben werde. Die Zeichen des Umbruchs und der Unsicherheit in der Weltpolitik und der Weltwirtschaft mit der Wiederwahl Donald Trumps, der neuen Technologiegeneration durch Plattformökonomie und der künstlichen Intelligenz würden in Deutschland noch nicht ausreichend wahrgenommen.

Auch der Chefvolkswirt der DZ Bank, Michael Holstein, sieht langfristige Gefahren durch die drohenden Verwerfungen im Handel zwischen den USA, China und Europa: "Exportabhängige Volkswirtschaften wie China und Deutschland dürften unter Trumps Zollpolitik besonders leiden", sagte er der "Augsburger Allgemeinen". 2025 sei zwar zunächst mit vorgezogenen Handelsströmen zu rechnen, die das Wachstum in den ersten Monaten beleben dürften. "Unter der Annahme, dass US-Strafzölle dann im Laufe des kommenden Jahres eingeführt werden, überwiegen 2026 die Belastungen durch die neuen Handelshürden", sagte der DZ-Bank-Ökonom voraus. Käme es doch nicht im großen Ausmaß zu den angedrohten Strafzöllen, könnte dies zu einem positiven Effekt für Deutschland führen.

Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com

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